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Nitzsch wählte die Versammlung den Prof. Weizsäcker, der an beiden letzten Sitzungen theilnahm.

Die von den Leitern der einzelnen Abtheilungen erstatteten Berichte sowol über die vollendeten wie über die in Druck oder in der Vorbereitung befindlichen Arbeiten waren im allgemeinen nur erfreulicher Art. Ausgegeben sind im Laufe des letzten Jahres:

von der Abtheilung Auctores antiquissimi:

1. Tom. V, pars 2: D. Magni Ausonii opuscula rec. C. Schenkl; 2. Tom. VI, pars 1: Q. Aurelii Symmachi quae supersunt ed. O. Seeck; 3. Tom. VI, pars 2: Alcimi Ecdicii Aviti Viennensis episcopi opera quae supersunt rec. R. Peiper;

von der Abtheilung Scriptores:

4. Scriptores rerum Merovingicarum Tom. I, pars 1 (auch unter dem Titel: Gregorii Turonensis opera ediderunt W. Arndt et Br. Krusch, pars 1 Historia Francorum);

5. Tom. XIV der Ausgabe in Folio;

6. Vita Anskarii auctore Rimberto. Accedit Vita Rimberti. Rec. G. Waitz. 8°;

von der Abtheilung Leges:

7. Tom. V fasc. 2 der Folio-Ausgabe; und daraus abgedruckt

8. Lex Ribuaria et Lex Francorum Chamavorum ed. R. Sohm. 8o;

9. Capitularia regum Francorum denuo edidit A. Boretius. Tom. I, pars posterior. 4o;

von der Abtheilung Antiquitates:

10. 11. Poetae Latini aevi Carolini. Rec. Ern. Dümmler. pars 1. 2;

Tom. II,

von dem Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere Deutsche Geschichte:

12. Band IX in 3 Heften.

Die Zahl der Bände übertrifft erheblich die der beiden letzten Jahre; ebenso viele sind im Druck befindlich.

In der Abtheilung Auctores antiquissimi unter Leitung des Prof. Mommsen ist der Druck der zweiten Abtheilung der Werke des Fortunatus, die prosaischen Schriften bearbeitet von Dr. Krusch enthaltend, begonnen. Dem Abschluss nahe ist der des Ennodius von Dr. Vogel, jetzt in Zweibrücken. Dagegen hat die Ausgabe des Sidonius durch Krankheit des Herausgebers, Prof. Lütjohann in Kiel, eine Unterbrechung erlitten. Die Vorarbeiten für den Claudian, die Prof. Birt in Marburg selbst auf einer Reise in Italien förderte, während andere Collationen von Dr. Mau, Dr. Wissowa u. a. besorgt wurden, nähern sich ihrem Abschluss. Die Vollendung des Cassiodor hat Dr. W. Meyer in München bis Ostern 1885 in Aussicht gestellt.

Die Abtheilung Scriptores, deren Leitung in den Händen des Vorsitzenden der Centraldirection ruht, lieferte in der ersten Hälfte des ersten Bandes der Scriptores rerum Merovingicarum eine kritische Ausgabe der Historia Francorum des Gregor von Tours, mit der sich früher Bethmann, dann auf Grund grossentheils neuer Collationen der wichtigeren Handschriften Prof. Arndt in Leipzig längere Zeit beschäftigt hat. Bei der Schwierigkeit über die Grammatik und Rechtschreibung des Autors ins

Reine zu kommen, ist es angemessen erschienen, die Varianten der ältesten, leider nur nicht vollständigen Codices in grösster Vollständigkeit zu geben. Es werden sich sofort die übrigen Schriften Gregors, namentlich seine 8 Bücher Miracula, bearbeitet von Dr. Krusch, anschliessen, bei denen schon des geringeren Alters der erhaltenen Codices wegen ein anderes Verfahren geboten war. Erst nach Vollendung dieser Arbeit werden bestimmtere Resultate über die Sprache Gregors gewonnen werden können, die auch einer in Aussicht genommenen Octavausgabe der Historia Francorum zu gute kommen können. Das grosse Sammelwerk des sog. Fredegar und die Gesta Francorum, deren Ausgabe Dr. Krusch in der Hauptsache schon früher abgeschlossen, sind dem 2. Bande vorbehalten. Der Apparat für die Vitae der Merovingischen Zeit erhielt gelegentlich einige Ergänzungen. Für die Gesta pontificum Romanorum ist auf einer Reise des Leiters in Oberitalien gearbeitet; eine im letzten Heft des Neuen Archivs mitgetheilte Abhandlung über den sogenannten Catalogus Canonianus gibt einen Beitrag zur Geschichte der Ueberlieferung, zeigt aber auch die Nothwendigkeit noch weiterer handschriftlicher Untersuchungen. Nachdem der im Laufe des

Jahres ausgegebene 14. Band als Nachträge zu den ersten 12 Bänden eine Anzahl Bistl.ums- und Klostergeschichten bis hinab in die Anfänge der Staufischen Zeit gebracht hat, wurden für den 15. Vitae der Karolingischen und späteren Zeit, welche bis dahin zurückgestellt waren, in Angriff genommen und mehrere derselben von Dr. Holder-Egger druck fertig gemacht, wofür er Handschriften aus Bamberg, Erfurt, Erlangen, München, Wien, Würzburg hier vergleichen konnte, andere auf einer Reise in Nordfrankreich und Belgien benutzte. Die Arbeit führte zu der interessanten Entdeckung, dass die Vita Lulli das Werk des Lambert von Hersfeld und in einem Codex der fürstlich Wallerstein'schen Bibliothek in Maihingen sein Original concept erhalten sei, wie es ein Aufsatz im Neuen Archiv nachweist. Die Vita Benedicti Anianensis verglich mit der Handschrift im Präfecturarchiv zu Montpellier Dr. Bonnet, die Gesta Aldrici Cenomannensis mit dem Codex von Le Mans, der durch gütige Vermittlung des Directors der Nationalbibliothek L. Delisle, dem die Centraldirection für stets bereite Förderung ihrer Arbeiten dankbarst verpflichtet ist, nach Paris gesandt ward, A. Molinier. Inzwischen ist der 27. Band der Scriptores, der die für die Geschichte Deutschlands, Flanderns und Italiens reichen Nachrichten der Englischen Historiker des 12. und 13. Jahrhunderts enthält, im Druck bedeutend orgeschritten. Dr. Liebermann, der theils die von Prof. Pauli begonnenen Arbeiten ergänzt, theils allein eine Reihe wichtiger Editionen besorgt, hat dafür auch dies Jahr in Englischen Bibliotheken gearbeitet. - Der ständige Mitarbeiter der Abtheilung, Dr. Francke, hat sich mit der Ausgabe mehrerer Streitschriften aus der Zeit Heinrich IV. und Gregor VII. beschäftigt, die des Gebehard von Salzburg, Wenrich, Manegold nahezu vollendet, Handschriften des Bernold verglichen. Für die Italienischen Chroniken der Staufischen Zeit hat Dr. Holder-Egger eine Reise nach Italien angetreten und zunächst die Handschrift des Salimbene in Rom in Angriff genommen. Die von mehreren Seiten gewünschte Octavausgabe der Vita Anskarii von Rimbert, der sich die kürzere Vita Rimberti anschliesst, hat im wesentlichen an dem schon von Dahlmann (Scriptores II) zu grunde gelegten Text der Stuttgarter Handschrift fest

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halten können, aber zuerst die in Paris und Amiens befindlichen, welche aus Corbie stammen, nach Vergleichungen von Molinier und HolderEgger herangezogen und über zwei jüngere in Hamburg und Kopenhagen, über diese nach gefälliger Mittheilung des Hrn. Oberbiblothekar Brunn, Auskunft gegeben. Das Bedürfniss einer neuen Octavausgabe der Gesta Friderici I. von Otto und Rahewin nöthigte zu einer genaueren Untersuchung der handschriftlichen Ueberlieferung, die in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie mitgetheilt ist. Ihre Resultate, nach welchen drei Recensionen zu unterscheiden sind, von denen eine die älteste Gestalt des Werkes repräsentirt, eine andere, die in der Bearbeitung von Wilmans bevorzugt ward, eine fremde Hand zu verrathen scheint, sind der Ausgabe zu Grunde gelegt, für welche die Handschriften in Wolfenbüttel, Giessen und Regensburg neu verglichen, über andere die nöthigen Nachrichten eingeholt wurden; mehrere Bogen liegen gedruckt vor. Der schon für das verflossene Jahr in Aussicht genommene Druck der Kaiserchronik, die den ersten Band der Deutschen Chroniken eröffnet, ward durch persönliche Verhältnisse des Herausgebers, Dr. Schröder in Göttingen, verzögert, wird aber demnächst in Angriff genommen werden können. Daran werden sich die Werke des Enenkel reihen, bearbeitet von Prof. Strauch in Tübingen, der neuerdings in der Zeitschrift für Deutsches Alterthum über den Autor gehandelt hat. Dr. Lichtenstein in Breslau gedenkt den Text von Ottokars Steirischer Reimchronik in diesem Jahr zum Abschluss zu bringen.

Die Abtheilung Leges hat in der kritischen, mit reichem Commentar ausgestatteten Ausgabe der Lex Ribuaria von Prof. Sohm in Strassburg, der die kurze Lex Chamavorum angehängt ist, und die Vollendung des ersten Bandes der Capitularia von Prof. Boretius in Halle zwei wichtige Publicationen erscheinen lassen, die von den Freunden des Deutschen Rechts mit dankbarer Theilnahme aufgenommen sind. Der erste hat sich jetzt entschlossen, auch die Bearbeitung der Lex Salica zu übernehmen, Prof. Boretius wol eine Zeit lang die Arbeiten für den zweiten Band der Capitularia unterbrechen müssen, wird sie aber demnächst wieder aufnehmen können. An der Sammlung der Formeln von Dr. Zeumer wird fortwährend gedruckt; es ist dem Herausgeber gelungen, bedeutende Fragmente einer bisher so gut wie unbekannten Bairischen Sammlung zu geben, die sich in München theils in der Hof- und Staatsbibliothek, theils in der Bibliothek des historischen Vereins für Oberbaiern befinden. Prof. Weiland in Göttingen gedenkt die neue Ausgabe der Reichsgesetze (Leges II) im nächsten Jahre bis Rudolf von Habsburg druckfertig zu liefern. Mit der Bearbeitung des für den ersten Band der Stadtrechte gesammelten Materials ist Prof. Frensdorff daselbst beschäftigt.

Die Urkunden Otto I. sind in der Abtheilung der Diplomata unter Leitung des Hofrath Prof. Sickel in Wien jetzt vollständig gedruckt; nur die Register, mit denen Dr. v. Heinemann beschäftigt war, fehlen noch, um das dritte Heft des ersten Bandes und damit diesen zum Abschluss zu bringen. Alsbald sollen dann die Urkunden Otto II. und III. in Angriff genommen werden, für die das Material grossentheils gesammelt ist, aber nach manchen Entdeckungen neuerer Zeit noch eine Reise zur Nachlese erforderlich erscheint. Als Mitarbeiter ist hauptsächlich auch Dr. Fanta thätig. Der zweite Band der Acta imperii von Hofrath Winkelmann

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in Heidelberg, zu denen die Sammlungen der Monumenta manches beigesteuert haben, nähert sich der Vollendung.

In der Abtheilung Epistolae, welche Prof. Wattenbach leitet, ist der Druck des Registrum Gregorii Magni von Dr. Ewald fortgesetzt, der der Briefe P. Innocenz IV. nach den Vaticanischen Regesten, aus denen Dr. Mau erwünschte Nachträge zu den Sammlungen von Pertz lieferte, und einem hierher mitgetheilten Bande der Pariser Nationalbibliothek von Dr. Rodenberg begonnen. Die Papstbriefe der wichtigen Sammlung im Britischen Museum, über die früher Dr. Ewald gehandelt, sind dem Dr. Löwenfeld zur besonderen Herausgabe überlassen, von einigen anderen Briefen der Abdruck Prof. Bresslau und Dr. Röhricht gestattet. Die für andere Zwecke erbetene Uebersendung einer Pariser Handschrift Karolingischer Zeit gab Anlass, die in ihr enthaltenen Briefe Einhards noch einmal collationiren zu lassen.

Prof. Dümmler vollendete in der seiner Leitung unterstellten Abtheilung der Antiquitates den umfangreichen zweiten Band der Poetae Latini aevi Carolini, der diese wichtige Sammlung auf Grund umfassender Benutzung der handschriftlichen Ueberlieferung bis um das Jahr 860 hinabführt und die Werke einiger der namhaftesten und fruchtbarsten Autoren, Ermoldus Nigellus, Hrabanus Maurus, Walahfridus Strabo, dazu manche kleinere bisher zerstreute Stücke bringt. Diese Sammlung hat, wie sich aus verschiedenen Mittheilungen zeigt, auch das Interesse der Philologen wieder mehr der Lateinischen Poesie des Mittelalters zugewandt; einer derselben, Dr. Traube in München, hat die Bearbeitung einer Reihe von Autoren für den dritten Band übernommen. Auch der Druck der Verbrüderungsbücher von St. Gallen, Pfävers und Reichenau, herausgegeben von Dr. Piper in Altona, ist in der Hauptsache vollendet, nur ein Theil des Registers steht noch aus. Demnächst werden auch die Alamannischen Nekrologien, gesammelt von Dr. Baumann in Donaueschingen, an die Reihe kommen. Zur Bearbeitung der Bairischen, zunächst soweit sie in den Umfang der nach Oesterreich gehörigen Diöcesen fallen, hat sich Dr. Herzberg-Fränkel in Wien bereit erklärt.

Das Neue Archiv unter Redaction des Prof. Wattenbach fährt fort, neben grösseren kritischen Untersuchungen Nachrichten über Handschriften. zu geben, sei es aus gedruckten Katalogen, sei es nach Arbeiten in verschiedenen Bibliotheken oder über solche, die hierher gesandt worden sind. Wie alle Bibliotheken Deutschlands und Oesterreichs — es mögen besonders noch die Privatbibliothek Sr. Majestät des Königs von Württemberg und die des Fürsten von Thurn und Taxis in Regensburg, sowie die des Klosters Admont hervorgehoben werden dazu bereitwilligst die Hand geboten haben, so auch mehrere des Auslandes, allen voran die Pariser Nationalbibliothek, ausserdem die der Klöster Einsiedeln und St. Gallen, die Cantonsbibliothek in Zürich. Aehnlicher Förderung haben sich die Arbeiten, welche in Halle, Wien und anderswo gemacht werden, zu erfreuen, und so gelingt es ohne zu grosse Kosten das umfassende Unternehmen weiter zu führen.

Die elsässische Annalistik in staufischer Zeit (Marbach, Neuburg, Maursmünster, Strassburg).

Von

Aloys Schulte.

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Nur in sehr geringem Masse hat sich das Elsass im früheren Mittelalter an der Geschichtschreibung betheiligt; dasselbe Land, welches am Ende des 13. Jahrhunderts unter der sympathischen Herrschaft der Habsburger die Colmarer und Strassburgischen Geschichtsquellen schuf, das dann zur Zeit Ludwigs des Bayern und seines Nachfolgers in Albert von Hohenberg und Matthias von Neuenburg noch einmal Reichschronisten alter Art erstehen sah, während mit Closener und Königshofen eine neue Art von Geschichtsschreibern erstand, ein anderes Lesepublicum herangebildet war dasselbe Land hat in den Zeiten der Staufer, die doch noch in höherem Masse als die Habsburger mit dem Elsass verwachsen waren, nur eine grössere Chronik geschaffen, die nach dem Augustinerkloster Marbach mit Recht oder Unrecht, das werden wir ja sehen, ihren Namen trägt. Es wäre sehr verkehrt zu glauben, Werth und Zahl der Geschichtswerke stände im Verhältnisse zu der grösseren oder geringeren Theilnahme eines Landes an den geschichtlichen Ereignissen. Das Oberelsass, zum Bisthum Basel gehörig, hat nur kleine Klosterannalen aus der alten Abtei Münster und jüngst veröffentlichte Reste Murbacher Aufzeichnungen aufzuweisen; reicher ist schon das Bisthum Strassburg: die Benedictinerklöster Ebersheim und Maursmünster haben hier ihre Jahrbücher und zu ihnen kommen die jüngst aufgefundenen kleinen Aufzeichnungen aus der Benedictinerabtei Altorf. Wichtiger und älter als alle genannten sind aber die sog. Strassburger Annalen, die in erweiterter Form, als in der uns erhaltenen, die Quelle und Grundlage der gesammten elsässischen Geschichtschreibung jüngerer Tage wurden. Reicher würde schon die Literatur des Elsasses werden, wenn es sich bewahrheitete, dass der Dichter des Ligurinus dem Cistercienserkloster Pairis angehörte, das aber doch auch so durch die dort entstandene Erzählung der Eroberung Konstantinopels 1204 als mit der formvollendetsten

Mittheilungen V.

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