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jetzt, die Förderung jenes Heiratsprojectes eifrig zu betreiben. Da hat es einen Anflug von Tragik, dass eben diese Vermählung und die Gefahr, die dem Neffen Bernabò's aus diesem Machtzuwachs seines Oheims drohte, Giangaleazzo angestachelt zu haben scheint, zu handeln, ehe es zu spät sei, seinem Oheim die Katastrophe zu bereiten, die Regina in angstvollen Träumen vorausgesehen hatte 1),

1) Marzagaia, de modernis gestis (Antiche Conache Veronesi I) 36. Auf der anderen Seite war Bianca von Savoyen, Giangaleazzo's Mutter, durch Visionen geschreckt worden, die ihr die bösen Absichten Bernabò's wider ihren Sohn verriethen. Lamento di Bernabò Visconti v. 18. Arch. stor. Lomb. XX, 609. Valois, la France II, 135, möchte die Frage offen lassen, ob die Verbindung zwischen Bernabò und dem neapolitanischem Prätendenten den Sturz Bernabò's entschieden habe (wie Romano denkt) oder ob Giangaleazzo seit Langem die Beseitigung des Oheims geplant habe?

Zur Geschichte der österreichischen Handelspolitik unter Kaiser Karl VI.

Von

Franz Martin Mayer.

I.

Ueber den Plan, die böhmischen Länder mit Triest und Fiume in eine commercielle Verbindung zu setzen.

Die ersten umfassenden Bemühungen der Regierung Oesterreichs um Belebung der Handelsthätigkeit erfolgten zur Zeit Kaiser Karls VI. Zuerst (1718) wurde ein Handelsvertrag mit der Pforte abgeschlossen, dann wurden Triest und Fiume zu Freihäfen erklärt und die orientalische Handelscompagnie ins Leben gerufen. Auf die Belebung des Handels auf der Donau mit den Balkanländern, des Handels mit anderen Ländern des mittelländischen Meeres von Triest und Fiume aus und durch die orientalische Compagnie bezogen sich alle Massnahmen der Regierung, die es mit ihrer diesbezüglichen Thätigkeit sehr ernst nahm, hiebei aber auf zahlreiche, oft nicht vermuthete Hindernisse stiess. Ich habe über diese Angelegenheiten actenmässig in meiner Schrift „Die Anfänge des Handels und der Industrie in Oesterreich und die orientalische Compagnie" 1) gehandelt nnd gebe hier einen neuen Beitrag zur Geschichte der Handelspolitik Oesterreichs unter Karl VI.

Es ist damals sehr viel angestrebt und verhältnismässig wenig erreicht worden. Besonders täuschte die orientalische Compagnie nahezu alle Hoffnungen, die man auf sie gesetzt hatte, und in den zwei Seehäfen entwickelte sich trotz der vielen Begünstigungen, die man ihnen

1) Innsbruck, Wagner'sche Univers.-Buchhandlung, 1882.
Mittheilungen XVIII.

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zutheil werden liess, trotz der Magazine und Lazarethe, die man dort errichtete, nur langsam ein regeres commercielles Leben. Man hoffte den Aufschwung der Seehäfen auch dadurch zu erreichen, dass man sich bestrebte, den Transport der böhmischen, mährischen und schlesischen Waren nach Triest und Fiume zu erleichtern, und zwar zunächst dadurch, dass man diesen Waren (im Jahre 1727) gewisse Mautbegünstigungen zugestand 1); aber merkwürdiger Weise ist die Regierung damals nicht imstande gewesen, diese Verfügungen durchzuführen. Da sie aber der Ansicht war, dass die commercielle Verbindung der böhmischen Länder mit den zwei Seehäfen von grossem Vortheile wäre, so verlangte sie eine sachgemässe, gründliche Antwort auf die Frage, „ob und welchergestalten mittelst der jetzigen Commercial-Verfassung und denen genommenen Principiis nach durch die freye Meerporten Fiume und Triest nicht sowohl mit dem Ertzherzogthumb Oesterreich, als mit denen Königreich böheimbischen Erblanden ein vice versa haben könnendes Commercium errichtet und vereinbahret, folglich auch zum wahren Nutzen solcher Länder in Stand gesetzet und erhalten werden könnte."

Eine nicht genannte Persönlichkeit unternahm im Auftrage der Regierung im Jahre 17282) eine Reise von Wien über Graz und Laibach nach Triest und Fiume und über Klagenfurt, Eisenerz und Linz nach Wien zurück, um die Industrie- und Handelsverhältnisse in den östlichen Alpenländern kennen zu lernen und eine entschiedene Antwort auf die von der Regierung gestellte Frage zu finden. Der Reisende legte seine Wahrnehmungen in einem Berichte nieder, aus welchem die Hauptsachen hier mitgetheilt werden sollen.

Der Reisende fand die neue Strasse von Wien nach Graz über den „vorhin fast unbrauchbar gewesten Pass Semmering" gut, dagegen war die Strecke bis Laibach noch nicht ganz fertig: die Strasse von Laibach nach Adelsberg war in gutem Zustande, ebenso die von Adelsberg ausgehenden Linien, von denen die eine nach Fiume, die andere nach Triest führte. Aber auf diesen zwei Strassen fehlte es noch an guten Gasthäusern, und Lebensmittel waren schwer zu haben. Doch dies werde sich, meint der Reisende, bald ändern, es sei ein Hauptprincip in allen Landen, vor allem Strassen zu erbauen und in gutem Zustande zu erhalten.

1) Mayer, die Anfänge des Handels u. s. w. S. 95.

2) Das Jahr wird nicht angegeben, aber der Reisende sagt in seinem Berichte: „Ich habe bey der in diesen Landen vorgewesten allerh. Gegenwart Ihr. kays. und kön. Maj. die Reise von Wien nacher Gratz, von da über Laybach nacher Görz etc. gemacht. Die Reise des Kaisers erfolgte im Jahre 1728. (Der Bericht liegt im k. k. H. H. u. Staatsarchiv in Wien).

Triest schien ihm als Hafen „commoder als Fiume situirt"; doch ist der Hafen offen, so dass die Schiffe den im Golfe häufig wüthenden Stürmen ausgesetzt sind; der Hafen von Fiume ist mehr geschützt, und im Nothfalle können die Schiffe in den nahen Häfen von Buccari und Portoré Sicherheit finden. Daher war es gut, dass die orientalische Compagnie den Schwerpunkt ihrer Thätigkeit von Triest nach Fiume verlegt hat. „Dahero auch, sagt der Bericht, vor gut angesehen worden, die in Triest anfänglich etablirte orientalische Compagnie nacher Fiume zu transportiren, obwohlen mit Erbauung der schönsten, kostbarsten Magazine und Lazarethe zu der Seehandlung alles Fundament gelegt worden." Der Handel von Triest war damals äusserst gering. Kaufleute, die „ein Negotium von 10 bis 20.000 Gulden" unternehmen könnten, waren selten. Auch der Director der orientalischen Compagnie, Schubart, den der Reiseude in Graz aufgesucht und auszuforschen gesucht hatte, hatte sich geringschätzig über Triest ausgesprochen. Man werde dort nicht finden, was man suche, meinte er; es seien dort keine Handelsleute und genugsambe Capitalisten vorhanden, so vor ihre Rechnung einige Schiffe mit Effecten aus Ihro kays. Maj. Erblanden beladen und nacher Cadix und den dortigen Ländern absenden könnten." Gering war die Zahl der Schiffe, gering die Waarenvorräthe in den Magazinen, am schlimmsten stand es mit der Thätigkeit der orientalischen Compagnie. Der Verfasser des Reiseberichtes drückt sich darüber so aus: „Von einigen frembden Schiffen (ent) weder dahingeführten oder in deren Magazinen vorhandenen Waaren, damit nur einiger Handel und Gegenhandel zu unternehmen wäre, ist dazumahlen nicht das geringste zu sehen noch zu finden gewesen, wie dann ebenermassen bekanndt, dass die Magazine der orientalischen Compagnie von inländisch- sowohl ausländischen Effecten lehr und offen gestanden und das Ansehen gehabt, als wann niemahls darinnen nur etwas darvon gewesen wäre."

Klagen über die Compagnie waren nicht selten. Es gab früher in Triest viele kleinere Kaufleute, die Oel und Meersalz in die benachbarten Länder führten und dafür Eisen aus Steiermark und Kärnten bezogen, wodurch sie einen bescheidenen Gewinn hatten. Seitdem aber die privilegirte orientalische Compagnie „ihr vorhin frey gehabtes Commercium fast völlig an sich gezogen und ihre solche eingeschränket“, sind sie zu Grunde gerichtet. Die Compagnie brachte Eisen und Stahl in grossen Mengen nach Italien, in die Romagna, nach Neapel und Sicilien; als dieser Handel in Schwung war, war sie so unklug, den Preis dieser Waaren zu erhöhen, wodurch sie bewirkte, dass dieser Handel in's Stocken kam und schliesslich fast ganz aufhörte; denn man wandte sich in Italien dem schwedischen Eisen zu, das viel wohlfeiler war. Die Compagnie, welche den Privatkaufleuten den Eisenhandel entzogen hatte, musste ihre gesammten Vorräthe an Eisen und Stahl losschlagen und lange Zahlungsfristen gewähren, ja sie soll sich den Hauptabnehmern (den Godellischen Erben) gegenüber verpflichtet haben, ,,in gewissen ausgesetzten Jahren mit derley Eysen Handel und Wandel nicht mehr zu treiben" 1). Da die Compagnie auch bei dem Versuche, mit Portugal Handelsgeschäfte anzuknüpfen, nur Verluste hatte, so war es erklärlich, dass damals in ihren Magazinen zu Triest nicht ,,für einen Gulden werth zu finden gewesen.“

In diesem trostlosen Zustande befand sich die Compagnie, obgleich ihr für ihre Unternehmungen ein verhältnismässig grosses Capital zur Verfügung stand. Es ist schwer zu glauben, meint der Verfasser des Reiseberichtes, dass jemals eine Compagnie mit einem stärkeren Capital dörffte zusammengesetzet und etablirt werden können." Aber vom Capital allein, fährt er fort, hängt eben das Aufblühen des Handels nicht ab, sondern vielmehr von der „Facilitirung" des in- und ausländischen Handels und davon, dass das Commercium „in seiner unbeschränkten Freiheit erhalten und nicht ausserordentlich gebunden und beschwehret wird"; das ist nach seiner Ansicht der „wahre und rechte Grundstein zu Emporbringung alles Handels und Wandels." Die Handelsmonopole, die der orientalischen Compagnie gewährt worden waren, haben sich also nicht nur nicht förderlich, sondern vielmehr schädlich erwiesen.

Zur Verwirklichung des Planes, in Oesterreich mittels der zwei Seehäfen Fiume und Triest ein „Universal-Commercium" zustande zu bringen, könnte man, meint der Verfasser, den Vorschlag machen, der Kaiser solle in diesen zwei Porten eine solche Universal-Stapel dergestalten verwilligen", dass alle fremden Waren nur durch diese Häfen nach Oesterreich gebracht und alle inländischen Waaren nur durch sie ausgeführt werden dürften; denn dann müsste sich aller Handel in diese Häfen ziehen. Der Verfasser findet es nothwendig, die Hindernisse auseinanderzusetzen, die diesem ungeheuerlichen Plane entgegentreten würden, wobei wir wenigstens zur Kenntnis dankens

1) Die Verdrängung des steirischen und kärntischen Eisens aus Italien wird auch in der 1759 verfassten Beschreibung der innerösterreichischen Länder von Stupan von Ehrenstein erwähnt, aber anders erkläst. Der Hauptmarkt war Sinigaglia. Vgl. Beiträge z. K. steierm. Geschichtsquellen 24. Jahrg. (1892) S. 8.

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