Slike stranica
PDF
ePub

Tous deux des plus iolis & les

Du père.

viuans portraits

que todo fe le femeja

a fu pay.

In der 7. und Schlußszene setzte der französische Dichter seine Nachahmung Coellos in ähnlicher Weise fort. Neben vielen wörtlich übertragenen Stellen hat er indes auch selbständige Züge. So beginnt Don Blas, der zu der Szene im Brautstaat auftritt, damit den Alten zu necken, indem er sagt, er sei nicht mehr fürs Verschieben. Cosme meint, jetzt sei er dafür und reizt dadurch den Marquis zu wütenden Bemerkungen. Doch D. Cosme hält ihm den von der Portugiesin ihm übergebenen Brief hin und die Szene nimmt den Gang wie im spanischen Original, nur läßt Scarron die Abenteurerin und ihre suiuante in Tränen ausbrechen, worauf Dom Cosme und alsbald auch D. Blaize weint. Da aber Stephanie sieht, daß ihre Tränen nichts fruchten, so springt sie dem Bräutigam ins Gesicht, so daß der also Angegriffene seine Bedienten zu Hilfe ruft. Dieser rohe widerliche Auftritt ist ganz das Eigentum des Franzosen, der aber darauf durchaus nicht stolz zu sein braucht.

Der übrige Teil der Szene bewegt sich dann wieder ganz im Geleise des Spaniers: D. Blaize will Blanche's Hand ergreifen, doch D. Blanche wirft sich dazwischen und erklärt, daß die junge Dame die seine sei, Blanche hat nichts dagegen, falls ihr Vater es billige. Cosme verlangt, daß der Marquis seine Hand der anderen Tochter, ,,der Gräfin", reiche. Der Landjunker, der Blanche für sich verloren sieht, zieht es vor, sich von der Portugiesin durch eine Summe loszukaufen, um den verhängnisvollen Brief zurückzubekommen. Der Vorschlag wird von Cosme bei Coello von der Portugiesin angenommen. D. Sanche und Blanche werden ein Paar und D. Blaize will Braut und Bruder aufgebend sofort abreisen.

[ocr errors]

Ich will an einigen Proben zeigen, daß Scarron auch in dieser Szene vielfach wörtlich seiner Quelle verpflichtet ist:

[blocks in formation]
[blocks in formation]

Nach der vorangegangenen ausführlichen Betrachtung, die ich dem Verhältnis zwischen Scarron und seiner spanischen Vorlage gewidmet habe, kann ich mich, das Ganze nochmals überblickend, kurz fassen.

Scarron hatte zur alleinigen Vorlage für seinen Marquis ridicule Coellos Peor es hurgallo. Jener bietet also nicht, wie Les trois Dorothées ein Beispiel von Contamination. Scarron schloß sich dem spanischen Stück in der Fabel vollkommen, in der Szenenfolge fast ganz an und machte sich seinen Dialog in zahllosen Fällen zu nutzen. Die Charaktere hat er durchgängig vergröbert und verschlechtert. Die von Coello so liebevoll gezeichnete Gestalt der jungen Dame ist zu einer gewöhnlichen, farblosen Liebhaberin, Don Gutierre zu einem burlesken, bock beinigen Alten und der Visconde zu einem überladenen Zerrbild bei ihm geworden. Auch bei den übrigen Personen hat er alle feinen Züge verwischt. Seine Bedienten sind frech, der eine sogar zotenhaft, die Abenteurerin benimmt sich aufdringlich wie eine Dirne und in der Schlußszene wie eine Megäre.

Die mit der Vorlage vorgenommenen sonstigen Änderungen sind bald Auslassungen, Vereinfachungen und Kürzungen, bald Szenenverschiebungen oder Zusammenziehungen, bald Zutaten d. h. Szenenerweiterungen, Einschiebsel usw. oder neue Szenen, meist von sehr zweifelhaftem Wert.

Diese Änderungen beweisen zwar, daß Scarron einen Versuch machte, sich zur selbständigen Behandlung des spanischen Stückes aufzuraffen, aber man kann leider nicht sagen, daß ihm seine Absicht

irgendwie geglückt wäre. Er ist beim bloßen Anlauf stehen geblieben. Wäre es ihm ernstlich um Selbständigkeit zu tun gewesen, so hätte er damit beginnen müssen, das spanische Kolorit abzustreifen und die Handlung auf französischen Boden zu verlegen, wie es z. B. D'Ouville in seinem „Esprit follet" getan hat. Daraus hätten sich eine Reihe von weiteren Änderungen ergeben, die den Charakter des Stückes nicht unwesentlich geändert haben würden. Allein solch mächtiger Mühe wollte oder konnte der fürs Brot arbeitende Dichter sich nicht unterziehen. Und so bleibt es zu bedauern, daß er nicht gleich eine Übersetzung des spanischen Stückes unternahm. Seine burlesken Änderungen wischen Duft und Poesie von der spanischen Comedia ab und beeinträchtigen die Wirkung der Handlung. Die leitende Idee des Spaniers: Peor es hurgallo ging bei Scarron ganz verloren und trotz der von ihm herübergenommenen Anspielung auf den Curieux impertinent würde ein Leser des französischen Stücks schwerlich auf den Gedanken kommen, daß er im Marquis ridicule eigentlich eine Bearbeitung dieser berühmten Novelle vor sich habe. Das Beste unter seinen Zusätzen ist noch die Szene zwischen dem Marquis und Dom Cosme, wo es sich ums Verschieben der Hochzeit handelt. Was sonst an dem Stücke gut ist, geht auf Coello zurück.

Nach allem diesen kann mein Urteil über Scarrons Lustspiel kein sehr günstiges sein. Es hält keinen Vergleich mit der spanischen Vorlage aus. Unter den Händen des burlesken Dichters ist bei aller Abhängigkeit des letzteren etwas anderes, etwas Schlechteres daraus geworden.

Leider muß ich auch die Frage, ob Scarron in diesem letzten noch zu seinen Lebzeiten aufgeführten Stücke gegenüber seinen früheren Fortschritte gemacht habe, entschieden verneinen. Man mag sagen, daß in seinen ältesten Lustspielen im Me Valet und in Les trois Dorothées viel von ihrem ungewöhnlichen Erfolg auf die meisterhaften Vorlagen Rojas Zorilla, Tirso de Molina - zurückgehe, aber es ist doch nicht zu leugnen, daß Scarron in ihnen, trotz seiner Inferiorität jenen beiden gegenüber, noch eine gewisse Frische und oft einen glücklichen komischen Ton fand, den man zwölf Jahre später bei ihm vermißt.

Am schlimmsten fährt Scarron, wenn man ihn in Bezug auf die Diktion mit seinen spanischen Vorbildern vergleicht. Und da ist kein wesentlicher Unterschied zwischen älteren und jüngeren Stücken. Man hat bei allen das Gefühl, daß er die poesiereichen, farbenprächtigen Schöpfungen Spaniens gerade so behandelte, wie die Aeneis des Vergil, er travestierte sie. Es gilt heute noch im ganzen zu Recht, was vor mehr als 135 Jahren Linguet 34) über zwei Nach

34) Théatre Espagnol I. Bd. préf. XVII ff. Die Stellen hat bereits Schack (III S. 445-447) in Übersetzung angeführt.

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors]

,faible". Die Brüder Parfaict 38) äußern sich folgendermaßen: Cette Comedie, malgré la préuention de l'Autheur, est peu de chose. Le personnage de Dom Blaise est trop fou & trop bas; les autres ne sont pas mieux rendus; l'entrigue est mal conduite, et les fourberies. de la Portugaise Stéfanie, peu vraisemblables: en général cette Piéce est peu comique. Il y a cependant des endroits qui caracterisent toujours Scarron." Morillot 39) der Biograph Scarrons, hegt ebenfalls. keine hohe Meinung von dem Stücke: „A part ce caractère (Don Blaise) d'un comique outré“, sagt er, „les autres personnages, n'ont rien de bien réjouissant; seul le vieux don Cosme à la fois doux et têtu, mérite d'etre distingué. Le Marquis ridicule. . . c'est peut-être, comme le prétend ingénuement Scarron, la mieux écrite, ou plutôt la moins mal écrite de toutes les comedies qu'il a composées; mais c'est aussi la moins intéressante et la moins originale. Le comique n'y vaut pas celui des Jodelets et du Japhet, ni même celui de l'Heritier ridicule.“

Mit dieser Ansicht deckt sich so ziemlich die eines der jüngsten Beurteiler, die Martinenches, 40) welcher sagt: „Scarron se vante d'en avoir soigné le style. Et il est vrai que quelques vers n'en sont pas trop mal venus. Mais que le rire y est contraint et penible! Don Blaise Pol est loin d'être une caricature aussi amusante que Don Pedro de Buffalos. C'est un butor pédant qui parle un langage grossièrement précieux et qui n'a de raisonnable que sa peur horrible d'un accident qui lui est dû. Don Cosme est un peu plus drôle. C'est un doux gâteux qui, tout en disant oui, ne se départ point de sa ridicule obstination. Mais ni son entêtement de vieille mule, ni l'égoisme brutal de Merlin n'empêchent le dégout de nous venir aux lèvres."

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

Doch genug der Kritiken, die ja im ganzen auf das Gleiche hinauslaufen. Es fragt sich nun, kommt dem Marquis ridicule, wenn er auch als Kunstwerk einen höheren Wert nicht beanspruchen kann, nicht gleichwohl eine gewisse Bedeutung zu. Ich glaube, diese Frage ist zu bejahen. Ich will kein Gewicht darauf legen, daß der Marquis ridicule die Gestalt des Gentilhomme Compagnard auf der französischen Bühne einbürgerte, denn es könnte geltend gemacht werden, daß Scarron bereits sechs Jahre früher mit seinem Héritier ridicule durch die Rolle Filipin-Bufallos den Landjunker, wenn auch nur den fingierten, auf das Theater gebracht hatte;41)

38) Hist. du Theatre franç. Bd. VIII S. 170.

39) S. 305.

Über seine

40) La Comedia Espagnole Paris, Hachette 1900 S. 389 f. seltsame Vermutung betreffs der Quelle des Marquis ridicule habe ich mich bereits in meiner Rezension dieses Buches (Zsch. Bd. 262 S. 47) geäufsert. 41) Verwandt damit ist Thomas Corneilles ein Jahr später auf die Bühne gebrachter D. Bertrand de Cigarral. Zu den unmittelbaren Nachfolgern Scarrons gehört Gillet de la Tessonnerie mit seinem Campagnard (gedr. 1657).

« PrethodnaNastavi »