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beaucoup d'eau-de-vie de grain“, cheniquerie „distillerie de chenique“, cheniqueux „buveur de chenique"; Vermesse Dict. du pat. de la Flandre franç. p. 460: schnick „Genièvre. On dit aussi schnap“, schnikeu „ivrogne qui boit habituellement du schnick, schnicker ,,boire du schnick", schnikerie „fabrique ou débit de schnick"; Sigart Gloss.2 p. 122: chnik „genièvre", chnikeur chnikeu „s. et adj. buveur de chnik. Cheniquer est connu dans les ports de mer de France"; Haigneré Voc. du pat. boulonnais p. 551: schnick liqueur forte, en général. En verre de schnick. En Ronchi, le mot ch'nique signifie : eau-de-vie de genièvre". Schon die Verbreitung des Wortes weist auf Entlehnung aus dem Germanischen. Es gehört zum Verbum schnicken, das in Grimm's Wtb. IX, 1327 mit der Bedeutung,,eine schnelle Bewegung mit den Fingern, Beinen u. a. ausführen" aus hochdeutschen Mundarten nachgewiesen wird. Zu ,,schnicken" verhält sich, was die Entwicklung der Bedeutung angeht, mdtl. frz. chenique, wie dtsch.,,Schnapps", mdtl. frz. ch(e)nap, zu,,schnappen". Auffällig ist, daß deutsche Wörterbücher neben,,Schnapps" gleichbedeutendes,,Schnick" nur in geringer Verbreitung zu kennen scheinen. Ich finde Schnick, Schnickes, (schlechter) Branntwein, Fusel, ausschließlich in elsässischen Mundarten (s. Martin und Lienhardt, Elsäss. Wtb. II, 499) und in der Luxemburger Umgangssprache (Gangler p. 405), wo Rückentlehnung des Wortes in der angegebenen Bedeutung aus dem Französischen nicht ausgeschlossen wäre. Neben ch(e)nique und ch(e)nap begegnet in ostfranzösischen Mundarten chnip (Thiriat Vallée de Cleurie p. 420), das gleichbedeutendem deutschen Schnipps (s. Grimm Wtb. unter Schnipps und Schnapps) entspricht, falls es nicht auf romanischem Boden unter Einfluß von entlehntem chnique aus chnap selbständig gebildet worden ist.2)

coqueret bezeichnet eine Pflanze, nach dem Dictionnaire général: genre du solanée à fruits rouges, dont l'espèce la plus remarquable est l'alkékenge. Zur Etymologie wird ebenda in Übereinstimmung mit Littré bemerkt: „Dérivé de coq... par comparaison de l'alkékenge à un coq, à cause de ses fruits rouges (Cf. coquelicot)." Diese Erklärung befriedigt wenig. Da die rote Mohnblume an den Kamm des Hahns tatsächlich erinnert, so ist ohne weiteres verständlich,

2) Kaum der Erwähnung bedarf es, dafs nicht in diesen Zusammenhang gehören ostfrz. chenéquer furéter, être importun und chenèqueur, qui chenèque, qui furète, fourre son nez partout (Beauquier p. 82. Vgl. auch Contéjean Gloss. p. 287 chenèque, chenéquai), die nach Form und Bedeutung deutlich auf deutsch (s. Grimm Wb.) schnökern, schneiken etc. weisen. Angemerkt sei auch chenucher, pleurer comme un enfant, im Patois von Yonne (Jossier Dict. p. 30), das dtsch. schnucken, schnücken (Grimm Wtb. IX, 1381) zu entsprechen scheint, indem vielleicht das die letzte Silbe anlautende s dem Wortanlaut angeglichen wurde. Keine Erklärung weifs ich für norm. chemicher, pleurnicher, geindre, das neben gleichbedeutendem micher vorkommt und von Delestang Vocab. de Mortagne (s. L. Duval L'enquête philologique de 1812) und Moisy Dict. (hier Hinweis auf Cotgrave) verzeichnet wird.

wie die französische Bezeichnung coquelicot entstehen konnte. die roten Früchte der Judenkirsche (Physalis Alkekéngi) eine entsprechende Vorstellung auszulösen vermögen, ist schwer zuzugeben. Beachtet man weiter, daß dieselbe Pflanze im Neuprovenzalischen nach Mistral esquiloun heißt, weil die Frucht derselben einer Schelle gleicht, und daß Nemnich Polyglotten- Lexicon der Naturgeschichte dafür die Bezeichnung herbes à cloques kennt, so wird man nicht anstehen in coqueret nicht eine Ableitung von coq „Hahn", sondern von cloque, das mundartlich „Glocke", in der Volkssprache nach Sachs auch „Blase" bedeutet, zu sehen. „Die Kelche blasen sich auf, wenn die Frucht reift, und bekommen eine schöne rote Farbe; daher führt die Pflanze den Namen Physalis, nach dem Griechischen physa, i. e. vesica", bemerkt Nemnich . c. Ob bei der Namengebung des Französischen mehr die Vorstellung der ,,Schelle" oder der,,Blase" vorgeherrscht hat, bleibe dahingestellt. Bemerkt sei nur, daß das Holländische für die gleiche Pflanze die Bezeichnung Blaascruid, das Spanische vejiga de perro hat. Was bie Form des französischen Wortes angeht, so denke ich sie mir aus le *cloquelet durch Differenzierung der drei Liquiden entstanden. Eine andere Bildung ist coquerelle, das Sachs außer in der Bedeutung „Judenkirsche“ auch in derjenigen von „Küchen-, Kühe- schelle (Pulsatilla)" und (im Plural),,grüne Haselnüße, je drei an einem Stiel" verzeichnet.

wall. jugelot (Papignies), chétron, layette, liég. scrînê (petit coffret à couvercle, fixé à l'intérieur d'un coffre, dans le sens de la largeur). [A Tournai luziéau, qui sign. aussi qqf. cercueil]. Die vorstehende Bemerkung habe ich dem Glossaire de Bray et de Papignies (Hainaut) par G.-A. Minders [Extrait du Bulletin liégeoise de Littérature wallonne, t. XLIX] entnommen und hierher gesetzt, weil es vielleicht nicht überflüßig ist, darauf hinzuweisen, daß jugelot mit luziéau nicht nur in der Bedeutung zusammentrifft, sondern auch seiner Abstammung nach daẞelbe Wort ist, d. h. wohl auf lõcellus (vgl. Gröber Arch. f. l. Lexicogr. u. Grammatik. III, 514) zurückgeht. Jugelot ist durch Angleichung des Wortanlautes an den Anlaut der zweiten Silbe aus lugelot entstanden, lugelot aus lugel durch Anfügung des Suffixes -ot erweitert. Über die Entwicklung, die locellus im nördlichsten Teil des Gebietes der langue d'oil erfahren hat, vergleiche man Blatt 214 des Atlas ling. (cercueil), wo für Godarville (Hainaut) luja, für Templeuve-en-Pévèle und Saint. Pol (beide im Dép. du Nord) luge, für Linselles (Nord) lijo angegeben ist. Nicht durchsichtig ist die Entwicklung des Stammvokals in luziéau luge etc.

poit. sigouillae, sigouillai wird von Lalanne Glossaire du patois poitevin p. 240 in den Bedeutungen,,secouer" (Vend., Maillezais) und „tripoter, hacher" (Vend., Deux-Sèvres) verzeichnet. Als gascognische Entsprechung wird sargouilla angeführt. Vgl. damit Rousseau Glossaire poitevin2 p. 84 sagouiller, sigouiller (v. a. et n., patrouiller, agiter l'eau de manière à la troubler) und L. Favre Gloss. du Poitou,

de la Saintonge et de l'Aunis p. 318 sigouiller:,,V. a. Couper un objet avec un mauvais couteau en faisant des déchirures comme avec une scie: I v'la coper in sublet de fragne, o l'adounit qui n'avas qu'ine godelle, o me fallit sigouiller ine hure de toms“ (C. P.). Zu den genannten Wörtern hat man gelegentlich andere, die in der Bedeutung übereinstimmen, in der Form dagegen stark abweichen, in Beziehung gesetzt. So verzeichnet Chambure Gloss, du Morvand p. 795 unter sigôlai (agiter par saccade, secouer) außer poit. sigouiller auch lyonn. sigroler, Forez segrolâ, Dauphiné segrola (secousse) und bemerkt dazu „l'r paraît être organique et il l'est en effet si le mot représente croler avec le changement du c en g. Le bas 1. grollare est identique à l'ital. crollare, ébranler, secouer. Quant au préfixe se ou si il pourrait répondre au 1. sub, comme dans le fr. secouer qui est subcutere (Voy. Crôler)". Ich lasse es dahin gestellt sein, ob es möglich sein wird, alle die hier genannten Wörter auf den gleichen Ursprung zurückzuführen. Auf keinen Fall scheint es mir richtig, sigouiller aus croler zu erklären. Ich sehe in sigouiller eine auf Angleichung an patrouiller, barbouiller u. a. beruhende Umbildung von mundartlich in Süd- und Nordfrankreich weit verbreitetem, in der Bedeutung übereinstimmendem cigougner. Dieses ist eine etymologisch durchsichtige Bildung aus ciconia und als solche meist richtig aufgefaßt worden. Daß sagouiller mit sigouiller etymologisch identisch ist, halte ich schon deshalb für sehr wahrscheinlich, weil auch neben cigougna südfranz. sagougna begegnet, wie auch das a der ersten Silbe sich erklären mag. Cigogner hat Umbildungen auch sonst in größerer Zahl erfahren. Ich erwähne aus Mistral's Tresor außer sagougna noch gigougna (lim.), saganha, sangagna (rh.), jagigna, aus nordfranzösischen Mundarten:

signoguer, remuer, agiter in Bresse Louhannaise, mitgeteilt von L. Guillemot Dictionnaire p. 289. Die Form ist in durchsichtiger Weise mit reziproker Metathese aus cigogner, sigogner (tirailler, secouer une personne ou une chose en lui imprimant un mouvement de va et vient), das daneben vorkommt, entstanden. Vgl. auch Bresse Louh. zigougner (gigotter, remuer vivement ses gigues, ses jambes), das Guillemaut 1. c. p. 333 ungerechtfertigter von sigogner etymologisch trennt und mit gigoner zu giguer, gigues (jambes) stellt.

gigougner, das Mistral als limousinisch anführt, begegnet neben gleichbedeutendem zigougner (secouer, remuer par secousses, avec un mouvement de scie) nach L.-E. Meyer Glossaire p. 63 auch im Patois von Aunis. Vgl. damit gigogner in Bresse Louhannaise (Guillemaut 7. c. p. 150), gigoigner (exécuter un travail avec maladresse, se livrer à des occupations peu utiles) neben gigouner (gigotter, remuer les jambes avec vivacité) in Morvand (Chambure p. 406 f.). In wieweit diese Wörter, die deutlich auf cigoigner zurückweisen, in Form und Bedeutung durch

gigue, giguer beeinflußt worden sind, bleibe dahingestellt. Sicher auf falscher Fährte befindet sich A. Baudouin, wenn er Gloss, du pat. de la Forêt de Clairvaux p. 152 fragt, ob engigoinner, engigoingner (enmêler, entortiller, mettre à l'envers; arranger, disposer, agencer maladroitement) mit engin (ingenium) etymologisch zusammenhängen. Auch halte ich es nicht für angängig gigogne mit Sainéan Zs. für rom. Phil. XXX, 562 aus einer pikardischen Form chigogne zu erklären.

pic. gogner, das Jouancoux und Devauchelle Études p. serv. à un gloss. étym. du pat. pic. II, 28 nachweisen, weicht in der Bedeutung,,loucher, bigler" von den vorhin genannten Wörtern stark ab, da aber daneben in gleicher Bedeutung gigogner (jeter des regards furtifs, indiscrets, regarder de très près) vorkommt, scheint mir etymologische Zugehörigkeit zum mindesten wahrscheinlich zu sein.

Über den Bedeutungswandel von ciconia zu cigogner sind verschiedene Auffassungen geäußert worden. So meint Guillemaut l. c. p. 71 s. cigogner l'origine du nom est dans le cou de la cigogne". Chambure 7. c. p. 406 s. gigoigner knüpft an die Bedeutung von span. cigoñal, Brunnenschwengel, altfrz. soignole (vgl. A. Thomas Essais p. 265 f.) an und fragt: „L'usage d'aller à tout moment et à tout propos manoeuvrer ce bruyant appareil nous aurait-il donné le verbe,,gigogner"? Nicht zweifelhaft scheint es mir, daß es solcher Vermittelung nicht bedarf, die Bedeutung von cigogner vielmehr direkt an diejenige von cigogne (ciconia) anknüpft, sei es daß charakteristische Bewegungen, die der Vogel mit dem Halse ausführt oder solche, die in seiner Gangart liegen, das tertium comparationis abgegeben haben. Am durchsichtigsten wohl ist die Entstehung der Bedeutung von pic. gigogner: jeter des regards furtifs etc. Aus deutschen Mundarten erwähne ich von Schmeller Bayer. Wörterb. II, Sp. 781 und 782 verzeichnete auf anderer Auffassung beruhende storcheln stürcheln straucheln, storgen im Lande herumfahren, storkeln störkeln mit langen Beinen einherschreiten, storgg ln, stolpern:,,Der truncken starkelt auf den Füßen, ebrius titubat pedibus."

bourb. simon bedeutet nach P. Duchon Grammaire et dictionnaire du patois bourbonnais (Canton de Varennes) p. 105 ,,mannequin, épouvantail". Über die Herkunft bemerkt derselbe nichts und führt keine Parallelformen aus anderen Mundarten an. Man wird, auch ohne einen solchen Bedeutungswandel erklären zu können, zunächst geneigt sein, in dem Wort den Eigennamen Simon zu sehen und wird eine Stütze für die Richtigkeit dieser Auffassung in einer Angabe des Wörterbuchs der elsässischen Mundarten II, 358 finden, wonach in Straßburg der Eigenname Simon die Bedeutung,,dummer Mensch" angenommen hat. Unentschieden würde bleiben, ob die verwandten Bedeutungsübergänge in der Elsässer Mundart und im Patois bourbonnais sich unabhängig von einander vollzogen oder ob

gegenseitige Beeinflussung in der einen oder anderen Richtung stattgefunden hat. Meinerseits bin ich zweifelhaft geworden, ob es sich von Haus aus um den Eigennamen überhaupt handelt und möchte auf folgendes hinweisen. In Grimms Wörterb. X, Sp. 958 ff. wird eine Bezeichnung siemann, d. i.,,Sie-Mann", behandelt. Das Wort bedeutet vom Mann gesagt, einen ,,weibischen mann, besonders einen unter dem pantoffel stehenden ehemann: uxorius .", dann auch ,,hermaphroditus, semivir, halbmann" und ist in bayerisch-österreichischen Mundarten noch heute lebendig. Nach Schmeller (in Grimms Wörterb. 7. c. zitiert) begegnet simá im Fränkischen auch in der abgeblaßten Bedeutung „ein tölpischer, beschränkter Mensch". Weiter ergibt sich aus den Darlegungen in Grimms Wtb., daß eine Vermengung des Wortes mit dem Eigennamen Simon unzweifelhaft stattgefunden hat: ,,Simon... ist der große patron der simannlbrüderschaft, der ehemänner nämlich, welche unter dem regiment ihrer weiber stehen" (Leoprechting) usw. Um den Nachweis zu erbringen, daß ostfrz. simon in der von Duchon angegebenen Bedeutung, ebenso wie Straßb. simon,,dummer Mensch" mit den genannten Ausdrücken etymologisch in Zusammenhang stehen, bedarf es weiterer Untersuchung an der Hand eines ausgiebigeren Materials als es mir zur Verfügung steht. Dic Möglichkeit eines solchen Zusammenhangs wird man auch auf Grund vorstehender Konstatierungen nicht von der Hand weisen wollen. D. BEHRENS.

frz. betterave. Von den mannigfachen Schwierigkeiten, die sich an dieses Wort knüpfen, [dem leider bei Gilliéron kein Blatt gewidmet ist und das auch in den Dialektwörterbüchern vielfach vergessen wird], ist eine bereits gelöst. Im ganzen Süden von Frankreich (nprov. bleto, bledo, bleo) wird ein l eingeschoben, welches von Ascoli zögernd (Arch. Glott. I 515), dann von Meyer-Lübke (Z. f. öst. Gymn. 1891) aus der Einwirkung des griechischen Lehnwortes blitum (auch als bletum belegt) gedeutet wurde1). Soweit lat. bēta im romanischen Süden verbreitet ist, sind diese beiden Formen zusammengeworfen worden. Nur beda in Parma könnte ein direkter Abkömmling von beta sein, vorausgesetzt, daß mail, erbett, auf das ich noch zu sprechen komme, wirklich von herba beta2) und nicht einfach von herbittae abzuleiten wäre. Andrerseits wird das zentral-emilianische beda im Osten und Westen von der Form bida (Bologna, Piacenza) eingekreist, die sicher auf *bleda - *bleida *bjeida zurückgeht, so daß vielleicht auch beda auf diesem oder jenem Wege von der kontaminierten und nicht von der reinen Grundform aus gebildet wurde. Gegen alle diese Formen (von erbett abgesehen) bildet nun nordfranzösisch bette (s. bei Dottin und ander

1) Eben stellt Salvioni (Mem. d. ist. Comb. XXI p. 278 u. 3) *bētla als mögliche Grundform auf, worin ich ihm nicht folgen kann.

2) Also parallel zu tosk. barba bietola, dessen erster Teil ebenfalls aus herba entstellt ist.

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