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gefährlicher, je tiefer er in jedem Augenblick sank, weil seine königlichen Reichthümer eine Anzahl von Menschen - erkaufen konnten, die in einer bewegten Zeit den zahlreichen Pensionisten des Hofes überlegeu seyn mußten: und in der Thalt sammelten sich um ihn hernach alle, deren Leben nichtswürdig war, deren Talent und Einfluß auf die Masse aber durch die Umstände der Zeit immer bedeutender ward. Die Familie Rohan fühlte sich beschimpft in der Person des Cardinals von Rohan, der freylich in jeder Rücksicht verächtlich war, durch seinen Stand aber über die Verachtung zu seyn glaubte. Er war Groß-Almosenier von Frankreich, Bischoff von Straßburg, und in früherer Zeit Gesandter in Wien, wo er königlichen Aufwand machte. Der Cardinal hatte seinen Posten in Wien durch die Königin verloren, er war in ihrer Ungnade, er suchte ihre Gunst durch jedes Mittel wieder zu erlangen, und ward hernach in dem Augenblick, wo er sie erkauft zu haben glaubte, verdienter, aber gewiß unvorsichtiger Weise auf unmitteldaren Befehl des Königs am 15. April 1785 öffentlich beschimpft und verhaftet. Aus dieser Verhaftung entstand ein ärgerlicher Prozeß, der Dinge zur Sprache brachte, welche den Leichtsinn und die Schaamlosigkeit der ersten Personen des Reichs zum allgemeinen Gespräch machten, so daß sich daher für viele der folgenden Gräuel die Entschuldigung nehmen ließ, daß für eingefressene Uebel nur Schnitt und Brand ein Mittel sey. Der Cardinal ward zwar gerichtlich freygesprochen, er ward aber herdennoch vom Könige verurtheilt. Man kennt diesen Prozeß unter dem Namen der Halsbandsgeschichte, weil der Cardinal die Königin mit einem Halsschmuck, eine Million

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und sechsmal hunderttausend Livres an Werth, zu bestechen gehofft hatte, und dabey von einer elenden Dirne war hintergangen worden o). Die Erbitterung gegen. die allein begünstigten Glieder der Familie Polignac, der Unwille über die Freyheiten, die einige Personen sich am Hofe erlauben durften, während andere in großer Entfernung gehalten wurden, hatte den höchsten Grad erreicht, als Calonne auf den Einfall kam, die Parlamente zu umgehen und ihren Widerstand bey dem Plane auch die privilegirten Stände zu Beyträgen für den Staat anzuhalten, zu beseitigen. Um diesen Zweck zu erreichen, wollte er die Notabeln berufen, oder mit andern Worten öffentlich erklären, daß auf die bisherige Weise Verwaltung und Regierung nicht mehr fortbestehen könnten.

o) Wie groß der Haß der Familie Rohan gegen die Königin war, wie viel Personen daran Theil nahmen, das sieht man aus der Heftigkeit, die der Abbé Georgel, ein Jesuit, ein heftiger Vertheidiger des Alten, gegen die Königin und alles, was mit ihr in Verbindung steht, bey jeder Gelegenheit zeigt - blos weil er Client der Nohans ist..

Zweytes Capitel.

Geschichte der Zeit von 1787 bis zum 20ten

Funy 1789.

§. 1.

Von der Berufung der Notabeln bis auf Neckers Ministerium (Sept. 1788.)

Ars Calonne die leeren Staatscassen nicht mehr durch Anleihen füllen konnte, rieth er zu einer Art von Befragung der Volksstimme, welche Heinrich IV. und Ri chelieu (1626) mit Glück versucht hatten, d. h. zu einer Versammlung der Notabeln, deren Mitglieder unter dem Einflusse des Hofes standen und zu ihm gehörten, oder doch alle mehr oder weniger ein und dasselbe Interesse mit ihm hatten; aber er übersah, daß Ludwig XVI. kein Heinrich IV. und er selbst kein Richelieu sey. Die Geistlichkeit fürchtete die Schmälerung ihrer Einnahme, die vornehmen Herrn warteten auf eine Gelegenheit, ihren Groll gegen die Minister zu zeigen, kaum war daher einen Monat hindurch jene Versammlung p) von Privilegirten q), die gleichsam als Almosen die 112 Mil

p) Sie ward drey Wochen nach dem bestimmten Termin gehalten, am 17. Februar.

q) Es waren 7 Prinzen von Geblüt, 15 vornehme Geistliche, 36 ducs, comtes et marquis, 12 Mitglieder des königlichen Naths, 38 von dem Parlamente ernannte Des putirte und der lieutenant civil de Paris, 16 Deputirte der pays d'états und 25 maires der Städte, endlich 5 Minister. Die Versammlung ward an 7 Büreaux vertheilt. Welch lionen des Deficits herbeyschaffen sollten, beysammen gewesen, als Calonne schon einsah, daß er die Mehrheit der Stimmen gegen sich habe, und daß der Graf von Artois, dem er das Geld zum Spiel, zum Wettrennen, zum Ankauf der Pferde, zu jeder thörichten Verschwendung aus der Staatscasse gegeben hatte, ihn nicht werde retten können, und in der That mußte er schon am 9. April weichen. Die Entfernung des Finanzministers war zum Theil das Werk des Erzbischoffs von Sens Loménic de Brienne, der sich dem Könige zum PrinzipalMinister aufdringen wollte r), und auch auf eine kurze Zeit seinen Zweck erreichte. Schon am 27. April erschien er mit dem Könige in der Versammlung; allein er hütete sich wohl, eine durchgreifende Reformation oder nur eine edle Entsagung auf verhafte Steuerprivilegien von der verblendeten Geistlichkeit und dem verhärteten Hofadel zu fodern, nur von einigen Verbesserungen war die Rede, so wie von einer geringen Beysteuer, und vom 27. April bis 25. May ward darüber unterhandelt. Bey den Unterhandlungen zeigte der ältere Bruder des Königs seinen guten Willen und die Neigung, Vieles vom Alten fahren zu lassen, der Markis Lafayette er

ein schrecklicher Geist die Leute beseelte, kann man an Ber. trand de Molleville sehen, der (histoire de la revolution de France, XIV. Bände. 8. (1801.) I. Part. pag. 76.) ganz ernsthaft, angibt, wie es Calonne hätte anfangen müssen, um die Notabeln zu fragen, ohne ste zu hören.

r) Herr vnn Fourqueux ward anfangs an Calonnes Stelle ernannt; er trat aber gleich wieder ab, und der Erzbischoff erhielt die Finanzen, mußte aber der Schicklichkeit wegen einen Vorrang erhalten, das wußte er voraus - so ward er Principalminister.

klärte sich schon damals für eine völlige Reform in vier heftigen Reden: im Ganzen aber war das mit Pomp angekündigte Resultat s) höchst unbedeutend. Drey neue Auflagen, Stempel und sogenannte Subvention waren die Hauptsache, die man ausmachte, weil dadurch die Grundsteuer, welche auf alle, auch die sonst freyen Güter hatte gelegt werden sollen, vermieden, und ein großer Theil der neuen Last auf das Volk gewälzt ward. Den Erzbischoff von Sens klagt man gemeiniglich an, daß durch seine Schuld auch dies unbedeutende Resultat der Versammlung der Notabeln nicht benukt werden konnte. Wahr ist es, daß er die Beschlüsse der Notabeln nicht in der gehörigen Ordnung an das Parlament brachte, und dadurch den Widerspruch t) erleichterte: allein das Persönlichkeit scheint uns hier sehr unbedeutend, wo es eine Sache gilt, die durch sich selbst drängte; nur der frühere oder spätere Ausbruch des furchtbaren Vulkans konnte von zufälligen Umständen abhängen, der Ausbruch selbst war ganz unvermeidlich. Das Parlament gerieth durch die Zumuthung der Landtaxe in nicht geringe Verlegenheit, es wagte nicht, sie geradezu abzulehnen, weil seine Mitglieder durch diese Steuer vorzüglich belastet waren und die Weigerung das Ansehen gehabt hätte, als wenn das Parlament für sich kämpfe, es verlangte aber die

s) Abschaffung der Frohnden, Aenderung der Salzsteuer, die Hindernisse des innern Verkehrs aufgehoben, neue Einrichtung der baillages, bessere Provinzialverwaltung und Bestellung von Landräthen.

t) In einer Geschichte der Begebenheiten scheint nur dann eine strenge Beurtheilung des Charakters uns nöthig, wenn sein Einfluß entscheidend war, das war bey Ludwig XVI. der Fall; aber bey keinem seiner Minister.

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