1 Rechnung über Einnahme und Ausgabe, trat also offen. bar aus seiner Sphäre und machte sich unberufener Weise zu einer Art von Ständeversammlung. Als sich aus der Anmaßung des Parlaments eine Streitigkeit mit dem Hofe über das Recht des Parlaments, ein Budget zu fodern, entspann, und das Registriren der Landtaxe verzögerte, brachte der Minister ungeschickter Weise die verhafte Stempeltage (Enregistrement), noch ehe die andere angenommen war, an das Parlament, von dem sie sogleich zum Jubel des Volks verworfen ward. In dem heftigen Streite zwischen dem Parlamente und dem Ministerium, der sich nun erhob, steigerte unstreitig der Erzbischoff von Sens durch sein Verfahren die unruhige Stimmung im Volke stufenweise bis zur höchsten Gährung, aber auch das Parlament vergaß augenblicklich, daß es wenigstens von einer Seite her dem Adel angehöre, und gab das Signal zum wirklichen Aufstande des Volks gegen den aristocratischen Druck; später erkannte es erst, daß sein Vortheil leide und wollte zur unrechten Zeit das Feuer wieder dämpfen u). Schon während der Debatten des Parlaments über die Stempeltaxe waren die Volksbewegungen sehr bedenklich, man empfing die Räthe, die den Ministern widersprochen hatten, im Triumph, man verhöhnte die andern. Düport aber und d'Eprémenil, von denen der Eine, wie er später bewies, nicht eigentlich wußte, was er that, wurden in ihrer Heftigkeit durch die allgemeine Stimmung des Volks erhalten und u) Erst erklärte es, daß das Parlament kein Recht habe, ganz neue Auslagen zu bewilligen, sondern daß man dazu die allgemeinen Stände berufen müsse, dann widersprach es der doppelten Nepräsentation des dritten Standes. befestigt; die Pairs selbst fanden sich bey den Sizungen zahlreich ein v), und der Herzog von Orleans übernahm schon damals die Rolle des Vertheidigers der Volksrechte. Im August 1787 zerfiel das Parlament über die Eintragung jener Steuerbefehle in sein Protokoll völlig mit dem Hofe und foderte laut die Berufung der Ständeversammlung w); der König ließ es (den 6. August) zu sich nach Versailles rufen, und war schwach genug, seinem Minister mehr als seinem eignen wenig militäri schen Charakter zu folgen. Er befahl das Eintragen der Steuer militärisch, das Parlament kannte aber seinen weichen und schwachen Sinn und gehorchte nicht, protestirte vielmehr gegen den königlichen Befehl, remonstrirte am folgenden Tage, und erklärte endlich durch ein eignes Decret alles Geschehene für null und nichtig. Seit dieser Zeit war eine förmliche Spaltung; der Hof versuchte vergebens das Parlament zum Nachgeben zu bringen und verbannte es endlich nach Troyes. Hier feyerte es gewissermaßen seinen Triumph über das Ministerium und lebte in täglichen Lustbarkeiten, während die Justiz still stand. Nach zwey Monaten capitulirten der Minister und das Parlament auf eine Art, die für beide gleich schimpflich war x); dennoch ward das Par v) Schon im July, denn in diesem Monat erklärte sich das Parlament incompetent, neue Auflagen zu bewilligen. w) Dies geschah in der dritten Gegenvorstellung (remontrances), die es erließ, als zwey frühere zurückgewiesen waren. x) Der König gab die Grundsteuer auf, und das Parlament versprach dafür den Termin des erhobenen und zu lament im Triumph in Paris empfangen, und seine Gegner vom Volke mishandelt y). Die Ohnmacht der Regierung gegen die allgemeine Stimmung mit strengen Mafregeln durchzudringen, schien jekt schon so augenscheinlich, daß man am Hofe selbst die Berufung der Stände auf die Dauer nicht verweigern zu können glaubte, und daß der König am 19. November 1787 in einer feyerlichen Sikung des Parlaments das merkwürdige Versprechen that, innerhalb fünf Jahren unfehlbar eine allgemeine Ständeversammlung zu halten. In derselben feyerlichen Sipung, in welcher besonders die Parlamentsräthe Freteau und d'Epresménil ihre heftige Beredsamkeit zeigten z) und in des Monarchen Gegenwart laut traurige Wahrheiten, die in aller Munde waren, verkündigten a), erklärte der Herzog von Orleans, dem erhebenden Zwanzigsten zu verlängern - d. h. der König nahm die Last vom Parlament und dieses legte cinen Theil davon aufs Volk. y) Wie man hernach über die Sache dachte, mag eine Stelle aus Prudhomme zeigen, der im Anfange doch nicht gerade wüthende Demokraten an seinen revolutions de Paris arbeiten ließ. Introduction aux revol. de Paris dédiée à la Nation 1790. 8. pag. 52. il racheta son retour en enregistrant une prorogation de vingtièmes c'est à dire par une contradiction et une lâcheté. Ceux qui ne l'avoient pas pénétré auparavant eurent une donnée de plus pour juger son héroisme grimacier et sa réelle bassesse. Freylich in der Zeit geschrieben, wo man gegen das Parlament aufreizen wollte ! z) Man wählte eine séance Royale, wo der König ohne die Insignien seiner Würde erschien, um das Gehässige etnes lit de justice zu vermeiden, weil bey dem Einregistri ren im lit de justice immer der Zusak gemacht wurde: auf ausdrücklichen königlichen Befehl. a) Es war der Vorschlag eines neuen ungeheuern An Könige den offnen Krieg b1. Die Verweisung aus Paris, mit welcher man den sonst allgemein verhaften Herzog bestrafte, gab ihm Wichtigkeit; die Verhaftung der beiden Parlamentsräthe, die am heftigsten ihre Meinung gesagt hatten, rechtfertigte gewissermaßen die drohende Stellung, welche nicht allein das Pariser Parlament, sondern alle Parlamente des Reichs gegen die Regierung annahmen; die Ausdrücke aber, deren sich das Parlament in seinen Gegenvorstellungen bediente, waren allerdings seinen bisherigen Verhältnissen zur Regierung höchst unangemessen c). Von diesem Augenblick an begann lehns, dem man einen andern beyfügte, durch den die Protestanten alle bürgerlichen Nechte erhalten sollten. Der Minister glaubte die Maiorität des Parlaments gewonnen zu haben, die liberale Seite hielt aber bey Düport Versammlungen und erhikte sich. b) Das Parlament verlangte, das Resultat sollte als Beschluß der Majorität ausgesprochen werden, die Minister, es sollten nur zum Schein die Stimmen gesammelt und nur die Befchle des Königs der Versammlung angezeigt werden. Der Herzog von Orleans, den man mit vieler Mühe dahin brachte, fragte dann laut: Sire, j'ose demander à V. M. si la séance présente est un lit de justice? C'est une séance Royale, antwortete der König, dann protestirte der Herzog förmlich. Der König befahl zu registriren, schloß aber nicht die Sikung, gab also dem Herzoge von Orleans Naum, in das Parlament zurückzukehren und seines Triumphs zu genießen. Nun nahmen selbst die Parlamentsräthe, die vorher zugestimmt hatten, ihre Stimmen zurück - und man erklärte noch in derselben Sikung, daß das Parlament die vorher gefaßten Beschlüsse als illegal betrachte, und keinen Antheil an der Einregistrirung der progressiven Anleihen habe. c) Es heißt: Sire, si le duc d'Orléans est coupable nous le sommes tous. Dann wird der König aufgefordert: d'effacer un exemple qui finiroit par opérer la destruction ein Krieg, dem weder Ludwig noch sein Minister gewachsen waren. Die in einer solchen Zeit lächerliche Erfindung einer neuen Gerichtseinrichtung im Reiche, und der Bestellung einer eignen Kammer d) für alle nicht gerichtlichen Geschäfte der Parlamente war nicht allein ohne allen Erfolg, sondern veranlaßte in Bretagne und in der Dauphiné offenbare Unruhen. Der neue Streit gab in Paris Anlaß zur Einrichtung der ersten Clubbs oder geschlossenen politischen Gesellschaften, in Bretagne zur Errichtung der vorgeblichen Lesecabinette, aus denen hernach der bretagnische Clubb e) hervorging; darf man dem des lois; la dégradation de la magistrature et le triomphe des ennemis du nom Français. d) Man kann sich kaum etwas Tolleres denken, als im Augenblick, wo von den Nechten der Nation die Rede war, diese einer Kammer übergeben zu wollen, die aus dem König, dem Kanzler, den Parlamentspräsidenten, den Prinzen von Geblüt, dem grand aumonier, den grands officiers de la couronne, den Pairs, zwey Erzbischöffen, zwey Bischöffen, zwey Marschällen, zwey Commandanten der Provinzen, zwey Generallieutenants, vier personnes qualifiées, Staatsräthe, maitres de requêtes, bestand; zu allen den Herrn kam dann ein Deputirter aus jeder Provinz. Wer wird den Leuten bey Prüdhomme Introd. p. 53. verdenken, wenn sie sagen: c'eût été vraiment une cour plenière du despotisme. e) Ueber die bretagnischen Unruhen ist Bertrand de Moleville, sowohl in seinen Memoiren, als im ersten Bande seiner histoire de la revolution Française, sehr ausführlich und recht rigid im Sinn derer, die da glauben, die Dinge hingen allein von den Maßregeln ab. Bertrand de Molleville Annales de la revol. Franc. tom. I. pag. 118. Not. 1. Il y avoit alors à Rennes deux chambres de lecture; l'une n'étoit composée que de gentilshommes; l'autre l'étoit principalement de membres du présidial, d'avocats, de procureurs, de bourgeois; mais on y voyoit aussi de tems en tems quelques gentilshommes. Ce fut dans la pre 1 |