Slike stranica
PDF
ePub

müssen. Allein darum scheint es ihm weniger zu thun zu sein, als mit seinem Helden in die Invektiven auf Rom einzustimmen. Sonst könnte er nicht (S. 25) schreiben: Insbesondere in das völkerverderbende und damals selbst innerlich so vielfach verkommene Mönchswesen hatte er dort hineingeblickt.“ Umsonst gibt er sich auch Mühe, durch_seitenlange Betrachtungen den Pamphleten eine ideelle Verbrämung zu geben (S. 23 ff.). Noch deutlicher gibt sich seine Tendenz zu erkennen, indem er nach Skizzierung einiger der gehässigsten Streitschriften gegen die Madonna von Loretto, Rosenkranz, Weihwasser die Frage stellt: „Wäre eine derartige Polemik im 19. Jahrh., ja in der zweiten Hälfte desselben überflüssig?" und darauf die Antwort gibt: „Auf grund der Erfahrungen unseres Jahrhunderts darf man diese Frage verneinen.“ Diese Tendenz trübt seine kritische Brille in bedenklicher Weise. Nur wenn man das berücksichtigt, läßt sich die Animosität gegen den Benediktiner v. Salis in Anm. 133 begreifen. Völlig kritiklos ist es, wenn er die Unschuld Vergerios am Morde von Casaccia gegenüber den belastenden zeitgenössischen Berichten einzig aus dessen eigener Aussage erweisen will (S. 40). Der Stil ist hart und nachlässig, die vielen fremdsprachigen Zitate im Terte der Darstellung gereichen dieser nicht zum Vorzuge. Der Hauptwert des Buches liegt in der bibliographischen Zusammenstellung von Vergerios Schriften am Schlusse. A. B. *Wintera (L., P.), Geschichte der protestantischen Bewegung in Braunau. Prag, H. Dominicus (Th. Gruß). 74 u. 29 S.

Der Vf. weist auf grund archivalischer Lokalquellen nach, daß die bei dem böhmischem Aufstande bisher stets angenommene Schließung der Kirche zu Braunau thatsächlich nicht erfolgt ist, daß zwar eine solche Sperrung der Kirche von dem Kaiser öfters anbefohlen, eine Durchführung dieses Befehles jedoch nicht zu dieser Zeit, sondern erst vier Jahre später stattgefunden hat. Zuerst zeigt er, wie der Protestantismus in Braunau - allmählich Eingang findet und sich mit der Zeit so ausbreitet, daß bereits nach dem Tode des Abtes Johann die Anhänger der neuen Lehre ganz offen auftraten, die Friedhofskirche zu Unserer Lieben Frau vollständig an sich rissen und dadurch mit dem neuen Abte Martin II in Streit kamen. Bald führten die Braunauer Protestanten gegen den Abt Klage beim Kaiser, von dem sie aber abgewiesen wurden. Der Nachfolger Martins II, Wolfgang Selender, welcher zufolge kaiserlichen Wunsches alsdann die äbtliche Würde bekleidete, hatte mit den Protestanten noch weit größere Kämpfe zu bestehen. Nach Verkündung des Majestätsbriefes entstand alsbald in Braunau eine regelrechte protestantische Gemeinde, welche die gegen ihr weiteres eigenmächtiges Handeln erlassenen Anordnungen sowohl des Abtes Wolfgang, wie auch der von diesem angegangenen Hofkammer überhaupt nicht beachtete, zuleßt sogar soweit ging, daß sie eines Tages das Rathaus stürmte und sich des Stadtsiegels bemächtigte. Die Entscheidung des wegen der erwähnten Vorgänge entstandenen Prozesses fiel für die Protestanten ungünstig aus. Troßdem aber und unbekümmert, ob im Recht oder Unrecht, begann nunmehr die Braunauer Protestantengemeinde eine eigene Kirche zu bauen und einen eigenen Kirchhof zu errichten. Die alsbald von seiten des Abtes Wolfgang, wie des Kaisers gegen den Weiterbau der Kirche gerichteten Mandate bewirkten nur, daß eine außer ordentliche Versammlung der Vertreter der Stände stattfand, durch welche die Braunauer im Baue der Kirche fortzufahren bestimmt wurden, und so kam es, daß im Verlaufe von weiteren zwei Jahren, innerhalb welcher Zeit auch vom Kaiser fast gar nichts mehr dagegen geschah, die Kirche vollendet war. Später erließ der Kaiser wiederholte Befehle, die Kirche zu schließen und die Schlüssel der Kirche abzuliefern, aber die Protestanten leisteten keine Folge, und selbst eine i. I. 1618 zum Zwecke der Kirchensperrung nach Braunau entsandte Kommission konnte nicht verhindern, daß die Braunauer Kirche im Besize der Protestanten blieb. Einige Monate später wurden zu Prag in bekannter Weise zwei kaiserliche Statthalter zum Fenster hinausgeworfen, welches Vorgehen einen allgemeinen Aufstand der Protestanten in Böhmen gegen die katholische Dynastie zur Folge hatte. Von den Protestanten in Braunau wurde Abt Wolfgang nach einer kurz vorher erfolgten Plünderung des Stiftes seines Amtes entjeßt, des Landes verwiesen und sah sich in der That durch neuerliche Gewalt

thätigkeiten der Braunauer genötigt, das Stift auf immer zu verlassen. Er
kam nach vielen Wanderungen nach Domaschow. In der Kirche dort wurde
sein Leichnam zuerst beigesett, später aber nach Braunau übergeführt. Im
weiteren Verlaufe wird nun dargethan, wie die ganze Stiftsherrschaft zuleßt
durch Kauf an die Braunauer überging, in deren Besiß sie aber nicht lange
verblieb, denn bald darauf i. J. 1621 fiel sie wieder den Katholiken zu. Die
äbtliche Würde bekleidete alsdann Johann Benno von Falkenberg, welchem auch
auf Befehl des Kaisers das gesamte Stift zurückgegeben wurde. Erst 1622
erfolgte die definitive Schließung der protestantischen Kirche in Braunau und
die Uebergabe der Schlüssel an den Abt. Die Kirche selbst ließ später Abt Thomas
1676 niederreißen und an deren Stelle die St. Wenzelskirche errichten. Der
Abhandlung sind 23 Beilagen angehängt.
H. S.

*Wirz (I. Caspar), Ennio Filonardi, der lezte Nuntius in Zürich. Zürich, Fäsi & Beer. 114 S. fr. 2.

Eine kleine aber recht fleißige Arbeit, die auf sorgfältigen archivalischen Studien in Rom, Neapel, Mailand und in schweizerischen Archiven beruht. Fast die gesamte politische Thätigkeit Filonardis vom J. 1512 bis zu seinem Tode 1549 galt der Schweiz und deren italienischen Nachbarprovinzen, und so ist eine Monographie über den bis in sein hohes Alter sehr thätigen Nuntius, seit 1536 Kardinal, ein sehr schäßenswerter Beitrag zur Schweizer Geschichte in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. Leider war Filonardi zu vorherrschend Politiker und Diplomat, zu wenig Theologe, und diese Eigenschaften, die ihn in den Kriegsund Bündnisfragen unter Julius II und Leo X sehr geeignet zum Nuntius für die Schweiz erscheinen ließzen, hinderten später in den Religionsstreitigkeiten und dem Zwinglianismus gegenüber eine fruchtbare Wirksamkeit. Diese anfänglichen politischen Erfolge und späteren kirchlichen Mißerfolge Filonardis finden in dem Schriftchen eine ebenso klare wie wohlthuend objektive Darstellung. Auf S. 46 wird der Name „Burco" dem Leser unverständlich sein; gemeint ist der Kardinal Matthäus Lang, Bischof von Gurk, dann Erzbischof von Salzburg. Ueber die Verhandlungen zwischen Klemens VII und Karl V aus Anlaß des Sieges bei Cappel hätten außer Arm. VIII. Ord. I. vol. 3 des Vatikanischen Archivs wohl auch noch die Bände Nunz. di Germ. 54, Lettere di Principi 10 und 11 herangezogen werden können; auch boten die Carte Farnesiane in Neapel dem Vf. einige Ergänzungen. Ehjes.

Selten bringt eine Monographie von so bescheidenem Umfange so viel neues und wichtiges, wie die vorliegende. Vf. wird demnächst Akten aus dem Vatikanischen Archiv über den Zeitraum von 1512-52 veröffentlichen in den Quellen zur Schweizer Geschichte. Filonardi kam in den Jahren 1513-32 acht Mal in die Schweiz, um den französischen Einfluß zu bekämpfen, die Eidgenossen zur Erneuerung des Bündnisses mit dem Papste zu bewegen, nach dem Ausbruch der Reformation zur Wiedergewinnung der abgefallenen Städte und Orte. Seine Aufgabe scheiterte daran, daß er nur das politische Moment ins Auge faßte und das religiöse bei der ganzen Bewegung unterschäßte. Viele neue Aufschlüsse bieten sich uns über das Verhalten des päpstlichen Hoses, Zürichs, das noch am Vorabend der Reformation 2000 Mann zum Schuße der päpstlichen Lande aufbietet (1521), der katholischen Orte zur Zeit der Glaubensfriege, u. a. wird ein von Filonardi vorgelegter Vertragsentwurf zwischen Papst, Kaiser und Eidgenossen vom J. 1532 beleuchtet. Der Nuntius schmeichelte sich damals noch mit der Hoffnung, gestüßt auf eine Anzahl ergebener Katholiken in Zürich, einen Umschwung herbeiführen zu können. Die Darstellung ist ansprechend, fast zu gedrängt, das Urteil besonnen und maßvoll. Statt immer wieder den Bd. der Eidgenössischen Abschiede zu zitieren, der doch wenig wechselt, hätten wir es lieber gesehen, wenn die Buchstaben des Absazes angegeben worden wären. Bei den Literaturangaben zu Abschnitt III, Anm. 6 muß es heißen E. A. 543 statt 542. A. B. Hofstede de Groot (C. P.), 100 Jahre aus der Geschichte der Reformation in den Niederlanden 1518-1619. Aus dem Holländischen von . Greeven. 458 S. M 6.

Piot (Ch.), un registre aux correspondances de Frangipani, premier nonce permanent aux Pays-Bas. Bruxelles, commission royale d'histoire.

Gachard hat früher eine Notiz herausgegeben: Les archives du Vatican
(D 3401); Nunziatura di Fiandra, nr. 11, vescovo di Tricario, dal 96 sino
al 99. Dieser Prälat ist Octavio Mirto Frangipani. 1605 ward er von Tricario
verseßt und zum Erzbischof von Tarent ernannt. Als Gregor XIII die Kölner
Nuntiatur ins Leben gerufen hatte, wurde zuerst Bonomi, dann Frangipani mit
dieser Würde bekleidet, bis er 1596 die Nuntiatur in Brüssel übernahm. Obgenanntes
Register" gibt eine Uebersicht der zwischen Kardinal Aldobrandini und dem
Papst geführten Korrespondenz. Gachard machte das fragliche Register 3401"
nur teilweise bekannt. (Vgl. Bulletins de la Commission d'histoire, 4e série,
I, 298.) Dasselbe wurde zum teil vervollständigt durch eine unlängst von der
belgischen Regierung erworbene Sammlung: Lettere scritte da Monsignor
Frangipani, nuntio in 1605 a diversi personnagi gli anni 1602-4.‹ Die
Briefe werden hier im Auszug wiedergegeben.
A. T.

*Binterim u. Mooren, die Erzdiözese Köln bis zur französischen Staatsumwälzung. Neu bearb. von Dr. med. Albert Mooren. Bd. II: Die Erzdiözese Köln nach der Kirchentrennung. Düsseldorf, L. Voß & Co. XVIII. 654 S.

Die geschäßte Beschreibung der Erzdiözese Köln, deren erster Band in der neuen Bearbeitung im vorigen Jahrg. S. 672 angezeigt wurde, hat in ihrer jezt vorliegenden zweiten Hälfte eine wesentlich neue Gestalt erhalten, so daß man die ursprüngliche Anlage des Werkes darin kaum wieder erkennt. Von der ersten Ausgabe jind nämlich nur herübergenommen die Designatio pastoratuum etc. und der Catalogus omnium ecclesiarum, der aber hier in einer vollständigeren Rezension erscheint. Neu aufgenommene Terte sind das Deskriptionsbuch des Erzstifts Cöllen de Ao. 1599, die Matricula extensa bonorum ecclesiast. ducatus Juliacen. et Monten. von 1695, die Matricula cleri Juliacen. et Monten. und die kölnische Landesdeskription von 1669–72 von Walter von v. Streversdorff. Außerdem enthält der Band Erörterungen über Entwicklung und Folgen der Kirchentrennung in der Erzdiözese, über die wirtschaftliche Lage der Geistlichkeit im 16. u. 17. Jahrh. (Geldwert und Preisverhältnisse), über den inneren Bestand der Erzdiözese am Ende des 18. Jahrh., über den politischen und kirchlichen Zusammenbruch der Erzdiözese und seine vermögensrechtlichen Folgen. Der Anhang bringt das Verzeichnis der Kölner Oberhirten aus dem Handbuch der Erzdiözese und ungefähr sechs kleingedruckte Seiten Berichtigungen und Ergänzungen zum ersten Bande, der wegen seiner zahlreichen Ungenauig keiten und Druckfehler die Freunde der kölnischen Geschichte nicht recht befriedigte. In dieser Hinsicht gibt der zweite Band sehr viel weniger zu Ausstellungen Anlaß. Ohne hier auf Einzelheiten weiter einzugehen, möchten wir doch das günstige Urteil über Erzbischof Ernst von Bayern (S. 8) nicht ohneweiters unterschreiben; auch sei darauf hingewiesen, daß Erzbischof Maximilian Heinrich nicht mehr, wie bisher üblich, zugleich als Bischof von Münster aufgeführt werden darf, nachdem With. Richter in seinen Studien und Quellen zur Paderborner Geschichte“ I. Teil (Paderborn 1893) S. 112 ff. den Beweis geliefert hat, daß die Postulation des Kölner Erzbischofs durch das Domkapitel zu Münster wegen der dabei unterlaufenen simonistischen Umtriebe von Papst Innocenz XI nicht bestätigt wurde. U. Langeraad (L. A. van), de nederlandsche ambassade-kapel te Parijs. Kerkhistorische Studie. Dl. I. Haag, Nijhoff. 14, 256, 79 p. fl.3, 50. Quensel (0.), bidrag till svenska liturgiens historia. II. Det svenska högmässoritualets historia intill 1614. Upsala, Lundequist. Bang (A. Chr.), documenter og studier vedrorende den lutherske katechismus' historie i Nordens kirker. Universitets programm 1 sem. 1893. kom hos Aschehoug. 5 Bl. 284 S. kr. 3.

Landwehr (H.), die Kirchenpolitik Friedrich Wilhelms des Großen Kurfürsten. Auf grund archivalischer Quellen. Berlin, E. Hofmann. XII, 385 S. M 7,20.

Schott (Th.), die Kirche der Wüste 1715-87. Das Wiederaufleben des Französischen im 18. Jahrh. Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte. XI. 2-3. Halle, Niemeyer. 213 S.

Inhalt: 1) Einleitung 1685-1715; 2) Antoine Court und der Wiederausbau der Kirche; 3) Protestanten und das übrige Frankreich; 4) die Galeeren und Gefängnisse; 5) das protestantische Ausland; 6) das Seminar in Lausanne; 7) Paul Rabaut und seine Zeit; 8) Jean Calas und die lezten Märtyrer; 9) Ludwig XVI und das Toleranze dikt.

Leitschuh (F.), Franz Ludwig von Erthal, Fürstbischof von Bamberg und Würzburg, Herzog von Franken. Ein Charakterbild nach den Quellen bearb. von Mit 10 Vollbildern. Bamberg, Buchner. VIII, 256 S.

"

Die Regierung Franz Ludwigs von Erthal, eines Verwandten Julius Echters von Mespelbrunn, wird von Döllinger in Kirche und Kirchen“ „eine musterhafte, vom ganzen Lande gesegnete" geheißen. Ich habe in meiner Jugend mein Großvater stand selbst in seinen Diensten auch von Greisen mit Begeisterung die Verwaltung des Landes preisen hören“, sagt der genannte Autor. In der That, auch ohne gerade in L.3 überschwänglichen Lobgefang auf den Melchisedek in der Abendsonne des untergehenden deutschen Reiches" (228) einstimmen zu müssen, wird man den Verdiensten Erthals ihre gebührende Krone nicht verweigern, wenn man erfährt, was der Fürstbischof als weltlicher Regent für die Reform der Armenpflege und Verbesserung des Schulwesens er ließ unter dem Rektorate des späteren Fürstprimas K. F. von Dalberg der Würzburger Universität die Frage vorlegen, ob es nicht rätlich wäre, die Vorlesungen deutsch zu halten, was er für Wiederherstellung des öffentlichen Wohlstandes (vgl. die Reformation des Justiz-, Finanz-, Militär- und Medizinalwesens, die Verbesserung der Bambergensis!) alles in der Zeit von 1779-95 gethan hat. In wissenschaftlichen und religiösen Dingen ein Freund der gemäßigten Aufklärung, der sogar auf fürstliche Kosten einen Klostergeistlichen zum Königsberger Philosophen reisen läßt, huldigte er in kirchenrechtlichen Fragen einem ausgeprägten Josephinismus. Daher seine Stellung bei den Nuntiaturstreitigkeiten 1785 ff. und bei der „Emser Punktation“. In diesem Teile seines Buches wird auch der Vf. seiner im übrigen zu Tage tretenden Objektivität des Urteils und Ausdrucks verschiedene Male untreu. Die Schrift ist nach dem Muster der Bayerischen Bibliothek“ ausgestattet, für welche sie ursprünglich bestimmt war. J. W. Schaeffer (Ad.), tempi passati 1840-68. Nouv. éd. Paris, Fischbacher. fl. 8°. 347 p.

"

Es sind Lebenserinnerungen eines evangelischen Elsässer Theologen, welche die eigene religiöse Entwicklung darstellen und ein Stück Elsässer Leben schildern. Im vorlegten Abschnitt behandelt er seinen Aufenthalt in Paris, im leßten seine amtliche Thätigkeit in Hagenau.

Overton (J. H.), the english church in the nineteenth century 1800-33. London, Longmans. sh. 14.

Wie die von Overton und Abbey verfaßte Kirchengeschichte des 18. Jahrh., so enthält auch gegenwärtiges Werk nur eine Reihe lose verbundener Essays, die jedoch neben manchem längst bekannten viel neues Material enthalten. Die Titel der einzelnen Kapitel sind: 1. der allgemeine Zustand der Kirche, 2. die Orthodoxen, 3. die Evangelikalen, 4. die Liberalen, 5. Gottesdienst, Instandhaltung der Kirchen, 6. kirchliche Literatur, 7. Kirche und ihr Verhältnis zur Erziehung, 8. kirchliche Vereine, 9. Kirche und Staat, 10. Verhältnis zu den

Schwesterkirchen. Sie zeigen klar, daß von einer zusammenhängenden Darstellung nicht die Rede sei. D. läßt zu sehr den Anwalt hervortreten, und hält sich viel zu sehr an der Oberfläche, sein Buch ist mehr eine Notizensammlung als eine Bearbeitung des Stoffes. Prothero (R. E.), the life and correspondence of Arthur Stanley. London, Murray. 1893. sh. 32.

Z.

Stanley, der Biograph Arnolds, des Vorkämpfers der liberalen Richtung in Orford und später in den Versammlungen des Klerus, der Mann, der alle Differenzen zwischen der englischen Staatskirche und den Sekten zu beseitigen suchte durch Ausmerzung des Dogmas, der Altkatholiken und russische Schismatiker in seinen neuen Kirchenverband aufnehmen wollte, wird uns hier eingehend geschildert. Troß seiner intellektuellen Verkehrtheit war Stanley ein höchst liebenswürdiger, versöhnlicher Charakter, der troß seiner vielen Kämpfe wohl feinen persönlichen Feind gehabt hat. Bei aller Hochachtung für Andersdenkende, bei aller Anerkennung der Verdienste der Seften, verläugnete Stanley den anglikanischen Geistlichen doch nie. Ueberall sieht man ihn bestrebt, die anglikanische Kirche den Gebildeten und Ungebildeten zu empfehlen, ihre Verdienste um die Nation hervorzuheben, ihre Fehler zu verschleiern. Stanley war ein Erastianer von reinstem Wasser, der es den Traktarianern und den Dissenters nie verzeihen konnte, daß sie Trennung von Kirche und Staat befürworteten. Für ihn war es selbstverständlich, daß nicht die Bischöfe, sondern der Staat, resp. der Geheimrat, Richter in Glaubenssachen sei. Die Schriften Stanleys mit Ausnahme seiner Biographie Arnolds und seiner Briefe besigen geringen Wert; P. beurteilt sie viel zu günstig; obgleich er anderwärts die charakteristischen Fehler seines Helden, Mangel an Genauigkeit, logischem Denken, hervorhebt. Die Schrift enthält wichtige Beiträge zur Kenntnis der modernen Kirchengeschichte. P. hätte mit etwas mehr Sorgfalt manche Unrichtigkeiten verbessern können.

Z.

Planta (P. C.), Pater Theodosius, ein menschenfreundlicher Priester. Mit dem Bilde und Faksimile des P. Theodosius. Bern, Wyß. 1893. 109 S. fr. 2.

Dieser einfache Kapuziner, der i. J. 1865 sein Leben beschloß, wollte die moderne Welt wieder christianisieren. Zu diesem Zwecke stellte er sich ganz auf den Boden der heutigen Zeit, bediente sich all ihrer Einrichtungen und Hülfsmittel, um den Materialismus und die sittliche Verflachung zu bekämpfen. Er war vor allem ein Mann der That, stiftete für Unterricht und Armenpflege die heute blühenden Orden der Kreuzschwestern von Jngenbohl (1855), der Lehrschwestern_von Menzingen (1844), von denen erstere heute 2220, leptere 420 Mitglieder im Mutterhause und den Filialen in der Schweiz, Süddeutschland, Oberitalien und Lesterreich zählen. Er gründete auch in den Räumlichkeiten des ehemaligen Jesuitenpensionates das Kollegium Maria-Hilf in Schwyz (1855). Zur glücklichen Durchführung von industriellen Unternehmungen gebrach es ihm an finanziellem Talente und Sachkenntnis, weshalb diese Versuche mißlangen. Wer die Bestrebungen zur Hebung des Volkswohles besonders auf katholischer Seite kennen lernen will, wird aus diesem Schriftchen mannigfache Belehrung empfangen.

A. B. 3ichotte (H.), die theologischen Studien und Anstalten der katholischen Kirche in Desterreich. Aus Archivalien Wien, Braumüller. Royal 8°. X, 1235 . M 30.

Behandelt zunächst im ersten Teile die Entwicklung der theologischen Studien seit Maria Theresia, die geistlichen Bildungsanstalten bis zum Konzil von Trient und ihre Geschichte und die Studienordnungen derselben. Darauf folgt ein geschichtlicher Ueberblick über die Entwicklung der theologischen Fakultäten in Bien, Prag, Graz, Innsbruck, Krakau, Lemberg, Olmüz, Salzburg. Der zweite Teil handelt über die Diözesanlehranstalten seit diesem Jahrh., der dritte Teil betrifft die theologischen Klosterlehranstalten und gibt eine Geschichte der Klosterschulen,

« PrethodnaNastavi »