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Vorrede.

Diese zweite Auflage meiner Geschichte der neuern Philosophie ist in diesem ihrem ersten Theile völlig umgearbeitet und von jenem anfänglichen Bruchstücke des Werks, das vor zwölf Jahren erschien, sowohl dem Umfange als der inneren Verfassung nach so verschieden, daß sie kaum einige Säße mit ihm gemein hat. Deßhalb habe ich auch länger als es sonst der Fall gewesen wäre mit dieser neuen Ausgabe gezögert, um ihr diejenige Form der Ausarbeitung zu geben, die mein eigenes Bedürfniß eben so sehr als der Charakter des inzwischen fortgeschrittenen Gesammtwerks verlangte. Die erste Abtheilung nämlich, die bis zur Lehre Spinoza's reichte, erschien ihrer ganzen Beschaffenheit nach den folgenden Theilen so ungleich, daß diese zu jener nicht mehr passen wollten und sich hier ein Mißverhältniß bemerkbar machte, welches dem ganzen Werke zur Last fiel und Keinem empfindlicher sein konnte, als dem Verfasser selbst. Während die übrigen Theile von der Darstellung Spinoza's an keine andere Sprache reden wollen, als die der wissenschaftlichen Entwicklung in ihrer einfachsten und deutlichsten Form, so hatte jenes erste Bruchstück mit dem Namen

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der Vorlesungen auch ganz die Form beibehalten, die für den mündlichen Vortrag bestimmt war und die jetzt auch für den mündlichen Vortrag aufgehört hat, die meinige zu sein. Während ich in den folgenden Theilen Spinoza, Leibnitz, Kant und in einem besondern Werke, das nur dem Namen nach nicht mit diesem zusammenhängt, Bacon in dem größten Umfange dargestellt habe, um ihre Lehren völlig einleuchtend zu machen, so war dagegen in jener ersten Abtheilung eines der grundlegenden und hauptsächlichsten Systeme der neuern Philosophie, die Lehre Descartes', bei weitem nicht in demselben Maße umfassend und erschöpfend behandelt worden. Meine Darstellung war hier in einem augenscheinlichen Rückstande geblieben. Und dieser Mangel hatte seinen tieferen und hauptfächlichen Grund darin, daß ich den Werth Descartes' nicht genug erkannt und namentlich im Vergleich mit Spinoza unterschätzt hatte.

So fanden sich in jenem ersten Theile des Werkes mehrere Uebelstände zusammen, die eine neue Auflage gründlich beseitigen mußte. Ich war Descartes nicht bloß eine bei weitem ausgeführtere und genauere, sondern zugleich eine andere Darstellung schuldig nach der bessern Einsicht, die ich von diesem Philosophen gewonnen. Um dieser Einsicht nachzukommen, durfte ich meine frühere Darstellung nicht bloß ergänzen, sondern mußte eine neue an ihre Stelle seyen. Daher die Nothwendigkeit einer völligen Umarbeitung. Ich gestehe, daß ich diese Aufgabe gegenüber meinem Werk und meinen

Lesern wie eine Schuld empfunden habe, die ich jetzt gelöst haben will, indem ich den ersten Theil in dieser völlig neuen Gestalt erscheinen lasse, worin er dem übrigen Werke entsprechen und meinen Lesern die ganze Einsicht gewähren soll in den Geist und die Bedeutung des größten französischen Philosophen, der die neuere Metaphysik begründet und die Bahn gebrochen hat, auf der Spinoza, Leibnitz, Kant fortgeschritten sind. Es giebt unter den französischen Denkern feinen, der uns verwandter wäre und auf die deutsche Philo= sophie selbst einen größeren Einfluß ausgeübt hätte. Ich brauche bloß den einen Leibniz zu nennen, der durch Descartes zu seiner eigenen Lehre geführt wurde, die auf unserer Seite die philosophische Denkweise des achtzehnten Jahrhunderts beherrscht hat. Und selbst die persönliche Eigenthümlichkeit dieses Philosophen in ihrem unwiderstehlichen Hange zur Theorie, in ihrer ausschließlichen Neigung zur philosophischen Einsamkeit hat einen Charakterzug, den die fremden Nationen, insbesondere seine eigenen Landsleute, gern als etwas specifisch Deutsches bezeichnen.

Wenn man die Werke Descartes' mit den herkömmlichen Darstellungen seiner Philosophie vergleicht, so findet man die ersteren nur zu einem geringen Theile erleuchtet und gewisse Seiten der Lehre, die dem Systeme wesentlich sind, entweder kaum beachtet oder so in Schatten gestellt, daß man sie nicht deutlich erkennt. Zu diesen vernachlässigten Theilen rechne ich besonders die Untersuchungen über die Methode, die

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