Slike stranica
PDF
ePub
[ocr errors]

gesehen werden, und Hartwigs, von Stanonik) und andern Autoren gebilligte Vermutung, dass der sogenannte jüngere Heinrich von Hessen, der genauer als Heinrich von Altendorf zu bezeichnen ist2), der Verfasser sei, ist abzulehnen. Wenn schon die Heiligenkreuzer Handschrift ergibt, dass die Niederschrift des Traktats durch Langenstein vor 1388 erfolgt sein muss, so ist nach dem Münchener (ursprünglich Tegernseer) Kodex Lat. 18544b, wo der Traktat Blatt 30a-42b enthalten. ist, die Entstehung auf die Pariser Zeit Langensteins zurückzuführen, denn in eingeschobener Notiz bei der Überschrift Blatt 30a dieses zu Wien in den Jahren 1405-1409 von verschiedenen Händen geschriebenen Kodex heisst es: Tractatus Hainrici de Hassia, doctoris egregii Parisiensis, de discrecione spirituum". Eine Reihe anderer Handschriften des Traktats ausser den bei Hartwig, II S. 20-22 erwähnten, zählte auf Roth a. a. O. S. 9. Als wichtig sind ferner noch hervorzuheben: Prag, Univ.-Bibl. Kodex I B. 15, Pelplin, Klerikalseminarbibl. Kodex 110, Florenz, Laurentiana Plut. 20, Kodex Lat. 35, Blatt 132-1423), Wien, Schotteukloster Kodex 132, Blatt 194a-198b. Dem übereinstimmenden Zeugnis der Handschriften gegenüber will es wenig besagen, dass, wie Hartwig II S. 21-22 feststellte, die in dem Traktat niedergelegten Anschauungen über Astronomie im Vergleich zu den früheren Theorien, die Langenstein auf diesem Gebiet entwickelt hatte, nicht unwesentlich verändert sich zeigen. Und auf ein blosses Abschreiberversehen ist es zurückzuführen, dass in der Handschrift Pelplin 199, Blatt 16 derselbe Traktat dem Heinrich von Oyta zuerteilt ist (vgl. diese Mitteilungen 25 S. 603). Dass Langenstein bei C. Dielmann a. a. O. als Augustinereremit bezeichnet wird, ist augenscheinlich weniger in der durch Dielmann erfolgten Benutzung von Pamphilus' Werk über die Augustinereremiten begründet, als in dem Umstand, dass Langenstein in Wien Beziehungen zu den Augustinerchorherren von Klosterneuburg unterhielt, denen er auch eine in zahlreichen Handschriften

varia Parisiensis" und erwähnt, dass er als solcher in die Prager Artistenfakultät 1378 aufgenommen sei (Monumenta hist. univ. Pragensis I, 1, S. 180). Er wird darnach Schüler Langensteins schon in Paris gewesen sein.

1) Stanonik in Allgemeine deutsche Biographie 11, S. 637; H. Hurter Nomenclator literarius. Bd. IV. Innsbruck 1899. Sp. 570, Anm. 2.

2) Über seine Wirksamkeit als Dozent an den Universitäten Köln und Heidelberg siehe das Nähere in Zeitschr. für die Geschichte des Oberrheins 21, 1906, S. 33, Anm. 2.

3) A. M. Bandini, Catalogus codicum Latinorum bibliothecae Mediceae Laurentianae. Bd. I. Florentiae 1771. S. 643.

noch vorliegende Abhandlung über das Eigentum der Kleriker gewidmet hat1).

Das Leben Oytas betreffend, so ist von mir in Mitteilungen 25, S. 581 auf Grund urkundlichen Belegs nachgewiesen, dass Oyta noch Ende Dezember 1383 seine Tätigkeit als Universitätslehrer in Prag ausgeübt hat. Vorher vom 8. Dezember 1383 ist Kunde auf uns gelangt von Verhandlungen, die Oyta in Prag mit dem General des Dominikanerordens gepflogen hat wegen des den Dominikanern zustehenden Rechts verschiedene Vorzüge an der Universität Prag zu geniessen und alle akademischen Grade daselbst erwerben zu können). A. Franz ist der Meinung, dass Oyta damals das Dekanat an der Universität Prag bekleidet habe3), und keineswegs war sein Wirken ein so vorübergehendes, wie einige neuere Darsteller es haben glaubhaft machen wollen. Hierfür spricht namentlich eine Eintragung des ehemaligen Pariser, dann Prager und zuletzt Wiener Magisters der Jurisprudenz, Heinrich von Odendorf, der in Erfurt, Amploniana Cod. Lat. Fol. 173, Blatt 259 am Schluss seiner hier enthaltenen Abhandlung über die Sentenzen" u. a. bemerkt4): „Deinde regracior magistro meo reverendo, magistro Henrico de Oytha, qui Parisius, Prage et hic in Wyenna plurima pietatis opera mihi exhibuit“.

Oytas Kommen nach Wien wird erst im Sommer 1384 erfolgt sein, denn ausser dass ihm an der Universität sein Anfangsgehalt im Betrage von 100 Pfund Pfennigen 5), zugleich mit Langenstein, am 5. August 1384 gezahlt wurde, so soll auch, wie Wappler) behauptet, Langenstein, der seinerseits auch erst 1384 in Wien angelangt war, es veranlasst haben, dass Oyta, der in Paris sein Fakultätsgenosse gewesen war,

1) Roth a. a. O. S. 6. In München Lat. 18544 b (bei Roth übergangen) liegt Bl. 217-219b ein Bruchstück des Traktats vor mit der Überschrift: Sermo Hainrici de Hassia ad canonicos regulares in Neunburga de vita communi, et hic incompletus, sed completus habetur ibi H 44 primo', was sicherlich die alte Signatur eines ehemals in Klosterneuburg selbst vorhanden gewesenen Exemplars dieses Traktates angibt.

2) Monumenta hist. univ. Pragensis Bd. III, S. 69. Oyta verteidigte in seiner Rede das bezügliche Abkommen.

3) A. Franz, Der Magister Nikolaus Magni de Jawor. Freiburg 1898. S. 24. Über den Studiengang Oytas seit dem Jahre 1355 siehe ebenda S. 36. Als Schüler Oytas ist ein Petrus Druxnicht de Lebin zuerst zum Oktober 1384 in die Wiener Universitätsmatrikel eingetragen. Schrauf a. a. O. S. 978, Anm. 4. 4) W. Schum, Beschreibendes Verzeichnis der Amplonianischen Büchersammlung. Berlin 1887 S. 112.

5) Späterhin jährlich 80 Pfund Pfennige. Langenstein erhielt jedesmal 150 Pfund Pfennige, Schrauf, a. a. O. S. 980.

) Wappler a. a. O. S. 363.

nunmehr nach Wien berufen wurde. In der Zeit April bis September 1388 hat dann Oyta das Dekanat der theologischen Fakultät in Wien bekleidet1).

In zahlreichen Werken älterer Autoren, so C. Oudin, Commentarii de scriptoribus ecclesiasticis Sp. 687, finden wir Oyta als Karmeliter bezeichnet. Die vermeintlichen Belegstellen sammelte im einzelnen C. de Villiers, Bibliotheca Carmelitana. Bd. I. Orléans 1752. Sp. 6252). Es kann aber jene Annahme nicht richtig sein, denn Oyta hätte alsdann in der Aufzeichnung vom Dezember 1383 (Mitteilungen 25, S. 581), wo Magister Friedrich von Nürnberg, der gleich Oyta von Prag nach Wien übersiedelte3), richtig als Karmeliter bezeichnet ist, ebenfalls als solcher genannt sein müssen. Es heisst dort aber nur prepositus Wydenbrugensis in ecclesia Osnaburgensi". Ausserdem gehörte Oyta seit 1385 dem von Herzog Albrecht III. gestifteten Collegium ducale an1). Er hätte aber statutenmässig nie in dieses aufgenommen werden dürfen, wenn er Ordensgeistlicher gewesen wäre.

Über die Beziehungen, die Oyta im allgemeinen zur Kartause Mauerbach unterhielt, machte kurze Angaben Leopold Brenner in seiner Geschichte dieser Kartause, gedruckt bei H. Pez, Scriptores rerum Austriacarum. Bd. II, Leipzig 1725. Sp. 359, wo unser Autor jedoch unzutreffend Joannes de Oytta genannt wird, ein Fehler, der in jenem kompilatorischen Werk nicht weiter auffällig erscheint, da Brenner z. B. Spalte 360 auch behauptet, dass unter dem Prior Hugo, der seit 1397 der Kartause Mauerbach vorstand, das Generalkapitel der Kartauser einmal zu Mauerbach abgehalten sei. Pez selbst hat in Bezug hierauf korrigiert, dass die Kartäuser nur 1383 und 1387 unter ihrem Ordensgeneral Johannes Barensis in Mauerbach sich versammelten, in der Folge 1391 bis 1414 dann stets zu Seitz.

Der in Mitteilungen 25, S. 597–603 veröffentlichte Sermon De gradibus oboedientiae liegt, was mir nachträglich erst bekannt wurde, handschriftlich auch in Erfurt, Quart 125, Blatt 228 a-230b vor. Von der ebenda Seite 597 nach einer römischen Hds. genannten Ad

1) J. Aschbach, Geschichte der Wiener Universität. Bd. I, Wien 1865. S. 124; Wappler a. a. O. S. 468. Auf Verwechslung beruht es, wenn R. Kink, Geschichte der Universität zu Wien. Bd. II. Wien 1854. S. 94 Oyta auch zum 1. April 1389 als Dekan der Wiener theologischen Fakultät erwähnt. Oyta ist unter jenem Datum vielmehr nur als Vertrauensmann an der Ausarbeitung der Wiener Universitätsstatuten mitbeteiligt gewesen, Schrauf, a. a. O. S. 981. 2) Siehe auch noch Hurter a. a. O. IV, 589.

3) Aschbach a. a. O. I, S. 53.

4) Aschbach I, S. 43.

"

ventsrede Oytas ist ein Weihnachtssermon desselben Verfassers zu unterscheiden, der in Wien, Hofbibliothek Lat. 4427, Bl. 390b-394 a enthalten ist und das Incipit hat Ecce salvator tuus venit, Ysaie 62. Pro sancti spiritus impetranda gracia, simulque nostri thematis introduccione brevi et succincta, a verbis exordior sancti Leonis pape in sermone hodierne festivitatis in hunc modum: deus opulentus et clemens, cuius natura bonitas etc." Bemerkenswert aus der zweiten Hälfte dieses Sermons ist, dass Oyta die Schäden seiner Zeit in bestimmterer Weise zur Sprache bringt, und seinem bedrängten Herzen in einigen Stosseufzern besonders über die Judenplage Luft macht:

>> De tercio notandum, quod dupliciter participamur Judeis in crimine, vel quoad actum patrati sceleris, vel quoad radicem actus. Primo modo participant eis omnes sive secularis sive spiritualis status, qui eos fovent in vita eorum ociosa et delicata et iniqua. In labore enim hominum non sunt, nec cum homine flagicioso. Ideo tu eos supera: operti sunt in iniquitate et inpietate sua, et prodiit quasi excidium iniquitas eorum, dum ipsi ociose, splendide in victu et vestitu viventes usuris gravant fideles laborantes, onus diei et estus portantes. Et ex hoc perit respublica et dominiorum dirimuntur bona, dum tales vulpes demoliuntur vineas, quas spiritus sanctus in canticis capi iubet dicens: capite vobis vulpes parvulas, que demoliuntur vineas. Nam vinea nostra floruit, Cantici 21). Vinea ista ecclesia Christi est universalis habens in se multas vineas, scilicet ecclesias particulares, ubi non est permittendum vulpes istas pervagari; sed capiende sunt, eciam ad servitutem laborum in republica necessariorum astringende, ut iam non vulpes sed boves arantes labores manuum suarum manducent. Et si sic tenerentur, respublica magis esset opulenta. Valde namque indignum atque incongruum videtur, ut Judei taliter in ocio contra salutem dominorum et reipublice foveantur, presertim cum nec inter gentes 2) talis umquam fuerit permissa eis libertas, et propter hoc minus libere transeunt in affectum cordis sui, et ponunt in celum os suum, ita ut per eɔs bonum domini dei ac salvatoris nostri Jhesu Christi nomen blasphemetur. Attendant3) hec hii, ad quos pertinet talia corrigere et prohibere sentenciam domini per prophetam contra eos pronuncciatam, quia scilicet Judeus iniquitate sua morietur, sanguinem autem de manu tua requiram, Ezechielis 3 et 334). Participant eciam eis in crimine quoad effectum perfidie, qui eos converti ad Christum et baptizari volentes denudant eos, ita ut non habeant, unde vivant. Si namque tales haberent bona iuste acquisita, dimittenda essent eis, si autem non haberent nisi bona usuraria, tunc talia per ordinarium loci5) reddi deberent illis, a quibus extorta sunt, vel converti impios usus. Utique pium esset, quod illis conversis tamquam pauperibus darentur. Per hoc multi provocarentur ad suscipiendam fidem Christi, qui nunc retardantur. Cum enim infirmi sint et inbecilles, dicunt cum illo villico, de quo in ewangelio: fodere non valeo, mendicare eru

[ocr errors]

1) Hohelied Sal. 2, 15. 2) d. i. zu heidnischen Zeiten. 3) Hds.: adtendant. 4) Hesekiel 3, 20 u. 33, 8. 5) Durch den beaufsichtigenden Geistlichen des Orts.

besco1). Secundo participantur in crimine, quoad radicem. Radix enim perfidie eorum sunt avaricia et superbia, que sunt radices omnium malorum. De avaricia enim dicit apostolus 1 ad Thimot. 62): radix omnium malorum est cupiditas, et de superbia Ecclesiastici 103): inicium omnis peccati est superbia. De avaricia Judeorum patet Ysaie 14): omnes secuntur munera, diligunt retribuciones, Jeremie 65): a maiore quippe usque ad minorem omnes avaricie student. De superbia eorum dicit Crisostomus super illud Matthei 216): et cum venisset in templum, sacerdotes viderunt Christum uno die cum gloria magna introeuntem in templum, ita ut populus undique clamaret: osanna filio David; et quantum ille glorificabatur, tanto sacerdotes invidia torquebantur. Et illius honor illis fiebat in tormentum. Cogitabant enim in dolore apud se: nos sumus columpne templi, et ecce super ipsum recumbit tota ecclesia, et nos inventi sumus sine causa erecti, quia ministerium perdidimus et nomen vacuum possidemus. Nos sumus tacencium scripturarum quasi lingua visibilis; et ecce resonat in medio. templi, et nos contempti tacemus quasi cytera dissipata. Nos sumus patres populi, et ille quotidie generat filios, nos autem steriles sumus inventi. Hee revera sunt passiones communes omnium avarorum et superborum, clericorum et laicorum, maiorum et minorum cuiuscunque status existimati. qui ea querunt, que ad suum lucrum et ad suam pompam pertinent, non que Jhesu Christi. Et ita in radice perfidie cum Judeis participant Christum abnegantes, et si non esse, tamen facto iuxta illud apostoli ad Titum 17): confitentur se nosse deum, factis autem negant.<

Dass die Begrüssung, mit der Oyta einen Passauer Bischof beim Eintreffen in Wien empfing, nicht an Hermann Dignis) gerichtet war, sondern an dessen Nachfolger Bischof Georg von Hohenlohe, habe ich im Historischen Jahrbuch 25, 1905, S. 319 unter Mitteilung des Wortlauts jener Begrüssung spezieller gezeigt9). Aus der Erfurter Handschrift ist durch indirekte Herübernahme auch jene in dem Marburger Kodex D 23, Bl. 201b-202a sich findende, Exclamatio ad Carthusienses" geflossen, die den Teil eines am 14. April 1395 von der Pariser Universität an Papst Benedikt XIII. gerichteten Schreibens bildet (vgl. unten S. 316), mithin 1395 erst entstanden ist und mit Oyta, der damals längst in Wien weilte, nichts zu tun hat.

Die pastorale Tätigkeit des hl. Bernhard betrifft Oytas in Wien gesprochener Sermon De sancto Bernhardo", der mit dem Incipit Lex dei eius in corde in Wien, Hofbibl. Lat. 4173, Bl. 14-16 und

1, 23.

[ocr errors]
[ocr errors]

1) Luk. 16, 3. 2) 1, Timoth. 6, 10. 3) Jesus Sirach 10, 15. 4) Jes. 5) Jerem. 6, 13. 6) Matth. 21, 9-23. 7) Tit. 1, 16.

8) Bei M. Jansen, Papst Bonifatius IX. Freiburg 1904. S. 98, wo die in den Jahren 1387 und 1388 wegen Neubesetzung des Passauer Bischofstuhles schwebenden Streitigkeiten näher geschildert werden, ungenau : Johannes Digni.

9) Georg von Hohenlohe ist urkundlich in Wien u. a. vom 3.-21. Oktober 1389 nachweisbar: E. M. v. Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg. Bd. IV. Wien 1839. Regesten S. 777—778.

« PrethodnaNastavi »