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die Bearbeiter der späteren Bände des Strassburger Urkundenbuchs im Einverständnis mit der zur Herausgabe eingesetzten Kommission dies wertvolle Material sich nicht entgehen lassen, sondern dasselbe dem Begriff Urkundenbuch < zu trotz in den Rahmen ihrer Edition einbezogen. In Basel hat man streng daran festgehalten, nur wirkliche Urkunden aufzunehmen. Das ist ein Standpunkt, hat aber den Nachteil, dass man z. B. langwierige Verhandlungen nun im Zusammenhang nicht übersehen kann, da man in den meisten Fällen nur das Endergebnis vor Augen hat, und interessanter sind natürlich bei solchem Verfahren die das ausgehende Mittelalter betreffenden Bände nicht geworden. Die grosse Politik der Stadt ist also an der Hand ihres Urkundenbuchs in späterer Zeit nur unvollkommen zu verfolgen, während die innere Geschichte natürlich durchaus zu ihrem Rechte kommt. Besonders gilt dies von dem vorliegenden, die Jahre 1485-1522 umfassenden Bande: liegen doch nicht einmal aus einer so bewegten Zeit, wie das Kriegsjahr 1499 gewesen, bemerkenswertere Stücke politischen Inhalts vor.

Die Textgestaltung ist bis auf ganz wenige kleine Versehen und Druckfehler gut und sorgfältig, und auch sonst ist alles geschehen, was billigerweise von einer solchen Edition verlangt werden kann. (In Nr. 121 und 340 sind die am Kopf stehenden Daten in 1491, Mai 21 statt 20, und 1508, Juni 26 statt 5 zu ändern.) Zu weit geht die Ehrfurcht, die Th. vor der wilden Rechtschreibung jener Zeit empfindet; wenigstens die sinnlosen Häufungen der Konsonanten hätten verschwinden sollen.

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Zum Register gestatte ich mir ein paar Bemerkungen, die sich mir bei der Durchsicht aufgedrängt haben. Es würde mir richtig scheinen, wenn auch bei den ausserhalb der Schweiz gelegenen Ortschaften der leichteren Orientierung wegen das betreffende Amt oder der Kanton beigefügt würde, da in zahlreichen Fällen über die Formulierung der gewählten Erklärung zum mindesten sich streiten lässt. Sehr ungenau oder direkt falsch sind Angaben wie Andlau nördl. von Schlettstadt, Bitsch westl. von Saargemünden (sic!), St. Georgen südwestl. von Villingen, St. Quirin südwestl. von Saarburg. Auf blosser Flüchtigkeit beruht natürlich die Verlegung von Antwerpen nach Holland und die Erklärung Ortenau Gau im südl. Baden. Der in der Geschichte der Rheinschiffahrt eine Rolle spielende Ort Rheinau, von Th. mit der Vorstadt von Rastatt identifiziert, liegt im Elsass (Kanton Benfeld). Im übrigen ist zu lesen Krotzingen st. Krozingen, Ortenburg st. Ortenberg, Sausenberg st. Sausenburg, Wahlbach st. Wallbach. Dann und wann fehlt auch eine Erklärung, z. B. bei Oltingen (im Oberelsass gelegen, Kanton Pfirt) und Schorrendorf (= Schorndorf, worunter der im gleichnamigen württembergischen Oberamt gelegene Ort zu verstehen sein dürfte). Weshalb der städtische Schmied Wilhelm von Siegen aus dem weltverlorenen kleinen Dorf im Unterelsass stammen soll, ist mir nicht recht verständlich: mit grösserer Wahrscheinlichkeit wird man ihn doch wohl dem westfälischen Siegen zuweisen dürfen, wo damals schon die Schmiedekunst in hoher Blüte stand. Doch genug der Kleinigkeiten, im ganzen darf auch dies Register wieder als ein treffliches und zuverlässiges Hilfsmittel zur Ausbeutung des in dem Bande zusammengetragenen Quellenstoffs bezeichnet werden.

Strassburg i. E.

Hans Kaiser.

Fea Pietro, Tre Anni di Guerra e l'Assedio di Torino del 1706. Narrazione Storico-militare. Roma, Voghera 1905. 382 S.

Der Verfasser hat sich die Aufgabe gesetzt, nach den besten vorhandenen historischen und militärischen Quellen die Geschichte der hochwichtigen Periode des spanischen Erbfolgekrieges zu schreiben, in der endgiltig über das Schicksal Italiens entschieden wurde. Es ist bekannt, dass die Haltung des Herzogs von Savoyen, Viktor Amadeus II, dafür von der grössten Bedeutung gewesen ist. Fea beginnt darum seine Erzählung mit dem Überfall von San Benedetto, 29. September 1701, da Ludwig XIV. dem Italiener misstrauend, eines Teiles von dessen Heer sich bemächtigt und gerade dadurch ihn erst recht in das Lager der Feinde treibt. Es folgt nebst eingehender Betrachtung über die Stärke der savoyischen Armee die Beschreibung der Campagnen von 1704 und 1705; die Belagerung von Verrua, die Schlacht von Calcinato werden uns erzählt. Der nächste Abschnitt schildert die Belagerung Turins durch die Franzosen, wobei natürlich der Verf. auf topographische Details eingehen muss. Der dritte Abschnitt erzählt den Heranmarsch des Befreiungsheeres und den Entsatz der bedrängten Stadt durch die Entscheidungsschlicht, worauf zum Schlusse noch kurz die Folgen dieser Unternehmung resumiert werden. beherrscht die vorhandenen italienischen, französischen und deutschen Quellen sehr gut und schildert die interessanten Ereignisse in anschaulicher und geschickter Weise. Er hält sich vollkommen frei von jedem Chauvinismus und übt an seinen Vorgängern kühle und kluge Kritik, so weiss er beispielsweise die Tat seines Landmannes Pietro Micca, der durch Entzündung einer Mine bereits eingedrungene Franzosen an weiterem Vordringen gehindert hat und bei dieser Gelegenheit ums Leben gekommen ist, gegenüber früheren Übertreibungen auf das richtige Mass herabzusetzen, ebenso wird die Teilnahme der preussischen Truppen an der Entscheidungsschlacht etwas ruhiger beurteilt. Dass nicht alle Details der Ausführungen genau stimmen, wie z. B. dass 1703 Wien von den aufständischen Ungarn bedroht gewesen ist (S. 8), mag nur angedeutet werden. Ein brauchbarer Index beschliesst das Buch, dagegen sind die beigegebenen Karten nicht über alles Lob erhaben.

Prag.

O. Weber.

Wallmenich Karl von, Der Oberländer Aufstand 1705 und die Sendlinger Schlacht. Mit einem Plane, München, Dr. H. Lüneburg's Verlag, 1906. 164 S.

Über den kurzen Aufstand der Bauern des Rentamtes München, der in der Christnacht des Jahres 1705 losbrach, zur Eroberung des roten Turmes in München führte, schon am nächsten Tage aber mit der Vertreibung der Bauern aus diesem Turme, ihrem Rückzuge nach Sendling und einem Gefechte ebenda endete, in dem die Bauern in einem Blutbade niedergemetzelt wurden, hat sich ein förmlicher Sagenkreis gebildet, dem auch Gelehrte wie Prof. Sepp ihre Unterstützung zugewendet haben. Besonders eine Figur ragt aus diesem Aufstande hervor, die des Schmiedes von Kochel, Balthasar Mayer, der, von Hünengestalt und mit Riesenkräften

ausgestattet, die Rolle eines Tell und Winkelried zugleich spielt und der Held zahlreicher Bilder, Schauspiele, aber auch ernst zu nehmender Abhandlungen geworden ist. Wallmenich ist nun diesen Dingen mit höchst lobenswerter Genauigkeit nachgegangen und hat sehr merkwürdige Resultate zutage gefördert. Nach ihm ist die Bewegung im bayerischen Oberlande, ganz im Gegenteil zu der viel schwerer wiegenden im Unterlande, eine ziemlich fadenscheinige Geschichte gewesen, nur auf der Eitelkeit und dem Unverstande von ein paar Leuten, vornehmlich Münchener Bierwirten beruhend, die in keiner Weise etwas Heroisches hatte, -bei der ziemlich viel Bier konsumiert und viel Unnützes geredet, die nur dann leider von den Kaiserlichen sehr tragisch aufgefasst wurde und zu dem Blutbade von Sendling geführt hat, bei dem über 1000 Bauern für den Leichtsinn ihrer Führer büssen mussten. Das Merkwürdigste ist jedenfalls, dass W. nirgends in gleichzeitigen Quellen den Namen des » SchmiedBarthel finden kann und zum Schlusse kommt, dass diese Figur der Sage angehört. 1830 wird sie zuerst in einer Schrift des Münchner Professors Massmann erwähnt und zwei Jahre darauf wird sie im Buche eines Literaten Gruber, angeblich nach einem alten Kalender aus dem Jahre 1734, historisch gemacht. Andere folgten, vor allem der erwähnte Prof. Sepp in seinem Buche über den Oberländer Aufstand. Man wird den genauen Untersuchungen W.s mit Interesse folgen und sich seinen Schlussfolgerungen wohl oder übel anschliessen müssen. Gelingt es nicht, neues Material herbeizuschaffen, um die Existenz des riesigen Schmiedes nachzuweisen, so wird nichts anderes übrig bleiben, als den Ausführungen unseres Autors Recht zu geben und von dieser historischen Figur Abschied zu nehmen. An W.s Darstellung des Aufstandes selbst wird man kaum etwas aussetzen können; sie ist methodisch richtig, mit grossem Fleisse und Scharfsinn geführt und darf als eine sehr interessante kritische Leistung bezeichnet werden. Ganz überzeugt ist nur der Referent davon nicht, dass bei der Sendlinger Schlacht wirklich ein unabsichtliches Übersehen der von den Bauern angebotenen Übergabe stattgefunden hat, dass es nur ein Missverständnis gewesen ist, das damals zu dem Gemetzel der Bauern geführt hat; es scheint ihm vielmehr hier wieder ein nicht seltener Fall von Kriegsfuria vorzuliegen, dem die Bauern zum Opfer ge

fallen sind.

Prag.

O. Weber.

Rosenlehner August, Kurfürst Karl Philipp von der Pfalz und die jülich'sche Frage 1725-1729. München, C. H. Beck, 1906. XV u. 488 S.

Es ist bekannt, eine wie bedeutungsvolle Rolle die jülich'sche Erbfolgefrage in der Geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts gespielt hat. Durch den Erbvergleich von 1666 schien sie begraben, erhielt aber neues Leben in dem Augenblicke, als eines der vertragschliessenden Häuser, es war das Pfalz-Neuburg'sche, dem Aussterben nahe kam. Da lebten alle alten Ansprüche, die brandenburgischen, sächsischen, kaiserlichen, wieder auf; begreiflicherweise wollten auch die Erben von Pfalz-Neuburg sich das

schöne Land nicht entgehen lassen, andere Fragen spielen hinein, so die Entschädigungsfrage für Brandenburg betreffs seiner schlesischen Forderungen. Eine Affaire so recht nach dem Herzen der Diplomatie, wie sie im 18. Jahrhundert war: kleinlich, unehrlich, verschlagen und grössenwahnwitzig. Rosenlehner hat nun in der vorliegenden sehr gewissenhaften und tüchtigen Arbeit diese Frage im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts auf Grund ganz neuer archivalischer Quellen behandelt; wie er selbst sagt, es war jungfräulicher Boden, den er da zu bearbeiten hatte. Nach einem einleitenden Kapitel, in dem er den Stand der ganzen Sache erörtert, ein Abschnitt, der nach der Meinung des Ref. nicht besonders anschaulich und klar genannt werden kann, werden die einzelnen Phasen der Verhandlungen zwischen den Wittelsbachern, dem Wiener und Pariser Hofe, und Brandenburg mit grosser Genauigkeit geschildert. Wir erfahren, wie zuerst der Pfälzer sich völlig der kaiserlichen Politik angeschlossen hat, wie aber der Wiener Hof, in der Sucht sich gleichzeitig die Hilfe des anderen Compaciscenten, des Brandenburgers, zu sichern, ein unehrlich Spiel spielt, dadurch den Pfälzer in dem Neutralitätsvertrag von Marly 1729 in die Arme Fleurys treibt und doch dafür Preussen nicht gewinnen kann, weil da immer wieder Schlesien im Wege steht. Neben der Politik der eben erwähnten Höfe wird auch der der anderen Wittelsbacher viel gedacht, die damals neben Pfalz und Bayern über Köln und Trier verfügen; ebenso müssen die Sulzbacher und Zweibrückner erwähnt werden, so dass wir einen förmlichen Wunderknäuel von Verhandlungen erhalten, den aber der Verf., abgesehen von jenem ersten Kapitel, sehr anschaulich zu entwirren versteht.

Daneben fallen auf manche Mitwirkende in jener Staatskomödie interessante Schlaglichter, so über den Ruf, dessen sich der kaiserliche Minister Sinzendorf erfreut, ein, venaler Mann. Es wird ganz genau erörtert, wie man ihn oder einen der anderen Minister des Kaisers erkaufen könnte. Dagegen erfreut ein kluges Wort desselben Ministers über den bewaffneten Frieden, an dem man sich » verbluten müsse (S. 82); ein Mahnwort an

die Zukunft.

Rosenlehner zeigt da, wo er es tun darf, dass er auch grössere Verhältnisse gut beurteilen und darstellen kann, so in den Einführungen und Schlussbetrachtungen der einzelnen Kapitel, man wird es also weniger ihm selbst, als dem gewählten Stoffe und vielleicht auch der leidigen akademischen Übung: von einem jungen Gelehrten, der vorwärts kommen will, ein umfangreiches Buch zu fordern, zuschreiben dürfen, wenn er allzuviel ins Detail eingeht und über diese Frage volle 468 Seiten zusammenbringt. Wie soll der arme Historiker ferner bestehen und woher soll er die Zeit nehmen, wenn er über Ereignisse, die sich in 46 Seiten ganz treffend schildern liessen, das zehnfache lesen muss? Wenn aber der Verf. mit diesem Buch den Befähigungsnachweis für seine Wissenschaft erbringen wollte, so ist ihm dies gewiss gelungen.

Prag.

O. Weber.

Mitteilungen XXIX.

24

Jorga, Documente privitoare la familia Callimachi. Bukarest 1902 und 1903. 2 Bde. CCXII +604 und XXXVIII + 760 S. und Annex.

In dieser Zeitschrift sind bei einer früheren Gelegenheit die Publikationen Jorgas über die Geschichte des Hauses der Kantakuzene in den rumänischen Fürstentümern besprochen worden; das hiemit angezeigte Werk stellt sich dem vorigen zur Seite. Es sind grosse Mengen von Dokumenten der verschiedensten Art und Herkunft, die da vor uns ausgebreitet werden, und aus denen J. in den Einleitungen zu den beiden Bänden die Ergebnisse zusammengestellt hat.

Von den Gesandtschaftsberichten, die einen grossen Teil des ersten Bandes ausmachen, sind die der österr. Konsuln in Jassy und Bukarest die weitaus reichsten und ergiebigsten (S. 39-321), dann folgen die des französischen in Bukarest (S. 325-384), während die Berichte des sächsischen, englischen und holländischen Gesandten in Konstantinopel (S. 3 bis 38) nur einzelne Punkte näher beleuchten. S. 399-604 enthalten Auszüge aus Sulzers, Geschichte des transalpinischen Daciens, Akten über die Ernennung Gabriel Callimachis znm Metropoliten und die Entsetzung des Fürsten Alexander C., Schriftstücke aus der Czartoryski'schen Bibliothek in Krakau zur Geschichte der Herrschaft Johann Theodor C.'s, ferner solche zur inneren Geschichte der Fürsten des Hauses C. nach den Beständen der Bibliothek und der Akademie in Bukarest und einigen anderen Quellen.

Im zweiten Band werden Dokumente für die Privatgeschichte der Familie C. aus verschiedenen Quellen, namentlich dem Familien- und dem Staatsarchiv in Jassy, Rechnungsabschlüsse über Staatsausgaben und Einnahmen aus den Jahren 1763/4, 1806 und 1813/4, 1814/5, 15/6 (S. 79 bis 157) etc. gebracht. Die Archive von Czernowitz u. Bistritz (Siebenbürgen) haben ebenfalls beigesteuert (S. 173-208 resp. 165-169, 223 ff.). Von besonderem Reichtum sind wieder die Berichte des österr. Gesandten in Konstantinopel (S. 387-558) aus dem Wiener Archiv, neben denen die des preussischen (von den Jahren 1768/9), des holländischen und schwedischen ihre selbständige Bedeutung haben (S. 561-72, 595-611, 615 bis 659). Ein sehr glücklicher Fund war schliesslich die Korrespondenz zwischen dem polnischen Dolmetsch Giuliani und den moldauischen Sekretären der auswärtigen Angelegenheiten aus den Jahren 1758-69 (S. 231 bis 384) in einem Kodex der Bibliothek des Czartoryski'schen Museums in Krakau, welche für die Kulturgeschichte der Zeit von Bedeutung ist.

Dies sind im ganzen die zum grössten Teil neuen Materialien der Publikation, welche vielleicht noch fortgesetzt wird (Vorrede zu Band II, p. VI).

Die Benützung des ganzen wird durch Register von ausserordentlicher Genauigkeit, die volle 100 Seiten umfassen und die eine sehr bedeutende Arbeitsleistung repräsentieren, erleichtert, ja für denjenigen, dem die Angelegenheit nicht Spezialstudium ist, eigentlich erst ermöglicht. Wenn ein Wunsch übrig bleibt, so ist es der, dass in diesen wie in den andern zu besprechenden Quellenpublikationen Jorgas einzelne, ganz fragmentarisch gegebene und schwer verständliche Dokumente, soweit dies eben möglich

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