verständlich, dass der Orden über seine Vergangenheit den Schleier der Vergessenheit zu breiten suchte, zweifellos in der Hoffnung, für seine Befreiung von dem Aufsichtsrechte beitragen zu können. Für die Richtigkeit der Ausführungen spricht noch mehreres. Die Bezeichnung hospitale in Jerusalem bleibt auch nach dem September 1232 in Brauch; sie findet sich in allen späteren Urkunden. Friedrichs II., wenn überhaupt der Ursprung bezeichnet wird, und sie dürfte in allen in Betracht kommenden Fällen ebenso zu erklären sein, wie sich der Verfasser der Narratio uns glauben zu machen bemüht. Der Orden hat sich bald nach dem Hospital zu Accon, bald nach dem zu Jerusalem bezeichnet. Auch in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens war er hier bereits vor die Wahl gestellt. Sich nach dem Hospital zu Accon zu nennen, hat er verschmäht: weder in der Narratio geschieht es, noch in den Urkunden Friedrichs II.1). Die Erklärung hierfür glaube ich in der Estoire finden zu dürfen, die berichtet: En cel tens li hospitaus des Alemanz ne poeent tenir malades, porce que il n'avoient encores point d'ospital; car li Hospitalier de Saint Johan si disoient que il avoient prevelige de l'Iglise de Rome, que nul ne deveit tenir hospital en la cité d'Acre, se il ne fussent lor obédient2). Wollte man auch nicht die Beziehungen zum älteren Spital in Jerusalem wahr haben, so blieb nur eine mehr oder minder gute Ausrede übrig. Der Verfasser der Narratio behilft sich mit einem frommen Wunsche, den er dem Kaplan Konrad und dem Kämmerer Burchard vor Accon in den Mund legt: suavi iugo domini sua colla spontanee submittentes professionem humiliter susceperunt hospitale prescriptum in honore sancte dei genitricis virginis Marie inchoantes, quod principali nomine hospitale sancte Marie Theutonicorum in Jerusalem nuncuparunt ea spe et fiducia, ut terra sancta christiano cultui restituta in civitate sancta Jerusalem domus fieret eiusdem ordinis principalis, mater caput pariter et magistra3). 1) Eine Ausnahme bilden BF 837 und 877. In BF 837 tritt die Bezeichnung nach dem Spitale zu Accon deutlich hervor: — ad plenam animadversionem honestatis domus hospitalis Theutonicorum in civitate Acchon ex donationibus regum et aliorum principum atque nobilium constructe. 2) Das gegen die Leichen angewendete Verfahren steht damit in Zusammenhang. Der Verfasser fährt fort: Et l'avoient ensi usé, que qant il y avoit u. s. w. vgl. oben. Man beachte den Kontrast zwischen den oben wiedergegebenen Sätzen und dem Satze in der Narratio: Capta autem civitate Accon - ortum emerunt, in quo ecclesiam, hospitale aliasque mansiones eorum usibus necesserias exstruxerunt, ubi regi regum devote famulantes infirmis et pauperibus continua caritatis solacia plena cordis dulcedine ministrabunt - 3) l. c. p. 221. Bei der Tendenz der Schrift wird man hieraus nicht den Schluss mit Perlbach 1. c. p. 390 ziehen dürfen, dass zur Zeit der Abfassung Wird man es für ausgeschlossen halten dürfen, dass der Verfasser der Narratio, den ich mit Perlbach für einen Ordensbruder halte, die Beziehungen zum alten Hospital zu einer Zeit verschleiert hat, in welcher in den Kaiserurkunden auf dieselben und gerade in den feierlichen Privilegien für alle drei Reiche ist dies der Fall immer und immer wieder hingewiesen wird, so hat man für die Narratio in gleicher Weise wie für BF 1307 und 1308 den September 1232 als terminus post quem anzusehen. Da die Johanniter bereits in früherer Zeit ihren Anspruch auf das Aufsichtsrecht geltend machten 1), so lässt es sich nicht ermitteln, was gerade den Orden in den dreissiger Jahren veranlasst hat, jede Beziehung zu dem alten Hospitale zu verleugnen. Nur dürfte sicher sein, dass die den Johannitern gegenüber befolgte Politik der Anlass hierzu gewesen ist. Dass damals das Verhältnis zu denselben sich verschlechtert hat, ist recht wahrscheinlich. Hierfür spricht die Tatsache, dass das Franziskushospital zu Marburg von der Landgräfin Elisabeth unberechtigterweise dem Johanniterorden übergeben 2), dann diesem aberkannt3) und endlich dem Deutschorden überwiesen wird). Im übrigen kann kein Argument gefunden werden, das gegen die Abfassung der Narratio nach dem September 1232 spräche. Die Vermutung Perlbachs, dass Innocenz III. wohl noch zur Zeit, als der Autor schrieb, gelebt habe, da er zweimal als dominus papa und dominus apostolicus vorkomme, während Cölestin III. schlechtweg apostolicus heisse, wird nach obigen Ausführungen nicht als zutreffend zu erachten sein 5). Wohl aber macht der Umstand, dass dem Verfasser bereits mehrfache Irrtümer unterlaufen 6), es wahrscheinlich, dass zwischen den geschilderten Ereignissen und der Abfassung bereits eine geraume Zeit verflossen ist. die Hoffnung, den Sitz des Ordens nach Jerusalem verlegen zu können, noch nicht in Erfüllung gegangen sei. Ebenso wenig lässt sich das Gegenteil mit Sicherheit folgern. 1) Die oben wiedergegebene diesen Punkt betreffende Notiz der Estoire kann sich noch auf das Jahr 1231 beziehen, da soweit die Fortsetzung reicht. 2) Publikationen aus d. K. Preuss. Staatsarchiven Bd. 3 Hessisches Urkdb. 1. Abthlg. Urkdb. d. Deutschordensballei Hessen Bd. 1 nr. 25, 1232. 3) ebenda nr. 26, 1232 Juli 27 und nr. 27, 1232 August 2. 4) ebenda nr. 40, 1234 Juli 1. 5) 1. c. p. 389. 6) Über die Einzelheiten vgl. ebenda p. 389 f. Ein Habsburg-Stuart'sches Heiratsprojekt. Von Alfred Francis Pribram. Am 30. März 1671 schied Anna, Gemahlin Herzog Jakobs von York, aus dem Leben, das ihr viel äusseres Glück, aber wenig innere Befriedigung gebracht hatte. Ehrendame der Stuart'schem Blute entsprossenen Prinzessin von Oranien, in deren Dienst sie gegen den Wunsch ihrer Eltern getreten war, hatte sie als Begleiterin dieser Dame im Jahre 1656 in Paris den dort in der Verbannung weilenden Jakob, König Karls I. jüngeren Sohn, kennen gelernt. Das frische Wesen, das lebhafte Temperament und der kluge Sinn der damals 23 jährigen Anna eroberten das Herz des um ein Jahr jüngeren Prinzen, Zu einer Aussprache scheint es aber in jenen Tagen nicht gekommen zu sein. Erst im Herbste 1659, als Jakob, noch immer ein Verbannter, in Breda seine spätere Gattin wiedersah, wurde zwischen ihm und Anna das bindende Wort gesprochen. Bald darauf trat der entscheidende Wechsel in dem Geschicke des Hauses Stuart ein; die Rückberufung der Brüder nach England, der Sieg der Restauration, die Thronbesteigung Karls II. Jakob war nun nicht mehr der in der Verbannung weilende Sohn des hingerichteten Karl I., er war der Bruder des regierenden Königs und, da dieser noch unvermählt war, vorerst der nächste Anwärter auf Englands Thron. Man begreift daher das Erstaunen, dass die Mitteilung Jakobs, er wolle Anna Hyde heiraten, am Hofe Karls II. hervorrief. Die Königinmutter, die stolze Henriette Marie, beschwor ihren Sohn von diesem Vorsatze abzustehen; auch der König liess es an Warnungen nicht fehlen. Am heftigsten aber protestierte Anna Hyde's Vater, der treue Ratgeber des Hauses Stuart, gegen die geplante Vermählung, die er aus politischen Gründen nicht wünschte. Allein Jakob blieb fest. Er hatte gute Gründe. Er wusste, dass seine Braut ein Kind unter dem Herzen trug und er zweifelte keinen Augenblick, dass dieses Kind das Seine war, dass alle Verleumdungen, die von den Gegnern dieser Ehe gegen die Tugendhaftigkeit seiner Braut geschleudert wurden, jeder Begründung entbehrten. Seine Standhaftigkeit siegte. Im September 1660 konnte er Hochzeit mit Anna Hyde feiern. Wenige Wochen später gab die Herzogin einem Knaben das Leben. Diesem folgten noch drei Söhne, aber keinem derselben war es vergönnt, mannbar zu werden; auch zwei von den vier Töchtern, die Anna gebar, starben in der frühesten Jugend, so dass von den acht Kindern, denen Anna das Leben schenkte, nur zwei Töchter, Marie und Anna, beide vom Schicksal ausersehen Englands Thron zu besteigen, zur Reife gelangten. Der reiche Kindersegen hinderte aber nicht, dass die Ehe Anna's und Jakobs, die aufrichtiger Neigung entsprungen war, im Laufe der Jahre zu einer unglücklichen wurde. Wohl gelang es Anna die Gunst ihres königlichen Schwagers zu gewinnen, ihren eigenen Vater zu versöhnen; die Königinmutter stellte ihre Opposition auf den Rat Mazarins ein; mit Katharina, die Karl II. im Jahre 1662 heimgeführt hatte, wusste sich Anna in ein leidliches Verhältnis zu setzen. Auch verstand es die gebildete, schriftstellerisch nicht unbegabte, den Künsten ergebene Dame hervorragende Repräsentanten des englischen Geistesadels um sich zu sammeln, die nicht müde wurden, von dem Geschmacke und der Liebenswürdigkeit der Hausfrau zu schwärmen. Jakob sah mit Freuden den günstigen Eindruck, den Anna auf ihre Umgebung machte; er war auch gerne bereit sich von ihr in politischen, wirtschaftlichen und künstlerischen Fragen beraten zu lassen, und die starke Neigung, die beide zum römisch-katholischen Glauben zog, hätte dazu beitragen können, die Bande zu stärken, die sie aneinander fesselten. Trotzdem wurde die Verbindung, die einem Sinnenrausche des Herzogs ihren Ursprung dankte, im Laufe der Jahre eine recht unerquickliche. Jakob erlag den Lockungen der zahlreichen Frauen, die sich um die Gunst des mächtigen Mannes bewarben und Anna war viel zu temperamentvoll und leidenschaftlich, um die Ausschweifungen des Gatten, die sich immer erneuerten und einen immer bedenklicheren Charakter annahmen, ruhig zu dulden. Sie begann ihren Gemahl mit Bitten, Thränen und Klagen zu bestürmen; als diese nichts halfen, als Jakob immer offener Damen der Gesellschaft und der Bühne mit seiner Gunst erfreute, griff die Herzogin zu kräftigeren, schliesslich zu verbrecherischen Mitteln. Aber selbst auf diesem Wege gelang es ihr nicht, den Gatten an sich zu fesseln. So blieb Anna nichts übrig, als gleiches mit gleichem zu vergelten. Glücklich wurde sie aber auch dann nicht. Als eine verbitterte, durch schweren Kummer gebeugte Frau suchte und fand sie in den letzten Lebensjahren Trost in den Lehren der katholischen Kirche, in deren Schoss sie im Jahre 1670 aufgenommen wurde 1). Schon wenige Wochen nach dem Tode Anna's hat sich Jakob ernstlich mit der Frage seiner Wiederverehelichung beschäftigt. Man wird sich hüten müssen sein Vorgehen ohne weiteres zu verurteilen. Zwingende politische Gründe sprachen für den baldigen Abschluss einer neuen Ehe. Katharina hatte ihrem Gatten noch kein lebensfähiges Kind geschenkt und nach dem Ausspruche der Ärzte war ein solches auch in Zukunft kaum zu hoffen. Jakob war der Thronfolger, aber auch er besass noch keinen männlichen Erben. Der Gedanke, dass die Krone Englands einst den Frauen des Hauses Stuart zufallen könnte, war kein erfreulicher. Die Zeiten waren hart, der Kampf zwischen dem Königtume, das die volle, absolute Herrschaft im Lande beanspruchte und dem Parlamente, das die Idee der Volkssouveränität vertrat, war von König Karl II. wieder aufgenommen worden und es schien den Vertretern des Absolutismus als ein wichtiger Faktor für den günstigen Ausgang dieser Fehde, dass die männliche Thronfolge im Herrscherhause sichergestellt werde. Diesem Wunsche dankte das Gerücht, König Karl wolle sich von seiner Gattin trennen und eine neue Ehe eingehen, ebenso seine Verbreitung, als jenes, er wolle, um die männliche Thronfolge im Hause Stuart zu ermöglichen, seinen damals 22 jährigen natürlichen Sohn, Heinrich Herzog von Monmouth, legitimieren. Man wird es daher begreiflich finden, dass Jakob, zu dessen Ohren diese Gerüchte gedrungen waren, dem Gedanken seiner Wiederverehelichung, welche die Aussicht auf eine direkte, legitime männliche Nachkommenschaft eröffnete, alsbald nach dem Tode seiner Gattin Raum gab. Waren also politische Motive bei der Erörterung der prinzipiellen Frage ausschlaggebend, so haben Gründe religiöser Natur bei der Personenwahl bestimmend mitgewirkt. Jakob war zur Zeit, da seine Gattin starb, noch nicht offen zum Katholizismus übergetreten, allein er hatte schon kurz vorher den Versuch gemacht auf dem Wege der Dispensation die Aufnahme in die römisch-katholische Kirche ohne förmliche Lossagung von der anglikanischen zu erlangen, und als dieser Plan an der entschiedenen Weigerung des befragten Jesuiten und des Papstes gescheitert war, hatte er seine Bestrebungen darauf 1) Über Anna Hyde ist der Artikel der, National Biography und die dort verzeichnete Literatur zu vergleichen. |