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gerichtet, seinen offenen Übertritt zum Katholizismus vorzubereiten. In diesem Punkte eines Sinnes mit seinem königlichen Bruder hatte Jakob, der die einem solchen Plane feindselige Stimmung der meisten Engländer kannte und sich gegen deren vorauszusehende Opposition der Unterstützung des mächtigen Franzosenkönigs versichern wollte, mehr als irgend ein anderer zum Abschlusse des Doververtrages beigetragen, der am 1. Juni 1670 geschlossen -- den offiziellen Übertritt der englischen Königsfamilie zur katholischen Kirche in nahe Aussicht stellte und Ludwig XIV. zur Unterstützung der Stuarts mit Geld und Truppen verpflichtete, falls sie bei diesem Beginnen auf den Widerstand ihres Volkes stossen sollten.

Wie von selbst ergab sich unter diesen Umständen für Jakob der Wunsch, bei der Wahl einer zweiten Gemahlin unter den katholischen Fürstenfamilien Umschau zu halten. Die Zahl der heiratsfähigen Prinzessinen aus den dabei in Betracht kommenden Häusern war keine so grosse, dass es auffallen könnte, wenn bei dieser Gelegenheit auch ein Mitglied der deutschen Linie des habsburgischen Stammes genannt wurde1), zumal der Wunsch der Stuarts in verwandtschaftliche Beziehungen zu dem angesehensten der europäischen Herrschergeschlechter zu treten, ein alter, und in London unvergessen war, wie eifrig Karl I., Jakobs Vater, am spanischen Hofe um die habsburgische Königstochter geworben hatte. Die Erzherzogin, um die es sich in dem vorliegenden Falle handelte, war die im Jahre 1653 geborene Claudia Felicitas, Tochter Ferdinand Karls, des vorletzten Herrschers der tirolischen Linie aus habsburgischen Stamme, und der Mediceerin Anna. Sie war 9 Jahre alt, als ihr Vater im jugendlichen Alter von 34 Jahren starb; ein Mann dem natürliche Anmut, Beredsamkeit und Lebensfrische nachgerühmt, von dem aber nicht behauptet werden kann, dass er die zur Leitung eines Staatswesens notwendigen Eigenschaften besessen habe2). Unter der Leitung ihrer ehrgeizigen3), begabten Mutter, welche

1) Im Jahre 1673 hat Ludwig XIV. als mögliche Anwärterinnen neben den beiden Prinzessinen von Modena Eleonore, der Tante und Marie Beatrice, der Schwester des regierenden Herzogs die Prinzessin Maria Anna von Würtemberg, die verwittwete Herzogin von Guise, Nichte Ludwigs XIII. und die PfalzNeuburgerin Eleonore die später die dritte Gattin Leopolds I. wurde - genannt. Dazu kam noch im Jahre 1671 neben Claudia Felicitas die Halbschwester Leopolds I. Maria Anna Josepha in Betracht.

2) Vgl. für die Regierung Ferdinand Karls und für die Zustände am Innsbrucker Hofe jener Zeit u. a. Egger, Gesch. Tirols II. Band. passim; Wolf, Lobkowitz 209 f. und Hirn J., Kanzler Biener und sein Prozess, passim.

3) Ein Wiener Hofmann äusserte sich 1673 dahin, Anna sei voller Geist und Feuer; eine, altera Catharina de Medici. Tagebucheintragung Es. Pufendorfs vom 19. Mai 1673. St. A.

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die kunst- und luxusfreundlichen Tendenzen ihres Stammhauses in ihre neue Heimat übertragen und dem italienischen Elemente am Innsbrucker Hofe vermehrten Einfluss zu gewinnen verstanden hatte, wuchs Claudia Felicitas die ältere der beiden Töchter, die Ferdinand Karl zurückgelassen 1) am Innsbrucker Hofe auf; ein auffallend schönes, körperlich frühzeitig so entwickeltes Kind, dass Kaiser Leopold I., der die noch nicht 13 jährige Erzherzogin im Oktober 1665 sah, seinem Freunde von ihr als einer herrlich schönen Frau" berichtete, schon so gross als die alte Hofmeisterin Gräfin von Wagenberg, quod videtur quasi incredibile 2). Begreiflich daher, dass sie alsbald die Aufmerksamkeit aller jener Personen auf sich lenkte, die sich aus Neigung oder Beruf für ihre Vermählung interessierten und ebenso begreiflich, dass die ehrgeizige Mutter, die durch den vorzeitigen Tod ihres Gatten ihre einflussreiche Stellung eingebüsst und eine solche durch die Verheiratung ihrer Tochter wieder zu erlangen wünschte, mit ihrem Kinde hoch hinaus wollte.

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Schon im Jahre 1664 war vom spanischen Hofe die Anregung ausgegangen, sie mit dem verwitweten Herzoge von Savoyen, Karl Emanuel II., zu vermählen3). Zwei Jahre später wurde von einer Seite die Verbindung der Erzherzogin mit Alfons v. Braganza vorgeschlagen1); während Franz von Lisola aus politischen Gründen dem Kaiser die Verheiratung der Claudia Felicitas - Leopold war nach dem Tode Ferdinand Karls Vormund der Erzherzogin geworden mit dem spanischen Thronprätendenten Don Juan, Philipps IV. natürlichem Sohne, empfahl). Allein alle diese Vorschläge stellten sich, kaum dass sie gemacht worden waren, als undurchführbar heraus. Im Jahre 1668 versuchte dann Karl II. von England die Vermählung Dom Pedro's von Portugal mit Claudia Felicitas zu Stande zu bringen und Kaiser Leopold zeigte sich gern bereit diesen Plan zu fördern, der ihm aus privaten und öffentlichen Ursachen zusagte. Diesmal war es Ludwig XIV., der aus naheliegenden Gründen das Zustandekommen dieser Ehe ver

1) Die jüngere Tochter Maria Magdalena starb 1669; Vgl. Privatbriefe Leopolds I. an Pötting. (F. r. a. LVI. LVII.) I. 166. Anm. 5 und II. 9 und 11. Anm. 4.

2) Leopold an Poetting d. d. Innsbruck 6. Okt. 1665, Privatbriefe 1. c. I. 165; Wagner, Hist. Leopoldi Magni I. 319 berichtet, Leopold habe damals gesagt, , felicem maritum, cui Felicitas obtingeret.

9) Poetting an Leopold d. d. 14. März 1664; Privatbriefe 1. c. I. 51 Anm. 1. 4) Vgl. das Schreiben Poettings d. d. 3. Dez. 1665; Privatbriefe 1. c. I. 191

Anm. 1 und Leopolds Antwort vom 6. Jan. 1666; ebenda I. 189.

5) Vergl. das Schreiben Poettings d. d. 4. Juni 1666; ebenda 1. c. I. 228 Anm. 1.

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hinderte1). Wieder zwei Jahre später Anfang 1670 bemühte sich Anna, am Wiener und am Madrider Hofe Stimmung für die Vermählung ihrer Tochter mit dem jungen Könige von Spanien zu machen, rief aber den entschiedenen Widerspruch Leopolds I. hervor, der schon in der Altersdifferenz - Claudia Felicitas war um 71 Jahre älter als König Karl - ein unüberwindliches Hindernis für diese Verbindung

erblickte2).

Wir sehen, Claudia Felicitas war schon öfter als mögliche Braut einflussreicher fürstlicher Persönlichkeiten genannt worden, als durch den Tod Anna's von Hyde die Hand Jakobs von Stuart, des englischen Thronfolgers, frei wurde. Es könnte daher schon nach dem Gesagten nicht auffallen, wenn am englischen Hofe, der sich bereits einmal für die Verheiratung der Innsbrucker Prinzessin interessiert hatte, bei Erörterung der Frage nach einer zweiten Gemahlin für Jakob, auch der Name der Claudia Felicitas genannt worden wäre. Dass aber die Aufmerksamkeit des jungen Witwers ganz besonders auf diese Erzherzogin gelenkt wurde, dazu haben, wenn wir nicht irren, Umstände besonderer Art beigetragen. Zu den treuesten und einflussreichsten Beratern Jakobs gehörte in jenen Tagen Henry Bennet, Earl of Arlington, der seinerseits in verwandt- und freundschaftlichen Beziehungen zu einem Baron Bernhard Gasconi stand. Dieser, Florentiner von Geburt, mit den Verhältnissen am Innsbrucker Hofe wohl vertraut, ein guter Freund des Grafen Bernhard Ferrari3), der in den letzten Regierungsjahren Ferdinand Karls eine der einflussreichsten Stellung eingenommen hatte und nunmehr die verwittwete Erzherzogin Anna beriet, war es, der wie zu vermuten auf direkte Veranlassung des Innsbrucker Hofes Arlington und durch diesen Herzog Jakob auf die Vorteile einer Heirat mit der schönen Erzherzogin hinwies. Dass Schwierigkeiten politischer Natur dieser Verbindung in den Weg treten könnten, dürfte dem Herzoge von York nicht unbekannt geblieben sein. Er war seitens der leitenden englischen Minister, zumal durch Arlington, davon unterrichtet, dass die Wiener und die Madrider Regierung die franzosenfreundliche Politik des englischen Hofes auf das schärfste missbilligten, dass Leopold I. ganz besonders das unfaire Benehmen Karls II., so oft die Frage des Eintrittes des Kaisers in die 1668 zwischen England, Schweden und den Generalstaaten geschlossene Tripleliga zur Debatte gelange, bitter empfinde und offen tadle. Er war aber auch darüber

1) Vergl. Poettings Schreiben d. d. 20. Febr. 1668; ebenda I. 362 Anm. 2) Leopold an Poetting d. d. 30. Jan. 1670; ebenda II. 62 und 63 Anm. 3) Über die einflussreiche Stellung dieses Mannes vgl. u. a. Wolf, Lobkowitz, 209 f.

orientiert, dass Leopold I. trotz alledem noch immer bereit war die Freundschaft Englands zu suchen, und er brauchte nicht daran zu zweifeln, dass ein Entgegenkommen in Fragen der Politik seine Werbung am Kaiserhofe nachdrücklich unterstützen würde. Und in dieser Ansicht wurde er immer wieder durch Arlington bestärkt, der die Verhandlungen mit dem Wiener Kabinette und den kaiserlichen Gesandten führte und davon Kenntnis besass, wie lebhaft insbesondere der entschiedenste Vertreter der anti-französischen Partei unter den kaiserlichen Staatsmännern, Franz von Lisola, eine Verbindung mit dem englischen Hofe wünschte1). Es dürfte daher auch nicht auf einen Zufall zurückzuführen sein, dass die erste Mitteilung, die dem Wiener Hofe in dieser Frage zukam, von Lisola stammte, der schon im Juni 1671 von der Neigung Jakobs berichten konnte, sich mit Claudia Felicitas zu vermählen). Aber erst im Herbste 1671 begannen die eigentlichen Verhandlungen, als Gasconi in einem Gespräche mit Lisola der politischen Bedeutung einer derartigen Verbindung Erwähnung tat und ganz ausdrücklich darauf hinwies, dass Arlington auf diesem Wege den Übertritt der Brüder Stuart in's Lager der Franzosenfeinde vorzubereiten hoffe3). Lisola ging mit Eifer auf den Plan seines Freundes ein. Seit Jahren hatte er ja mit dem Aufgebote seiner ganzen Kraft im Interesse einer österreichisch-englischen Allianz gearbeitet, weil ihm die Mitwirkung der Stuarts für den günstigen Ausgang seiner gegen Frankreichs Übermacht gerichteten Pläne unerlässlich schien. Seine Bemühungen waren bisher immer gescheitert; er hatte nicht einmal den Eintritt des Kaisers in die Tripleliga, zu deren Gliedern Karl II. zählte, durchsetzen können; er hatte vielmehr erleben müssen, dass die Brüder Stuart, dem Widerspruche ihres Volkes trotzend, in immer freundschaftlichere Beziehungen zu Frankreichs Herrscher traten, von dem allein sie hoffen durften die zur Durchführung ihrer absolutistischen Pläne nötige materielle Unterstützung zu erlangen. Allein er war noch immer der Ansicht, dass es gelingen könne, Englands Herrscher zu gewinnen und deshalb griff er den Gedanken Gasconi's, der ihm ein geeignetes Mittel dazu schien, mit Freuden auf. Liest man das ausführliche

1) Vgl. Pribram, Lisola 514 ff.

2) Bericht Lisola's d. d. 30. Juni 1671. St. A. (Holl). Onno Klopp spricht , Fall des Hauses Stuart I, 350, von einem,Votum des Staatsrates d. d. 19. Juli 1671, in dem die Zustimmung zu diesem Projekte ausgedrückt worden sei. Einen Staatsrat hat es damals nicht gegeben; es kann nur ein Votum der, Konferenz gemeint sein. Allein ein solches war trotz eifriger Durchforschung der betreffenden Bestände des St. A. nicht aufzufinden.

3) Lisola an Leopold d. d. Haag 23. Okt. 1671. St. A. (Hausakten.)

Memorandum, in dem Lisola das für und wider die Heirat erörtert, dann wird man sofort gewahr, wie ausschliesslich rein politische Erwägungen seine Argumentation beeinflussen. Gegen diese Ehe spreche, meint Lisola, die Tatsache, dass Jakob der zweitgeborne sei und daher falls dem Könige Karl von seiner gegenwärtigen oder, im Falle der Trennung dieser Ehe, von einer anderen Frau Kinder geschenkt werden sollten von der Thronfolge ausgeschlossen sein würde. Auch das Vorhandensein zweier Töchter Jakobs aus erster Ehe erscheint dem Gesandten als ein Nachteil, der in Rechnung gezogen werden müsse. Er betont ferner die enge Verbindung zwischen Jakob und dem französischen Hofe und gedenkt schliesslich auch der Gerüchte, die Jakob als schwindsüchtig bezeichneten. Man sieht, die politischen Schattenseiten werden zunächst und nachdrücklichst betont; das persönliche, eigentlich belastende Moment tritt zurück. Und da das öffentliche Interesse nach Lisola's Meinung für die Ehe sprach, suchte er in seinem Gutachten das Gewicht der von ihm selbst vorgebrachten Bedenken zu mindern und den Nachweis zu liefern, dass die Ehe aus mehr als einem Grunde im Interesse des Wiener Hofes liege. Er meint, die Hoffnung Karls von seiner gegenwärtigen Gattin Kinder zu bekommen, sei eine minimale, anderseits die Wahrscheinlichkeit einer Trennung dieser Ehe eine überaus geringe; denn Karl liebe seine Gattin und habe sich gegenüber der Forderung des Parlamentes ablehnend verhalten, das aus Abneigung gegen die Erbfolge der Töchter Jakobs aus dessen Verbindung mit Anna die Lösung der Ehe Karls und dessen Wiedervermählung wiederholt begehrt habe. Auch zeige Katharina nicht die geringste Neigung auf ihre Stellung freiwillig Verzicht zu leisten. Jakobs Gesundheitszustand sei gegenwärtig ein günstiger. Er habe sich als tapferer Mann vor dem Feinde bewährt, sei erfahren in den Geschäften, gutmütig und nicht durch eigene Überlegung, sondern durch den Einfluss der Frau, die grossen Einfluss auf seine politische Haltung genommen, ein Franzosenfreund geworden. Es wäre daher zu hoffen, dass eine so schöne und geistig hochstehende Dame wie Claudia Felicitas leicht einen Wechsel in der Gesinnung Jakobs herbeiführen werde. Und dann betont er mit grösstem Nachdrucke die politische Bedeutung dieser Heirat. Frankreich würde seinen Einfluss auf England vollkommen einbüssen, wenn Jakob seine Verbindung mit dem französischen Hofe aufgeben sollte, und ohne Englands Mithilfe sicher zu sein werde Ludwig XIV. einen Angriff auf das Haus Habsburg nicht wagen1). Es war daher nur eine logische Folge dieser Ausein

1) Lisola an den Kaiser d. d. Haag 11. Dez. 1671. St. A. (Hausakten.)

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