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andersetzungen, dass Lisola einen Wechsel in der politischen Haltung des englischen Hofes als notwendige Voraussetzung für das Eingehen auf den Heiratsplan bezeichnete. In diesem Sinn riet er der Wiener Regierung, von Karl entweder den Einschluss des Kaisers in die Tripleliga in der von ihm Lisola im Jahre 1670 vorgeschlagenen und von den Vertretern Schwedens und der Generalstaaten gebilligten Form, - auf die einzugehen Karl von England sich bisher stets geweigert hatte oder den Abschluss eines Spezialbündnisses zwischen England und Österreich, oder endlich den Beitritt Englands zu dem Bündnisse zu fordern, das der Kaiser mit einzelnen Reichsfürsten abzuschliessen im Begriffe war. Stand ja für Lisola fest, dass jeder dieser Wege zum Ziele, zur Beseitigung der Gefahr führen konnte, die dem Herrscher Österreichs von der gewaltigen Macht des französischen Königs drohte.

Der Bericht Lisola's traf in gewissem Sinne zu spät in Wien ein. Kurz zuvor hatte Leopold I., durch die zögernde Haltung der Mehrzahl der deutschen Fürsten verletzt, über das zweideutige Benehmen der Schweden und der Engländer empört und an einer ausgiebigen Unterstützung durch die Spanier verzweifend, jenes Abkommen mit Ludwig XIV. geschlossen, das ihu u, a, zur Neutralität in einem französischniederländischen Kriege verpflichtete. Eine Allianz mit England hatte für ihn in diesem Augenblicke nicht mehr die Bedeutung wie vor wenigen Monaten, da er alle Vorbereitungen zu einem entscheidenden Schlage gegen die Franzosen getroffen hatte. Unterschätzt hat er aber den Wert einer Verbindung mit dem Hause Stuart auch jetzt nicht. Er zeigte sich bereit, über die geplante Heirat in Unterhandlungen einzutreten. Doch forderte er im Hinblicke auf die mächtige Friedenspartei an seinem Hofe, dass die Beratung geheim geführt werden und dass von dem Gange derselben.der Führer der Franzosenfreunde in Wien, Fürst Wenzel Lobkowitz, keine Kunde erhalten sollte1). Allein in beiden Punkten blieben die Wünsche des Kaisers unerfüllt. Noch bevor das Schreiben Leopolds seinem Gesandten im Haag zugekommen, war die Nachricht von der geplanten Ehe zwischen Jakob und Claudia Felicitas nicht nur am Hofe Ludwigs XIV. verbreitet worden, sondern auch durch die zu Köln erscheinende gedruckte Zeitung zur Kenntnis der gesamten Öffentlichkeit gelangt 2).

Unterdes hatte Lisola kein Mittel gescheut, das Unternehmen zu fördern. Durch Freunde, die er in der Umgebung Herzog Jakobs besass, liess er Nachrichten über die glänzende Schönheit und den edlen

1) Weisungen an Lisola d. d. 10 und 22. Nov. 1671. St. A. (Hausakten.)
2) Gutachten der Konferenzräte. d. d. 30. Dez. 1671. St. A. (Hausakten.),

Charakter der Claudia Felicitas verbreiten, während er zu gleicher Zeit den in London weilenden Gesandten Spaniens, Molina, gründlich über die grosse politische Bedeutung der geplanten Heirat informierte und ihn dringend bat, Jakob darüber aufzuklären, dass er nur bei entsprechender Berücksichtigung der habsburgischen Interessen auf eine Förderung seiner Wünsche seitens der spanischen Regierung hoffen dürfe. Die Bemühungen Lisola's und seiner Freunde hatten Erfolg. Ein Bildnis der Erzherzogin, das Jakob gezeigt wurde, sowie Schilderungen von Männern, die das schöne Mädchen zu bewundern Gelegenheit gehabt, liessen ihm die Heirat mit Claudia Felicitas, die er vorerst ja nur aus politischen Gründen angestrebt, auch von anderem Gesichtspunkte aus begehrenswert erscheinen1). Er forderte immer dringender einen raschen Verlauf der Verhandlungen. Noch vor Ende des Jahres 1671 hatte Graf Sunderland den Auftrag erhalten, mit der Königin-Regentin in Madrid die Angelegenheit zu besprechen und zu gleicher Zeit wurden die notwendigen Vorbereitungen getroffen, um am Wiener Hofe wie in Innsbruck selbst die Wünsche Jakobs kund zu tun. Auch die politische Seite der Frage wurde berührt und die Erklärungen der Engländer liessen, wenn sie auch vorerst recht allgemein gehalten waren, für die Zukunft etwas hoffen 2). Mit grosser Spannung sah daher Lisola der Entscheidung des Wiener und des Madrider Hofes entgegen. Sie erfolgte verhältnismässig rasch und in zustimmendem Sinne. In Madrid hatte die Partei, die zum Kriege mit Frankreich drängte, gegen Ende des Jahres 1671 die Oberhand gewonnen und die Regierung zum Abschlusse eines Bündnisses mit den von Ludwig XIV. zunächst bedrohten Vereinigten Niederlanden bewogen, das die beiden Mächte zur Hilfeleistung gegen den gemeinsamen Feind verpflichtete. Vergebens suchte Ludwig XIV., von England unterstützt, noch in letzter Stunde die Spanier durch weitgehende Konzessionen zum Wechsel ihrer Politik zu vermögen. Der Madrider Hof lehnte die Anerbietungen der Franzosen und Engländer ab und setzte die begonnenen Rüstungen eifrig fort 3). Begreiflicherweise musste unter diesen Umständen den Franzosenfeinden der Antrag, den Sunderland im Namen Karls und Jakobs stellte, überaus erwünscht sein. Denn sie nahmen es als selbstverständlich an, dass der englische Hof die Konsequenzen der geplanten

1) Lisola an den Kaiser d. d. 11. Dez. 1671. St. A. (Hausakten.)
2) Lisola an Hocher d. d. 8. Jan. 1672. St. A.

3) Für die Haltung des Madrider Hofes in jener Zeit vgl. u. a. Mignet Negociations rel. à la succ. d. Espagne III. 662 ff.; Lefèvre-Pontalis Jean de Witt. II. 172 ff. Lonchay, La rivalité de la France et d'Espagne aux Pays Bas 250 ff.

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Verbindung vor Eröffnung seines Entschlusses an den Wiener und Madrider Hof reiflich erwogen haben werde. Und darin liessen sie sich auch durch die schroffe Haltung nicht irre machen, die nicht nur Sunderland, sondern auch Goldolphin, Englands ordentlicher Gesandter in Madrid, in denselben Tagen beobachtete, da dieser Heiratsplan vorgetragen wurde. Man nahm an, dass die Brüder Stuart die Karten nicht aufdecken, den Abschluss des Heiratskontraktes abwarten und erst dann mit Ludwig XIV. brechen wollten. Von diesem Gedanken war denn auch die Beratung beherrscht, die auf Befehl der KöniginRegentin Ende Januar 1672 in dieser Angelegenheit abgehalten wurde. Die Mitglieder der Versammlung, es waren zu derselben nur Anhänger der österreichischen Partei geladen worden,

waren einhellig der Ansicht, dass diese Ehe den Interessen der katholischen Religion wie denen des Hauses Habsburg nur förderlich sein könnte und stimmten daher für dieselbe, unter der Voraussetzung, dass der Erzherzogin in Fragen der Religion die grösste Freiheit zugestanden und den politischen Forderungen des Erzhauses von England Rechnung getragen werde1). In diesem Sinne wurde das Antwortschreiben an Sunderland abgefasst) und Graf Eusebius Poetting, des Kaisers Gesandter am spanischen Hofe, informiert; in diesem Sinne wurde der Vertreter Spaniens beim Kaiser, Marques de los Balbaces, angewiesen, die Wiener Regierung zu eifriger Förderung des Unternehmens aufzufordern3). Diese Ermunterung des Spaniers war überflüssig. Der Wiener Hof hatte sich unmittelbar nach Erhalt des ausführlichen Memorandums Lisola's eingehend mit der Angelegenheit beschäftigt. Vorerst galt es, die Meinung der Theologen darüber zu hören, ob der Kaiser seinem Mündel gestatten dürfe, die Ehe mit einem Akatholiken einzugehen. Denn als Anglikaner musste Jakob damals offiziell noch angesehen werden, wenngleich sein Übertritt zum katholischen Glauben, falls derselbe in den Tagen, da diese Erörterungen gepflogen wurden, nicht schon erfolgt war, unmittelbar bevorstand). Die befragten Geistlichen haben sich einstimmig für die Ehe ausgesprochen3). Mehrere

1) Kopie des Schreibens Poettings an den Kaiser d. d. 8. Februar 1672 St. A. (Hausakten).

2) Kopie des Schreibens des Don Diego della Torre an Sunderland d. d. 28. Jan. 1672. St. A. (H.-A.)

3) Kopie des Schreibens der Königinregentin an Balbaces d. d. 9. Febr. 1672. St. A. (H.-A.)

4) Vgl. dafür u. a. Mitteilungen in dem Artikel James II. der, National Biography".

5) Konferenzprotokoll d. d. 17. März 1672. St. A. (Hausakten.)
Mitteilungen XXIX.

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ihrer Gutachten sind uns noch erhalten. In dem einen, dessen Verfasser wohl ein Mitglied der Gesellschaft Jesu war, wird ausschliesslich die prinzipielle Frage der Zulässigkeit einer derartigen Mischehe erörtert. Der Autor führt zuerst das Zeugnis hervorragender Theologen an, die den Abschluss einer derartigen Ehe, als dem Kirchen- und dem Naturrechte zuwider, unbedingt verwerfen; dann aber auch die Ausicht anderer nicht minder bedeutender Männer, die das Eingehen einer solchen Verbindung, - selbstverständlich nur nach erlangter Einwilligung des Papstes in Ausnahmfällen für statthaft erklären. Und mit besonderer Geschicklichkeit werden in diesem Gutachten die Autoren genannt, die für die Statuierung eines derartigen Ausnahmsfalles jene Umstände heranziehen, die auch für den vorliegenden Fall Geltung haben könnten: das Versprechen des Häretikers alsbald zur katholischen Kirche überzutreten; Vorteile, die der katholischen Bevölkerung des betreffenden Landes erwachsen könnten und ähnliches mehr1). Das zweite Gutachten, von dem Augustiner Simon Garcia verfasst, erörtert lediglich den besonderen Fall. Garcia ist entschieden. für die Ehe; dieselbe werde ebensosehr für das Wachstum des Katholizismus in England wie für die politischen Interessen des Erzhauses vorteilhaft sein. Nur wünscht er, in diesem Punkte eines Sinns mit dem Vertreter der strengeren Richtung des Jesuitenordens, dass die nötigen Vorkehrungen zur Wahrung der Gewissensfreiheit der Erzherzogin und ihrer Umgebung getroffen werden).

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Nachdem die Theologen das Gewissen Leopolds beruhigt, legtedieser seinen weltlichen Ratgebern er hatte für diese Angelegenheit eine eigene Konferenz bestimmt, an der die Fürsten Lobkowitz und Schwarzenberg, Graf Lamberg, Baron Hocher und Abele teilnahmen die Frage vor, ob sie vom politischen Standpunkte aus dem Vorschlage des englischen Hofes zustimmen könnten. Die Konferenz einigte sich. in der entscheidenden Sitzung vom 17. März dahin prinzipielle Bedenken gegen diese Ehe nicht zu erheben; doch empfahl sie Vorsicht, unterliess nicht, die Gefahr zu betonen, die darin liege, dass Jakob, der nur wenig jünger als sein Bruder sei, vor diesem sterben könnte,

1) Utrum matrimonium catholici cum haeretica aut catholicae cum haeretico validum et licitum sit. s. d. St. A. (Hausakten.)

Daneben liegt noch ein zweites kürzeres Votum vor, Causae ex quibus licet matrimonium catholici cum haeretico, das noch entschiedener für die Billigung einer solchen Ehe eintritt.

2) Opinio patris Simonis Garcia circa contrahendum matrimonium inter ducem Eboracensem et archiducissam Oenipontanam. Eigenhändig s. d. St. A. (Hausakten.)

in welchem Falle das teuere Kleinod verschleudert worden wäre; hob hervor, dass man keine Sicherheit dafür besitze, dass der englische Hof nach dem Abschlusse des Heiratsvertrages die Verbindung mit Frankreich lösen werde und stellte eine Reihe von Forderungen, deren Billigung durch die Brüder Stuart sie als Voraussetzung für einen gedeihlichen Verlauf der Verhandlungen bezeichnete. Diese Forderungen betrafen in erster Linie religiöse Fragen. Man verlangte unter anderem freie Religionsübung für die Erzherzogin und ihre Begleitung; die feierliche Versicherung Karls II. und Jakobs, die Erzherzogin niemals zu einem Glaubenswechsel nötigen zu wollen; Errichtung katholischer Kapellen in allen Schlössern und Häusern des Herzogs von York, und alle übrigen Massregeln zum Schutze des katholischen Glaubens, die von der deutschen wie von der spanischen Linie des Hauses Habsburg in allen Fällen gefordert worden waren, in denen es sich um die Vermählung einer habsburgischen Prinzessin mit einem andersgläubigen Fürsten gehandelt hatte. Die Konferenzräte empfahlen ihrem Herrscher überdies, Erkundigungen über die Stellung Monmouth's einzuziehen, da sie sich, falls derselbe das Thronfolgerecht besitzen sollte, auf das entschiedenste gegen den Abschluss der Verbindung zwischen Claudia Felicitas und dem Herzoge von York aussprechen müssten 1), und betonten endlich, dass es ihnen im Interesse des Kaisers gelegen scheine, dass die Verhandlungen in dieser Angelegenheit am Wiener, nicht am Madrider Hofe geführt würden. Der Kaiser war mit den Plänen seiner Räte vollkommen einverstanden. Er benachrichtigte sofort den Innsbrucker Hof von seiner Geneigtheit die Heirat zu fördern) und säumte nicht, nach allen Richtungen hin die entsprechenden Befehle zu erteilen. Lisola erhielt den Auftrag, dem englischen Hofe von der prinzipiellen Geneigtheit des Kaisers Kunde zu geben, zu gleicher Zeit aber daselbst die politische Seite der Frage hervorzuheben und eine unzweideutige Erklärung bezüglich des Thronfolgerechts Monmouths zu fordern3). Poetting dagegen wurde die Aufgabe zu Teil vom spanischen Hofe zu verlangen, dass derselbe vom englischen Gesandten in Madrid die Gutheissung sämtlicher im Interesse des katholischen Glaubens gestellten Bedingungen fordere, die Fortführung der Verhandlungen aber dem Wiener Hofe überlasse. Auch die Frage der Mitgift berührte Leopold in seinen Weisungen an Poetting. Eine bestimmte Summe nennt der Kaiser nicht. Er werde geben, heisst es,

1) Konferenzprotokoll d. d. 17. März 1672. St. A. (Hausakten.)

2) Kopie des Schreibens Leopolds I. an Anna d. d. 12. April 1672. St. A. (Hausakten.)

3) Leopold an Lisola d. d. 21. März 1672. St. A. (Hausakten.)

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