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Verbindung vor Eröffnung seines Entschlusses an den Wiener und Madrider Hof reiflich erwogen haben werde. Und darin liessen sie sich auch durch die schroffe Haltung nicht irre machen, die nicht nur Sunderland, sondern auch Goldolphin, Englands ordentlicher Gesandter in Madrid, in denselben Tagen beobachtete, da dieser Heiratsplan vorgetragen wurde. Man nahm an, dass die Brüder Stuart die Karten nicht aufdecken, den Abschluss des Heiratskontraktes abwarten und erst dann mit Ludwig XIV. brechen wollten. Von diesem Gedanken war denn auch die Beratung beherrscht, die auf Befehl der KöniginRegentin Ende Januar 1672 in dieser Angelegenheit abgehalten wurde. Die Mitglieder der Versammlung, es waren zu derselben nur Anhänger der österreichischen Partei geladen worden, waren einhellig der Ansicht, dass diese Ehe den Interessen der katholischen Religion wie denen des Hauses Habsburg nur förderlich sein könnte und stimmten daher für dieselbe, unter der Voraussetzung, dass der Erzherzogin in Fragen der Religion die grösste Freiheit zugestanden und den politischen Forderungen des Erzhauses von England Rechnung getragen werde1). In diesem Sinne wurde das Antwortschreiben an Sunderland abgefasst2) und Graf Eusebius Poetting, des Kaisers Gesandter am spanischen Hofe, informiert; in diesem Sinne wurde der Vertreter Spaniens beim Kaiser, Marques de los Balbaces, angewiesen, die Wiener Regierung zu eifriger Förderung des Unternehmens aufzufordern3). Diese Ermunterung des Spaniers war überflüssig. Der Wiener Hof hatte sich unmittelbar nach Erhalt des ausführlichen Memorandums Lisola's eingehend mit der Angelegenheit beschäftigt. Vorerst galt es, die Meinung der Theologen darüber zu hören, ob der Kaiser seinem Mündel gestatten dürfe, die Ehe mit einem Akatholiken einzugehen. Denn als Anglikaner musste Jakob damals offiziell noch angesehen werden, wenngleich sein Übertritt zum katholischen Glauben, falls derselbe in den Tagen, da diese Erörterungen gepflogen wurden, nicht schon erfolgt war, - unmittelbar bevorstand1). Die befragten Geistlichen haben sich einstimmig für die Ehe ausgesprochen5). Mehrere

1) Kopie des Schreibens Poettings an den Kaiser d. d. 8. Februar 1672 St. A. (Hausakten).

*) Kopie des Schreibens des Don Diego della Torre an Sunderland d. d. 28. Jan. 1672. St. A. (H.-A.)

3) Kopie des Schreibens der Königinregentin an Balbaces d. d. 9. Febr. 1672. St. A. (H.-A.)

4) Vgl. dafür u. a. Mitteilungen in dem Artikel James II. der, National Biography".

5) Konferenzprotokoll d. d. 17. März 1672. St. A. (Hausakten.)
Mitteilungen XXIX.

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ihrer Gutachten sind uns noch erhalten. In dem einen, dessen Verfasser wohl ein Mitglied der Gesellschaft Jesu war, wird ausschliesslich die prinzipielle Frage der Zulässigkeit einer derartigen Mischehe erörtert, Der Autor führt zuerst das Zeugnis hervorragender Theologen an, die den Abschluss einer derartigen Ehe, als dem Kirchen- und dem Naturrechte zuwider, unbedingt verwerfen; dann aber auch die Ausicht anderer nicht minder bedeutender Männer, die das Eingehen einer solchen Verbindung, selbstverständlich nur nach erlangter Einwilli

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gung des Papstes in Ausnahmfällen für statthaft erklären. Und mit besonderer Geschicklichkeit werden in diesem Gutachten die Autoren genannt, die für die Statuierung eines derartigen Ausnahmsfalles jene Umstände heranziehen, die auch für den vorliegenden Fall Geltung haben könnten: das Versprechen des Häretikers alsbald zur katholischen Kirche überzutreten; Vorteile, die der katholischen Bevölkerung des betreffenden Landes erwachsen könnten und ähnliches mehr1). Das zweite Gutachten, von dem Augustiner Simon Garcia verfasst, erörtert lediglich den besonderen Fall. Garcia ist entschieden. für die Ehe; dieselbe werde ebensosehr für das Wachstum des Katholizismus in England wie für die politischen Interessen des Erzhauses vorteilhaft sein. Nur wünscht er, in diesem Punkte eines Sinns mit dem Vertreter der strengeren Richtung des Jesuitenordens, dass die nötigen Vorkehrungen zur Wahrung der Gewissensfreiheit der Erzherzogin und ihrer Umgebung getroffen werden2).

Nachdem die Theologen das Gewissen Leopolds beruhigt, legte dieser seinen weltlichen Ratgebern er hatte für diese Angelegenheit. eine eigene Konferenz bestimmt, an der die Fürsten Lobkowitz und Schwarzenberg, Graf Lamberg, Baron Hocher und Abele teilnahmen die Frage vor, ob sie vom politischen Standpunkte aus dem Vorschlage des englischen Hofes zustimmen könnten. Die Konferenz einigte sich in der entscheidenden Sitzung vom 17. März dahin prinzipielle Bedenken gegen diese Ehe nicht zu erheben; doch empfahl sie Vorsicht, unterliess nicht, die Gefahr zu betonen, die darin liege, dass Jakob, der nur wenig jünger als sein Bruder sei, vor diesem sterben könnte,

1) Utrum matrimonium catholici cum haeretica aut catholicae cum haeretico validum et licitum sit. s. d. St. A. (Hausakten.)

Daneben liegt noch ein zweites kürzeres Votum vor, Causae ex quibus licet matrimonium catholici cum haeretico, das noch entschiedener für die Billigung einer solchen Ehe eintritt.

2) Opinio patris Simonis Garcia circa contrahendum matrimonium inter ducem Eboracensem et archiducissam Oenipontanam. Eigenhändig s. d. St. A. (Hausakten.)

in welchem Falle das teuere Kleinod verschleudert worden wäre; hob hervor, dass man keine Sicherheit dafür besitze, dass der englische Hof nach dem Abschlusse des Heiratsvertrages die Verbindung mit Frankreich lösen werde und stellte eine Reihe von Forderungen, deren Billigung durch die Brüder Stuart sie als Voraussetzung für einen gedeihlichen Verlauf der Verhandlungen bezeichnete. Diese Forderungen betrafen in erster Linie religiöse Fragen. Man verlangte unter anderem freie Religionsübung für die Erzherzogin und ihre Begleitung; die feierliche Versicherung Karls II. und Jakobs, die Erzherzogin niemals zu einem Glaubenswechsel nötigen zu wollen; Errichtung katholischer Kapellen in allen Schlössern und Häusern des Herzogs von York, und alle übrigen Massregeln zum Schutze des katholischen Glaubens, die von der deutschen wie von der spanischen Linie des Hauses Habsburg in allen Fällen gefordert worden waren, in denen es sich um die Vermählung einer habsburgischen Prinzessin mit einem andersgläubigen Fürsten gehandelt hatte. Die Konferenzräte empfahlen ihrem Herrscher überdies, Erkundigungen über die Stellung Monmouth's einzuziehen, da sie sich, falls derselbe das Thronfolgerecht besitzen sollte, auf das entschiedenste gegen den Abschluss der Verbindung zwischen Claudia Felicitas und dem Herzoge von York aussprechen müssten 1), und betonten endlich, dass es ihnen im Interesse des Kaisers gelegen scheine, dass die Verhandlungen in dieser Angelegenheit am Wiener, nicht am Madrider Hofe geführt würden. Der Kaiser war mit den Plänen seiner Räte vollkommen einverstanden. Er benachrichtigte sofort den Innsbrucker Hof von seiner Geneigtheit die Heirat zu fördern) und säumte nicht, nach allen Richtungen hin die entsprechenden Befehle zu erteilen. Lisola erhielt den Auftrag, dem englischen Hofe von der prinzipiellen Geneigtheit des Kaisers Kunde zu geben, zu gleicher Zeit aber daselbst die politische Seite der Frage hervorzuheben und eine unzweideutige Erklärung bezüglich des Thronfolgerechts Monmouths zu fordern3). Poetting dagegen wurde die Aufgabe zu Teil vom spanischen Hofe zu verlangen, dass derselbe vom englischen Gesandten in Madrid die Gutheissung sämtlicher im Interesse des katholischen Glaubens gestellten Bedingungen fordere, die Fortführung der Verhandlungen aber dem Wiener Hofe überlasse. Auch die Frage der Mitgift berührte Leopold in seinen Weisungen an Poetting. Eine bestimmte Summe nennt der Kaiser nicht. Er werde geben, heisst es,

1) Konferenzprotokoll d. d. 17. März 1672. St. A. (Hausakten.)

2) Kopie des Schreibens Leopolds I. an Anna d. d. 12. April 1672. St. A. (Hausakten.)

3) Leopold an Lisola d. d. 21. März 1672. St. A. (Hausakten.)

was bei der Ausstattung einer Erzherzogin von Innsbruck üblich sei; Spanien stehe es frei, beizutragen und so die Mitgift zu erhöhen1).

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Während am Wiener Hofe in der eben geschilderten Weise über die Haltung beraten wurde, die man dem Heiratsprojekte gegenüber beobachten solle, hatten die Brüder Stuart bereits von der KöniginRegentin in Spanien die Zustimmungserklärung erhalten und darauf hin die Vorbereitungen getroffen, um die Verhandlungen mit der Erzherzogin Anna in Innsbruck und mit dem Kaiser zu beginnen. Die Schreiben, in denen sie der Brautmutter und dem Vormunde der Erzherzogin Claudia Felicitas von ihrem Vorhaben Kenntnis geben, entbehren nicht des Interesses. Die politische Bedeutung der Ehe hebt Karl in seinem Schreiben an Anna bervor. Von dem Wunsche geleitet, heisst es, die guten Beziehungen, in denen meine Vorgänger zu jeder Zeit mit dem Hause Österreich gestanden sind, zu stärken, und von der Erwägung ausgehend, dass dies nicht besser als durch Bande der Ehe geschehen könnte", unterstütze er die Werbung seines Bruders um die Hand der Erzherzogin „deren Tugend und Schönheit sie zum begehrenswertesten Geschöpfe der Welt machen2)". Und in ähnlicher Weise betonte Jakob in dem Briefe an Leopold I., dass er seine Ehe mit Claudia Felicitas für das beste Mittel halte, die politische Einigung zwischen Österreich und England zu Stande zu bringen3). Ganz den Charakter einer formalen Brautwerbung trägt der Brief Jakobs an die Mutter der Erzherzogin, in dem er sie bittet bei Claudia Felicitas Dolmetsch der Gefühle zu sein, die er für diese hege und der Versicherung Ausdruck gibt, dass er die Tugenden zu schätzen wisse, die allezeit die Prinzessinen des Hauses Habsburg ausgezeichnet hätten1). Im übrigen verwiesen die Brüder Stuart sowohl Anna als den Kaiser auf Bernhard Gasconi, der mit genügenden Vollmachten versehen an beiden Höfen vorsprechen werde. In der Tat verliess Gasconi noch im Februar 1672 London, um über Holland nach Deutschland zu reisen. Im Haag traf er mit Lisola zusammen. Es kam zu erregten Auftritten zwischen ihnen. Denn Lisola hatte aus den Mitteilungen, die ihm Gasconi aus London zukommen liess, geschlossen, dass England im Hinblicke auf

') Weisung der Kanzlei an Pötting d. d. 18. März 1672. St. A. (Familienakten); und Privatschreiben Leopolds 1. an Poetting d. d. 22. März 1672; vgl. Privatbriefe 1 c. II. 221.

3) Karl an Anna (französisch mit italienischer Kopie) d. d. London 19. Febr. 1672. St. A. (Hausakten.)

8) Creditiv Yorks für Gasconi d. d. London 20. Febr. 1672. St. A. (Hausakten); das Creditiv Karls für Gasconi d. d. 16. Febr. 1672, ebenda.

4) St. A. (Hausaktën.)

die geplante Ehe zwischen Jakob und Claudia Felicitas von einem Angriffe auf die Vereinigten Niederlande abstehen werde und seinem Hofe gegenüber der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass es gelingen werde Frankreich zum Angriffe und damit die durch ältere Verträge zur Verteidigung der angegriffenen Niederländer verpflichteten Engländer zum Kampfe gegen Ludwig XIV. zu nötigen1). Man begreift daher, wie stark sein Hass gegen die Leiter der englischen Politik werden musste, als er im Laufe des Monates März erfuhr, dass die Kriegserklärung Englands an die Niederländer unzweifelhaft in kurzer Zeit erfolgen werde. Er wies Gasconi gegenüber darauf hin, dass das Vorgehen Englands gegen die Vereinigten Niederlande mit dem geäusserten Plane einer Verbindung mit dem Hause Habsburg unvereinbar sei 2). Und wenn Gasconi den Krieg gegen die Holländer als unbedingt notwendig bezeichnete, weil man ihren Hochmut strafen müsse und der Überzeugung Ausdruck gab, dass der Abschluss eines österreichisch - englischen Bündnisses, Frankreich und die Niederlande zu einem den Interessen der Häuser Habsburg und Stuart in gleichem Maasse förderlichen Frieden nötigen werde, so blieb Lisola dabei, dass alle Sonderinteressen gegenüber der gemeinsamen Gefahr zurücktreten müssten 3). Man begreift, dass es unter solchen Umständen zu einer Einigung zwischen den beiden Männern nicht kam. Gasconi verliess unzufrieden den Haag und Lisola säumte nicht im Laufe des Monats April, als die Kriegserklärung Englands an die Generalstaaten erfolgt war, seiner Regierung von der veränderten Lage Mitteilung zu machen und die Bedenken hervorzuheben, die jetzt gegen die Verheiratung der Innsbrucker Erzherzogin mit Jakob von York sprächen1). Sein Bericht fand am Wiener Hofe Zustimmung. Kaiser Leopold hatte schon am 6. April dem Freunde in Madrid geschrieben dann ha er (Karl II. von England) es so offentlich mit Frankreich, wie kann er ihme einbilden, dass dem Herzog von York die Erzherzogin Claudia zuetheil werden solle. Also ist wohl inacht zu nehmen, dass man sich nit praecipitiren solle 5). 14 Tage später äusserte er seine Bedenken gegen diese Ehe in noch klarerer Form, indem er meinte: Wahr ist es, dass seithero die Sach durch des Königs in England seltsame condotta sich nit wenig alterirt hat, indeme wohl zue consideriren, ob

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1) Schreiben Lisola's an Leopold d. d. Haag. 1. März 1672. St. A.

2) Ähnlich äusserte sich auch Poetting in seinem Schreiben an Leopold; Privatbriefe 1. c. II. 224 Anm. 1.

3) Lisola an Leopold d. d. Haag 15. März 1672. St. A.

4) Lisola an den Kaiser d. d. 18. April 1672. St. A. (Hausakten.)

5) Vgl. Privatbriefe Leopolds I. 1. c. II. 223.

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