Slike stranica
PDF
ePub

was bei der Ausstattung einer Erzherzogin von Innsbruck üblich sei; Spanien stehe es frei, beizutragen und so die Mitgift zu erhöhen1).

"

[ocr errors]

Während am Wiener Hofe in der eben geschilderten Weise über die Haltung beraten wurde, die man dem Heiratsprojekte gegenüber beobachten solle, hatten die Brüder Stuart bereits von der KöniginRegentin in Spanien die Zustimmungserklärung erhalten und darauf hin die Vorbereitungen getroffen, um die Verhandlungen mit der Erzherzogin Anna in Innsbruck und mit dem Kaiser zu beginnen. Die Schreiben, in denen sie der Brautmutter und dem Vormunde der Erzherzogin Claudia Felicitas von ihrem Vorhaben Kenntnis geben, entbehren nicht des Interesses. Die politische Bedeutung der Ehe hebt Karl in seinem Schreiben an Anna bervor. Von dem Wunsche geleitet, heisst es, die guten Beziehungen, in denen meine Vorgänger zu jeder Zeit mit dem Hause Österreich gestanden sind, zu stärken, und von der Erwägung ausgehend, dass dies nicht besser als durch Bande der Ehe geschehen könnte", unterstütze er die Werbung seines Bruders um die Hand der Erzherzogin deren Tugend und Schönheit sie zum begehrenswertesten Geschöpfe der Welt machen2)". Und in ähnlicher Weise betonte Jakob in dem Briefe an Leopold I., dass er seine Ehe mit Claudia Felicitas für das beste Mittel halte, die politische Einigung zwischen Österreich und England zu Stande zu bringen 3). Ganz den Charakter einer formalen Brautwerbung trägt der Brief Jakobs an die Mutter der Erzherzogin, in dem er sie bittet bei Claudia Felicitas Dolmetsch der Gefühle zu sein, die er für diese hege und der Versicherung Ausdruck gibt, dass er die Tugenden zu schätzen wisse, die allezeit die Prinzessinen des Hauses Habsburg ausgezeichnet hätten1). Im übrigen verwiesen die Brüder Stuart sowohl Anna als den Kaiser auf Bernhard Gasconi, der mit genügenden Vollmachten versehen an beiden Höfen vorsprechen werde. In der Tat verliess Gasconi noch im Februar 1672 Loudon, um über Holland nach Deutschland zu reisen. Im Haag traf er mit Lisola zusammen. Es kam zu erregten Auftritten zwischen ihnen. Denn Lisola hatte aus den Mitteilungen, die ihm Gasconi aus London zukommen liess, geschlossen, dass England im Hinblicke auf

1) Weisung der Kanzlei an Pötting d. d. 18. März 1672. St. A. (Familienakten); und Privatschreiben Leopolds 1. an Poetting d. d. 22. März 1672; vgl. Privatbriefe 1 c. II. 221.

3) Karl an Ann (französisch mit italienischer Kopie) d. d. London 19. Febr. 1672. St. A. (Hausakten.)

8) Creditiv Yorks für Gasconi d. d. London 20. Febr. 1672. St. A. (Hausakten); das Creditiv Karls für Gasconi d. d. 16. Febr. 1672, ebenda.

4) St. A. (Hausakten.)

die geplante Ehe zwischen Jakob und Claudia Felicitas von einem Angriffe auf die Vereinigten Niederlande abstehen werde und seinem Hofe gegenüber der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass es gelingen werde Frankreich zum Angriffe und damit die durch ältere Verträge zur Verteidigung der angegriffenen Niederländer verpflichteten Engländer zum Kampfe gegen Ludwig XIV. zu nötigen1). Man begreift daher, wie stark sein Hass gegen die Leiter der englischen Politik werden musste, als er im Laufe des Monates März erfuhr, dass die Kriegserklärung Englands an die Niederländer unzweifelhaft in kurzer Zeit erfolgen werde. Er wies Gasconi gegenüber darauf hin, dass das Vorgehen Englands gegen die Vereinigten Niederlande mit dem geäusserten Plane einer Verbindung mit dem Hause Habsburg unvereinbar sei 2). Und wenn Gasconi den Krieg gegen die Holländer als unbedingt notwendig bezeichnete, weil man ihren Hochmut strafen müsse und der Überzeugung Ausdruck gab, dass der Abschluss eines österreichisch - englischen Bündnisses, Frankreich und die Niederlande zu einem den Interessen der Häuser Habsburg und Stuart in gleichem Maasse förderlichen Frieden nötigen werde, so blieb Lisola dabei, dass alle Sonderinteressen gegenüber der gemeinsamen Gefahr zurücktreten müssten3). Man begreift, dass es unter solchen Umständen zu einer Einigung zwischen den beiden Männern nicht kam. Gasconi verliess unzufrieden den Haag und Lisola säumte nicht im Laufe des Monats April, als die Kriegserklärung Englands an die Generalstaaten erfolgt war, seiner Regierung von der veränderten Lage Mitteilung zu machen und die Bedenken hervorzuheben, die jetzt gegen die Verheiratung der Innsbrucker Erzherzogin mit Jakob von York sprächen). Sein Bericht fand am Wiener Hofe Zustimmung. Kaiser Leopold hatte schon am 6. April dem Freunde in Madrid geschrieben dann ha er (Karl II. von England) es so offentlich mit Frankreich, wie kann er ihme einbilden, dass dem Herzog von York die Erzherzogin Claudia zuetheil werden solle. Also ist wohl inacht zu nehmen, dass man sich nit praecipitiren solle 5). 14 Tage später äusserte er seine Bedenken. gegen diese Ehe in noch klarerer Form, indem er meinte: Wahr ist es, dass seithero die Sach durch des Königs in England seltsame condotta sich nit wenig alterirt hat, indeme wohl zue consideriren, ob

"

[ocr errors]

1) Schreiben Lisola's an Leopold d. d. Haag. 1. März 1672. St. A. 2) Ähnlich äusserte sich auch Poetting in seinem Schreiben an Leopold; Privatbriefe 1. c. II. 224 Anm. 1.

8) Lisola an Leopold d. d. Haag 15. März 1672. St. A.

4) Lisola an den Kaiser d. d. 18. April 1672. St. A. (Hausakten.)

5) Vgl. Privatbriefe Leopolds I. 1. c. II. 223.

es wohl de tempore seie, Claudia Felicitas dem Herzog zue geben, da der König in solcher Dependenz von Frankreich begriffen" 1). Und je mehr sich Leopold mit dem Gedanken vertraut machte, dass der Zusammenstoss mit Frankreich unvermeidlich sei, desto wichtiger schien es ihm den glücklichen Zufall, den ihm der Wunsch Jakobs sich mit Claudia Felicitas zu vermählen bot, für seine politischen Interessen auszunützen. Aus diesem Grunde war er auch durchaus nicht mit dem Eifer einverstanden, den die Erzherzogin Anna zeigte, als Gasconi Ende März mit den Vollmachten der Brüder Stuart ausgestattet in Innsbruck erschien. Und wenn er auch seine Einwilligung zum Beginne der Verhandlungen gab, so liess der Tenor seiner Briefe an die Erzherzogin Anna deutlich erkennen, dass er jede Übereilung zu vermeiden wünschte und die politische Seite der Frage unentwegt im Auge behielt.

Gasconi hatte unterdes Gelegenheit gehabt in Innsbruck die seinem Herrn bestimmte Braut kennen zu lernen und sich zu überzeugen, dass die Berichte, die über die körperlichen und geistigen Vorzüge der jungen Erzherzogin in London erstattet worden waren, keineswegs übertrieben hatten. Unter dem Eindrucke eines glänzenden Festes, in dessen Verlaufe Claudia Felicitas als Sängerin und Tänzerin Proben besonderer Begabung ablegte, fasste Gasconi sein Urteil über sie dahin zusammen, dass man nicht leicht eine schönere, geistreichere, durch eine Fülle persönlicher Gaben ausgezeichnetere Dame finden könnte als diese Erzherzogin, die überdies so erzogen worden sei, dass sie wie ein Stück weiches Wachs sei, dass der Gatte ganz nach Wunsch und Laune werde formen können 2). Wenige Tage später hatte er Gelegenheit sie in Männertracht jagen zu sehen, ihre unvergleichliche Geschicklichkeit und Grazie als Reiterin zu bewundern und er säumte nicht eine begeisterte Schilderung dieser Szene nach London zu senden, die auf den als kühnen, glänzenden Reiter bekannten Jakob wohl nicht ohne Eindruck geblieben sein dürfte3).

[ocr errors]

1) Ebenda II. 226.

2) Bericht Gasconi's d. d. 12. April 1672. R. O.

8) Gasconi 10. Mai 1672 R. O. Die Schönheit der Claudia Felicitas wird allgemein zugegeben. Wagner, Hist. Leopoldi Magni I. 319; Rinck, Leopold des Grossen etc. Leben I. 303; Morosini, Final relationen II, 146 heben die äusseren Vorzüge derselben hervor. Fürst Ferdinand Dietrichstein, der als Brautwerber Leopolds I. im Spätsommer 1673 am Innsbrucker Hofe erschien, berichtet in seinem Schreiben d. d. 13. Sept. 1673 an Leopold (Konzept St. A. Hausakten), Claudia Felicitas habe sich bereit gezeigt, des Kaisers, Gedanken auch mit Freuden zu vollziehen, welcher Humor nit mit Geld zu bezallen; dann hieraus eine absonderliche Consolation beiderseits zu hoffen, woran auch keineswegs zu zweiflen, dann mein allergnädigste F. von Jugend auf in grosser Furcht Gottes

Und da sich Mutter und Tochter sehr geneigt zeigten, die Verhandlungen in jeder möglichen Weise zu fördern, da Claudia Felicitas darüber erfreut schien, die Tiroler Berge mit der englischen Ebene zu vertauschen, hätte Gasconi den Innsbrucker Hof vollauf befriedigt verlassen, wenn ihn nicht gelegentliche Ausserungen der Erzherzogin Anna mit Sorge darüber erfüllt hätten, ob die der Claudia Felicitas zugedachte Mitgift den Erwartungen des Geldbedürftigten Herzogs von York entsprechen werde1). Ende Mai 1672 traf Gasconi in Wien ein. Er fand die Situation weniger günstig als er gehofft. Er musste bald erkennen, wie sehr die politische Haltung des englischen Hofes seine Mission erschwerte. Namentlich Fürst Lobkowitz zeigte, obgleich er von dem Innsbrucker Hofe wie von England aus im Interesse dieser Verbindung angegangen wurde 2), vorerst nur wenig Neigung, die Sache zu fördern und benützte jede Gelegenheit den Beginn der Verhandlungen hinauszu

gelebt und ihre Andachten bis anhero mit höchster Reverenz continuiret und noch darüber allerhand hohe Tugenden ohne Ostentation übet, dass also augenscheinlich der Segen Gottes zu erwarten.....,Ich kann E. M. als ein untertänigster Diener gehorsam versicheren, dass I. M. die Kaiserin in allen Stücken eine vollkommene, grosse Fürstin. Leopold I. antwortete darauf eigenhändig d. d. 27. Sept. 1673. (St. A. Hausakten.), Ihr gebt ein hauptguten Mahler ab, sowol von der Gestaldt des Leibs alß des Gemuets und bin Ich wol ganz sicher, das Ihr nitt adulierdt, sondern mir alles redlich berichten thuet. Nun sehe ich wol, das Ich ganz glükhselig sein werde. Leider besitzen wir wenig ausführliche Schilderungen der Erzherzogin, weshalb hier nochmals auf die Berichte Gasconi's hingewiesen werden soll, aus denen die wichtigsten Stellen in den Privatbriefen Leopolds I. 1. c. II. 229 Anm. 3 mitgeteilt worden sind. In der Fideikommisbibliothek befinden sich mehrere zeitgenössische Stiche von verschiedener Qualität. Die französischen, u. a. von Bertrand, sind sämtlich schlecht; unter den deutschen dürften die von Kilian noch die besten sein. Ein schlecht erhaltenes Ölbild von Dolci, in der kaiserlichen Gemäldegallerie aufgestellt, ist nicht geeignet, uns die Schönheit der Claudia Felicitas zu zeigen; aus einem andern im Depôt dieser Gallerie aufbewahrten Bildnisse, das die Erzherzogin im Brautkleid darstellt, kann auf eine schöne, schlanke Gestalt, auf überaus fein geformte Hände, auf reiches, schwarzes Haar geschlossen werden. Herr Kustos Dr. Zimmermann, der so freundlich war mir dieses Porträt und die Reproduktion eines dritten zu zeigen, das sich in den sogenannten Kronprinzenappartements der Wiener Hofburg befindet, bereitet seit längerer Zeit die Herausgabe eines umfassenden Porträtswerkes der Habsburger vor, in dem auch die Bildnisse der Claudia Felicitas reproduziert werden sollen.

1) Bericht Gasconi's d. d. 5. April 1672. R. O.

2) Im Lobkowitz'schen Archiv zu Raudnitz a. d. E. befinden sich zahlreiche Schreiben der Erzherzogin Anna, des Grafen Ferrari, Arlingtons, Gasconi's etc. an Eusebius Lobkowitz, die beweisen, welchen Wert die massgebenden Persönlichkeiten darauf legten sich der Zustimmung des einflussreichen Mannes zu versichern.

[ocr errors]

schieben; ein Bestreben, das die Billigung des Kaisers fand, der Poetting am 15. Juni von der Audienz Gasconi's mit der Bemerkung Kunde gab: Ich werde das negotium schon also dirigiren, dass man sich nit praecipitir, sondern sehe, wie England sich mit der Königin (von Spanien) comportiren werde" 1). Und je lebhafter sich dem Kaiser im Laufe der nächsten Monate die Überzeugung aufdrängte, dass er über kurz oder lang die Waffen gegen Frankreich werde ergreifen müssen, je mehr er die Ansicht der franzosenfeindlichen Partei an seinem Hofe teilte, die für Bündnisse mit allen Gegnern Ludwigs XIV. eintrat, desto notwendiger musste ihm Vorsicht in der Heiratsfrage erscheinen. Dass auch die Königinregentin nach dem Ausbruche des niederländischen Krieges in ihrem Eifer für die Sache nachliess, die Trennung Englands von Frankreich als eine Voraussetzung für die Zustimmung des Kaisers zur Ehe Jakobs mit Claudia Felicitas bezeichnete und der Meinung Ausdruck verlieh, dass sie unter den gegenwärtigen Verhältnissen diese Heirat nicht als ein Glück für das Haus Habsburg ansehen könne2), musste Leopold in seiner Ansicht bestärken, die Verhandlungen so gut es ging hinzuziehen3). Wenn er trotzdem auf die energische Forderung Gasconi's, der mit seiner Abreise drohte1) und die Weigerung in die Verhandlungen einzutreten als eine Beleidigung seines Auftraggebers bezeichnete, im Laufe des Monates Juli die Einwilligung zum Beginne der Beratungen gab, so geschah dies, wie er nach Spanien schrieb, weil bald ein Conjunctur kommen möchte, dass es von nöthen würde sein, England zue suechen und auf unsere Seiten zue ziehen" 5).

[ocr errors]

Aber vorsichtig genug wurden die Unterhandlungen mit Gasconi geführt. Nicht Lobkowitz, sondern Hocher leitete sie. Und man erörterte vorerst die Geld- und die religiöse Frage. Bezüglich der letzteren einigte man sich leicht auf einige Artikel, die in ihrem Inhalte jenen entsprachen, die gelegentlich der Ehe Karls I. mit Henriette Marie festgestellt worden waren 6). Grössere Differenzen ergaben sich bei der Bestimmung der Mitgift. Es zeigte sich, dass man englischer

1) Privatbriefe 1. c. II. 239.

2) Bericht Poettings an Leopold d. d. 25. Mai u. 22. Juni 1672; Privat

briefe 1. c. II. 245, 253.

8) Leopold an Poetting d. d. 29. Juni 1672; Privatbriefe 1. c. II. 243.

4) Gasconi an Arlington d. d. 23. Juni 1672. R. O.

5) Leopold an Poetting 27. Juni 1672; Privatbriefe 1. c. II. 251.

6) Vgl. den Abdruck des beiderseits gutgeheissenen Heiratsprojektes im Anhange Nr. I. Ganz ohne Differenzen gieng es auch in dieser Frage nicht ab; allein in allen wesentlichen Punkten gelang die Einigung leicht.

« PrethodnaNastavi »