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keiten aller Art u. s. w. P. teilt einige Proben mit, unter denen die lebhafte Schilderung des jugendfrischen Ladislaus Posthumus hervorzuheben ist.

O. R.

In der Festschrift zur 49. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Basel 1907 behandelt Rudolf Thommen, Die Einführung des Gregorianischen Kalenders in der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Auf Grund der offiziellen Akten stellt Thommen übersichtlich und klar die Einführung des neuen Kalenders in den katholischen Orten (1584) dar, dann in den, Untertanenländern (bes. Aargau und Thurgau), wo Katholische und Evangelische vielfach gemischt waren und die »nüwe zyt« im Laufe der Jahre 1585 und 1586 unter mannigfachen Reibungen und Verhandlungen durchdrang. Näher geht sodann Thommen auf die Vorgänge in Wallis ein, wo es bis tief ins 17. Jahrhundert dauerte, bis, der gemeine Mann die ungewohnte Sach annahm. In Graubünden bequemte man sich bekanntlich erst im 18. ja teilweise gar erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts zur Einführung des gregorianischen Kalenders. Im übrigen hatten sich die evangelischen Orte sowie die « >> zugewandten Städte S. Gallen, Mühlhausen i. Els. und Biel dem Vorgehen der Protestanten im Reiche angeschlossen und hatten mit Beginn des Jahres 1701 (Übergang vom 31. Dez. 1700 auf 12. Jänner 1701) die Zahlung des neuen Kalenders angenommen.

O. R.

Historische Landeskommission für Steiermark. IX, Bericht über die dritte Geschäftsperiode 1903-1907.

Der Bericht gedenkt zunächst des Hinscheidens der verdienten Kommissionsmitglieder Eduard Richter († 6. Februar 1905) und Hans v. Zwiedineck-Südenhorst († 22. November 1906).

Innerhalb der dritten Geschäftsperiode wurden nachstehende Arbeiten veröffentlicht:

I. Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte in Steiermark: V, Joh. Loserth, Salzburg und Steiermark im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts. VI. Joh. Loserth, Genealogische Studien zur Geschichte des steirischen Uradels. VI. Ant. v. Pantz, Die Innerberger Hauptgewerkschaft 1625-1783. VI/3. Fritz Byloff, Die Landund peinliche Gerichtsordnung Erzherzog Karls II. für Steiermark.

II. Veröffentlichungen der historischen Landeskommission: XVII. Albert Starzer, Die landesfürstl. Lehen in Steiermark von 14211546. XVIII. Alois Lang, Beiträge zur Kirchengeschichte der Steiermark und ihrer Nachbarländer aus römischen Archiven. XX. Ant. v. Pantz, Beiträge zur Geschichte der Innerberger Hauptgewerkschaft. XX. Ant. Mell, Regesten zur Geschichte der Familie Teufenbach. XXI. Ant. Mell, Das Archiv der steirischen Stände. XXII. Joh. Loserth, Das Archiv des Hauses Stubenberg. XXIII. Ant. Mell, Archive und Archivschutz in Steiermark. XXIV. Joh. Loserth, Bericht über die Ergebnisse einer Studienreise in die Archive von Linz und Steyregg.

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Die Studien Franz Freiherrn von Mensis Über die Geschichte der der direkten Steuern in Steiermark und A. v. Wretschkos über die

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Zur Ge

Steirischen Landeshauptleute nahmen steten Fortgang, A. v. Luschin erklärte sich bereit, die Bearbeitung einer » Geschichte des steirischen Münzund Geldwesens im Mittelalter zu übernehmen, Prof. Otto v. ZwiedineckSüdenhorst (Karlsruhe) wurde mit einer Untersuchung über, Die Wirtschaftspolitik der Steiermark vom 15. bis 17. Jahrhundet betraut. In Aussicht genommen sind ferner Studien von Richard Mell schichte des Urkundenwesens in Steiermark und Regesten zur Geschichte des landesfürstlichen Behördenwesens in Steiermark von V. Thiel, deren erster Teil die Zeit von 1564-1625 umfassen wird. Das von Anton Mell und V. Thiel vorbereitete, Inventar der Urbare und urbarialen Aufzeichnungen des landesfürstlichen Kammergutes in Steiermark. Nach den Beständen des steiermärkischen Landesarchives und des k. k. Statthaltereiarchives in Graz wird als 25. Heft der Veröffentlichungen herausgegeben werden.

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Die Kommission hat während der dritten Geschäftsperiode noch mehr als vordem ihr Augenmerk der Inventarisierung von Privatarchiven zugewendet. Über die Familien Teuffenbach und Stubenberg s. oben, Veröffentlichungen. Abgeschlossen ist ferner die Durchsicht des fürstlich Schwarzenbergschen Archivs auf Schloss Murau betreffs der auf das Haus der steirischen Familie Liechtenstein bezüglichen Urkunden, und die Inventarisierung des gräflich Herbersteinschen Archivs in Graz; den nächsten Arbeitsstoff bilden die Urkunden- und Aktenauszüge zur Geschichte der Herren und Freiherrn von Pranckh und die Aufnahme des Archives der Herren, Freiherren und Grafen von Saurau; eine Bearbeitung der Genealogie des Hauses Saurau durch M. Doblinger und A. Mell geht damit Hand in Hand. Die Archivbereisungen beschränkten sich auf den Besuch der Familien- und Herrschaftsarchive Steyersberg und Feistritz durch Hans v. Zwiedineck (1903, 1904 und 1905) und auf jenen des Ungnad-Weissenwolfschen Archivs, sowie der Linzer Sammlungen durch J. Loserth.

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Das Arbeitsprogramm der Kommission, das im Jahre 1892 aufgestellt worden war und sich als zu breit erwies, musste auf Grund der seither gewonnenen Erfahrungen einer Revision unterzogen werden. Nebst gewissen Beschränkungen bezüglich weiterer Durchforschung der Archive wurde eine planmässigere Durchführung des in den Jahren 1892 und 1894 für die Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark entworfenen Programms, die Beschaffung einer Übersicht über die in Zukunft zu veröffentlichenden Quellen und die Publikation von Quellen zur steirischen Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte beschlossen. Eine dritte Sonderpublikation werden die » Steirischen Landtagsakten bilden; mit der Veröffentlichung des Quellenmaterials zur Geschichte des steirischen Hochadels wird fortgefahren werden.

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Theodor von Sickel,

gest. 21. April 1908.

Theodor von Sickel1) wurde am 18. Dez. 1826 im Pfarrhaus zu Aken (Prov. Sachsen) geboren und erhielt seine erste Bildung durch seinen Vater, welcher 1830 zum Rektor des Lehrerseminars in Erfurt ernannt wurde, aber schon 1842 starb. Auch der Sohn studierte zunächst 1845-1847 zu Halle und Berlin Theologie, trat dann aber auf die philosophische Fakultät über, hörte Lachmann, Grimm, Böckh, Raumer, Neander und wurde 1850 in Halle mit einer Dissertation über den Anfall Burgunds an das Haus Valois zum Doktor promoviert. Den grössten Einfluss übte auf ihn der berühmte Lachmann, den er als seinen väterlichen Freund bezeichnet, aus. Dieser wies ihn nachdrücklich darauf hin, oder ermunterte doch seine angeborne Neigung, in Studium und Forschung immer auf die Urquellen zurückzugehen, auf diese aufzubauen. Lachmann war es auch, der ihn für seine weitere historische Ausbildung auf die 1847 reorganisierte École des chartes in Paris aufmerksam machte.

1) Dieser Nachruf wurde bei der am 2. Juli abgehaltenen akademischen Trauerfeier gesprochen. Die hier angezogenen Schriften Sickels sind in jeder Bibliographie leicht zu finden, überdies sei auf die Zusammenstellung bei Steinacker, Theodor von Sickel, Bericht des akad. Vereins deutscher Historiker in Wien, XVII. und XVIII. Vereinsjahr, Wien 1907 (und separat) verwiesen.

Mitteilungen XXIX.

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Der junge Doktor kehrte der Reaktion in Preussen, welche ihm die Aussicht auf Weiterkommen zu versperren schien, den Rücken und wanderte in wohlgemutem Selbstvertrauen, obwohl er schon in Berlin. nur durch Unterricht eines Türken sich sein Studium hatte ermöglichen können, im Herbst 1850 nach der damaligen Hauptstadt Europas. Er musste dort zunächst von der Feder leben, durfte den Vorträgen der École des chartes nur durch eine Spalte lauschen. Aber solche Widerwärtigkeiten stählten nur seine eiserne Energie; die Studien, um deretwillen er gekommen war, gab er nicht preis. Archivreisen nach Süddeutschland, Schweiz, Mailand förderten seine Kenntnisse, weiteten seinen Gesichtskreis, verschafften ihm die Achtung der Gelehrten, für welche er arbeitete. Er eroberte sich eine Position in Paris. 1855 öffnete ihm die École des chartes ihre Pforten, er durfte nun an Vorträgen und Übungen teilnehmen, trat in nähere Beziehungen zu den Professoren, verkehrte viel in offiziellen Kreisen.

Schon 1854 hatte ihm der Unterrichtsminister den Auftrag erteilt, die oberitalienischen Archive für die Beziehungen Franz Sforzas zu Frankreich zu durchforschen. In Mailand und Venedig trat er mit den dortigen Gelehrten aber auch mit den österreichischen Kreisen in Berührung. Auf Veranlassung Chmels, des Vizedirektors des H.-, H.- und Staatsarchivs, erschien die erste grössere Arbeit Sickels über die Erwerbung Mailands durch Franz Sforza 1855 im Archiv f. österr. Geschichte. Da er konstatierte, dass bedeutende Materialien zur französischen Geschichte des XV. Jahrh. sich in Wien befanden, erteilte ihm das französische Ministerium die ausgedehntere Mission Hofbibliothek und Staatsarchiv dafür auszubeuten. Im September 1855 begann er in unserer Stadt seine Tätigkeit. Auch hier ging es nicht ohne Schwierigkeiten ab, da von Preussen aus seine politische Haltung verdächtigt wurde. Flugs eilte er nach Berlin um sich zu rechtfertigen und hatte vollen Erfolg. Nach solchen Jugenderfahrungen begreift man, dass er zeitlebens den Kampf um sein Recht und seine Stellung im Grossen wie im Kleinen auf das nachdrücklichste führte.

Der fünfjährige Pariser Aufenthalt Sickels zeigt eine deutlich aufsteigende Linie. Der stattliche, lebhafte und rührige Mann mit den blitzenden Augen und dem unverkennbar norddeutschen Typus hat jene Sicherheit des Auftretens gewonnen, welche perfekte Kenntnis fremder Sprachen, vielfache Reisen, der von ihm stets eifrig gepflegte Verkehr mit den besten Kreisen und eine Fülle von Anknüpfungspunkten in Frankreich, Deutschland, Italien, verbunden mit dem Bewusstsein der eignen Leistungsfähigkeit verleihen konnten. Durch umfängliches Wissen und ernste Forschung hatte er sich in der gelehrten

Welt bereits vorteilhaft eingeführt. Aber die Stellung und wissenschaftliche Richtung, in welcher er dann sein ganzes Können entfaltete, konnte er selbst nicht ahnen. Zwei ganz unvorhergesehene Umstände wirkten da bestimmend: die Kündigung seiner wissenschaftlichen Mission aus nationalen Gründen und die Errichtung des Instituts für österreichische Geschichtsforschung.

Zu den Massregeln, durch welche die Regierung in einer grosszügigen, hohen Idealen zugänglichen Epoche die neuorganisierten Universitäten Österreichs auf das Niveau der deutschen Schwestern zu heben suchte, gehörte auch die Gründung des Instituts für österr. Geschichtsforschung 1854. Die Initiative entstammte durchaus dem Ministerium. Die Absicht ging auf die Belebung ernster Geschichtsforschung in Österreich, es sollte durch eine solche Einrichtung zu wissenschaftlichem Betrieb der vaterländischen Geschichte angeeifert, die Heranbildung tüchtiger Kräfte für Archive, Bibliotheken, Museen, insbesondere auch für die Hochschulen erzielt werden. Als Muster diente die École des chartes, die berühmte Pflanzstätte französischer Historiker, und zwar in Einrichtung wie in Lehrstoff, nur dass die neue Schule den heimischen Verhältnissen entsprechend der Universität der Hauptstadt angegliedert wurde. Wie in Paris so wurde auch hier für die methodische Ausbildung den historischen Hilfswissenschaften breiter Raum zugedacht.

Im Oktober 1855 eröffnete der zum Direktor bestellte Professor der österreichischen Geschichte, Albert Jäger, den ersten Lehrkursus. Trotz der eifrigsten Hingabe überwogen zunächst die Schwierigkeiten den Erfolg. Dass Jäger seinerseits das Institut in erster Linie als Vorschule für Erlangung von Hochschulprofessuren betrachtete, verstimmte die Kollegen, welche ihr Vorschlagsrecht und ihre Wirksamkeit beeinträchtigt sahen. Keiner fand sich bereit neben Jäger im Institut zu lehren. Vollends für historische Hilfswissenschaften gab es damals an keiner deutschen Hochschule eine Lehrkanzel. Dass Jäger sich bemühte mit seinen Zöglingen alte Handschriften und Urkunden zu lesen, konnte umso weniger Ersatz bieten, da er selbst nur Autodidakt war und nur die österreichischen Verhältnisse aus eigener Anschauung kannte. Das schöne, grosse Programm schien fast undurchfürbar.

Da bat das Institutsmitglied Ottokar Lorenz Sickel, dessen Bekanntschaft er im Archive gemacht hatte, um Unterweisung in der Paläographie. Jäger ersuchte, das Privatissimum allen Mitgliedern zugänglich zu machen und war vom Erfolg des Unterrrichtes so befriedigt, dass auf seinen Antrag das Ministerium am 19. Sept. 1856 diesen Mann von so bedeutenden Kenntnissen und so eminenter Lehr

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