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wöhnlich gebrauchten Siegel finden wir unterhalb der Füsse der Figur auf dem Schemel ein Ornament von geraden Kreuzen fortlaufend nebeneinander; auf dem Abdruck ein Gittermuster von überkreuz gelegten schiefen Stäben. Eine Mantelverzierung am Halse lässt sich auf keinem Originalsiegel sonst konstatieren, auf dem Abdruck ist deutlich eine Reihe von Perlenknöpfen zu sehen. Auf den Siegeln sind von der den Reichsapfel haltenden Hand der Daumen links und vier Finger rechts von der Kugel dargestellt. Auf dem Abdruck fehlt der Daumen, rechts sind nur zwei Finger sichtbar. Das Gesicht ist ziemlich verschieden. Auf den Siegeln treten Stirne, Nase, Mund und Kinn kräftig hervor. Auf dem Abruck ist alles so ziemlich in einer Fläche gehalten, wodurch eine Verbreiterung des ganzen Gesichtes eintritt; der energische, kräftige Zug geht dabei verloren. Das ist nicht etwa ein Fehler des Abdruckes, denn der Kronreif und das Gesicht sind so intakt, wie man es auf den Wachssiegeln nicht findet. Eine auffällige Verschiedenheit ist ferner folgende: Auf den Siegeln fällt der Mantel unterhalb der den Reichsapfel haltenden Hand in einer scharfen Falte herab, läuft eine Strecke ganz parallel mit den die Rücklehne bildenden Stäben und biegt dann auf der Sitzfläche nach links herüber. Auf dem Abdruck wird diese Falte einfach zu einem Stab der Rücklehne gemacht, ohne Fortsetzung auf dem Sitz.

Für die Erklärung aller dieser Unterschiede müssten wir doch einen zweiten um 10 mm kleineren und in Details verschiedenen Stempel annehmen.

Um aber die Parallele mit den drei Stempeln" von Karl IV. zu vervollständigen, hilft uns wieder die Melly'sche Sammlung aus. Dort befindet sich nämlich ein Gipsabdruck, der völlig identisch ist mit dem Abdruck Posses im germanischen Museum - nur um 10 mm grösser, also in der Grösse wieder identisch ist mit dem gewöhnlich von Heinrich VII. gebrauchten Thronsiegel (Fig. 14). Die Farbe des Gipses sowie die ganze Ausstattung des Abdruckes ist die gleiche wie bei dem vorhin besprochenen, auch vom gewöhnlichen abweichenden Siegelabdruck Karl IV. in der Melly'schen Sammlung. Auf der Rückseite finden wir wieder die aufgedrückte Gipsschrift folgenden Inhalts: Henri VII. emp. (au Lateran) Concède le droit de patronnage de l'église St. Michel à Luxembrg aux Benedictines de Marienthal le 12 jour des Calendes de Juin 1312. Arch: du Gouvt [Gouvernement] au .. (Luxemburg). Man sieht es ist das gleiche Datum, 21. Mai 1312, wie bei dem kleineren, sonst identischen Siegel, von dem Posse den Abdruck hat.

Man müsste also annehmen, dass an dem einen Tag 21. Mai und zwar an diesem allein, zwei Stempel, die, völlig identisch, nur um

10 mm differierend, gebraucht werden, sonst aber immer das gewöhnliche Siegel in Anwendung kommt. Das ist unmöglich. Erstens ist es ausgeschlossen, dass zu Beginn des 14. Jahrhunderts zwei völlig gleiche Stempel mit einem Grössenunterschied von 10 mm hergestellt werden konnten, zweitens höchst unwahrscheinlich überhaupt einen zweiten oder gar dritten Stempel mit Abweichungen vom gewöhnlichen Thronsiegel in einem Zeitpunkt anzunehmen, da Heinrich der VII. bereits in Rom wenige Tage vor der Kaiserkrönung stand.

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Die Notiz im Katalog Posses ist irreführend. Identische Siegelstempel, die nur in der Grösse verschieden sind, konnte man zu Beginn des 14. Jahrhunderts nicht herstellen; man macht es auch heute nicht. Aber identische Gipsabdrücke mit beliebigen Grössenunterschieden kann man heute ebenso gut wie vor fünfzig Jahren denn die Abdrücke datieren aus der Zeit Melly's fabrizieren. Das Verfahren findet auch der Laie leicht im Konversationslexikon von Brockhaus, Artikel: Abguss. Die Eigenschaft des Gipses gleichmässig zu schwinden, wenn man ihn nach dem Erstarren in starken Spiritus bringt, benutzt man um Abgüsse zu verkleinern. Man lässt einen ersten Abguss nach dem Erstarren 24 Stunden in Spiritus liegen, macht hiervon einen zweiten, dritten Abguss der jedesmal im Spiritus eine Verkleinerung erfährt bis man die gewünschte Grösse erzielt hat".

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Zur Erklärung aber für die in gleicher Grösse wie die Originalsiegel vorhandenen Gipsabdrücke, die in manchen Details von diesen abweichen, so dass man eigentlich einen zweiten Stempel bei Heinrich VII. und Karl IV. annehmen müsste, soll noch ein Siegel von König Sigmund herangezogen werden.

Heffner führt nach dem gewöhnlich gebrauchten königlichen. Thronsiegel Sigmunds ein Siegel an, das schon wegen seiner Legende die grössten Bedenken erregt: „Nr. 125. Nicht bei Römer. Fast gleich dem vorigen Nr. 124, aber kleiner, 100 mm gross und statt des einfachen Adlers auf dem oberen Schilde rechts hier ein Doppeladler. Umschrift in Minuskeln: Sigismundus dei gra Romanor. rex semp. augustus ac hungarie bohemie dalmacie croacie cumae bulgarie rex stirie carinthie carniole et luceburgens dm. Das Siegel hängt in ungefärbtem Wachs an Pergamentstreifen an einer Urkunde des kol Archivs zu Würzburg: Belehnung von Anastasia von Westerburg G. zu Nüremberg am Suntag nach Sandt Margarethentag. 1431."

Schon Lindner hat durch Nachforschungen an Ort und Stelle erwiesen, dass die Provenienzangabe Heffners einfach erfunden ist. Heffner stützt sich zweifellos wieder auf einen Gipsabdruck. Ein solcher findet sich auch in der Melly'schen Sammlung. Die ganze Ausstattung zwingt

uns wieder diesen Abdruck und die beiden vorhin genannten Gipsabdrücke auf die gleiche Provenienz zurückzuführen. (Fig. 15). Die aufgedrückte Gipsschrift auf der Rückseite ist hier ausführlicher und gibt einen bestimmten Anhaltspunkt: Nürnberg, lundi après Quasimodo 1) 1431. En qualité de vrai heritier du pays, Sigismond abolit l'accise dite hertpfennig et défend de prelever d'autre impot que celui payé d'ancienneté par chaque bourgeois savoir 4 gros de Luxemb. payables chaque an à la St. Remy. - le beau scel, qui n'existe plus qu'en débris détachés de la charte, a perdu son inscripon aux 7iers et 4drs mots près. N'ayantpu me procurer l'authentique, je ne garantis pas l'exactitude du surplus. Les 2 écus à gauche sont defaits. Arch. comales de Lux: H. Gomand. Juin 1849."

Gomand gibt also zu das Siegel ergänzt zu haben und zwar von der Legende die sieben ersten und vier letzten Wörter, das wäre also vom Legendenkreuz gerechnet: Sigismundus dei gra Romanor rex semp. augustus und carniole et luceburgen dux2). Ebenso die Wappen links. Dieses Eingeständnis wäre recht schön, wenn die Angaben auch wirklich wahr wären.

Wir wollen vorläufig von der Bilddarstellung absehen und nur die Legende des Melly'schen Gipsabdruckes mit der des sonst gebrauchten Königssiegels vergleichen.

Es ergibt, dass gerade die sieben ersten Worte übereinstimmen, die Gomand ergänzt haben will. Abweichend sind erst die folgenden Worte. Darunter sind besonders zwei Abweichungen bemerkenswert. Schon Aschbach 3) ist es aufgefallen, dass nach dem Tode König Wenzels) die Legende des Thronsiegels: Bohemie et Luceburgns heres nicht geändert wurde. Es ist hier zu betonen, dass dieses Siegel mit der unveränderten Legende die ganze Königszeit Sigmunds in Gebrauch war. Auf dem Abdruck nun wird Sigmund Hungarie Bohemie Dalmacie . . . . rex genannt. Man müsste also wieder zwei Stempel annehmen, einen mit Bohemie heres, der immer im Gebrauch war, einen mit Bohemie rex, der nur einmal und an einem Tag nur für eine Urkunde verwendet wurde. Aber die Legende hat noch eine Überraschung: Sigismund soll auch Stirie, Carinthie, Carniole et Luce

1) Das Datum 9. April 1431 stimmt nicht mit der Datumsangabe Heffners überein. Das spricht vielleicht dafür, dass Heffner gerade den Abdruck Mellys nicht gekannt hat. Die von Gomand genannte Urkunde bei Altmann Reg. Nr. 8441.

2) Heffner liest falsch: dm.

3) Aschbach: Geschichte Kaiser Sigismunds 4. Bd. S. 469.
4)† 16. August 1419.

burgen. dux gewesen sein. Tirol ist leider nicht angeführt, was noch einen Schein von Berechtigung gäbe.

Man muss wohl sagen: gerade diese Teile der Legende, die Gomand nicht ergänzt haben will, sind erfunden. Die Augabe, dass nur die sieben ersten und vier letzten Wörter ergänzt wurden, ist wohl nur eine Täuschung.

Sigmund, Karl IV. und Heinrich VII. haben selbstverständlich je nur ein königliches Thronsiegel besessen, die Meily'schen Gipsabdrücke sind Verfälschungen nach Originalsiegeln. Ebenso die mechanisch verkleinerten Gipsabdrücke nach den verfälschten Abdrücken von Heinrich VII. und Karl IV.

Die Fabrikation lässt sich nach der aufgedrückten Gipsschrift auf den drei grossen Siegeln und der äusseren Ausstattung, die völlig ahweicht von allen übrigen Gipsabdrücken in Melly's Sammlung, nach Luxemburg localisieren: H. Gomand 1849. Der Zweck dieser Verfälschungen ist ein zweifacher: man will möglichst schöne und möglichst verschiedene Siegel, wenigstens in Abdrücken besitzen. Auch Siegelabdrücke blieben in den fünfziger Jahren vor der Restaurierwut nicht verschont. Die drei Abdrücke sehen auch wirklich so aus, als ob sie eben aus dem Stempel gedrückt wären. Wie weit man in solchen Restaurierungen ging, zeigt vielleicht am deutlichsten der Gipsabdruck nach dem Siegel Sigismunds. Kaum ein Drittel ist genau identisch, zwei Drittel sind ergänzt1). An allen drei Abdrücken aber kann man schon auf den ersten Blick die Retouchen im Gesicht, das an den Originalsiegeln natürlich am leichtesten verletzt ist, erkennen und da vor allem an den Augen. Solche Augen mit schweren, halbgesenkten Augenlidern hat man im 14. wie im 15. Jahrh. nicht gekannt. Verzeichnis der Siegel der deutschen Herrscher vom Interregnum bis Kaiser Sigmund2).

Wilhelm von Holland:

1. königl. Thronsiegel. Heffner S. 16 Nr. 71 T. VI Nr. 56 d=90 mm. Stempel im Reichsarchiv im Haag: Fälschung.

2. Stempel eines dazugehörigen Rücksiegels mit der Darstellung des einköpfigen Adlers im Reichsarchiv im Haag. In der gleichen plumpen Art geschnitten wie der Thronsiegelstempel: Fälschung. Richard von Kornwallis:

1. königl. Thronsiegel. H. S. 16 Nr. 72 T. VII Nr. 57 d-93 mm. Man vergleiche die fotografische Reproduktion. Auf der Fotografie des Gipsabdruckes ist die Grenze zwischen dem ergänzten und echten Teil eingezeichnet.

2) Dieses Verzeichnis soll eine Ergänzung und Berichtigung der Heffnerschen Publikation bilden.

Mitteilungen XXIX.

42

Alfons von Kastilien:

1. königl. Thronsiegel. H. S.
Legende ist statt gratia -

Rudolf I. von Habsburg:

16 Nr. 73 T. VIII Nr. 58 in der gracia zu lesen,

1. königl. Thronsiegel. H. S. 17 Nr. 75 T. VII Nr. 60. Nachweislich allein im Gebrauch vom 24. Oktober 1273 bis 18. August 1274. d 93 mm.

-

2. königl. Thronsiegel. H. S. 17 Nr. 74 T. VII Nr. 59. Nachweis-
lich im Gebrauch ab 28. August 1274.

Thronsiegelstempel im Hofmuseum in Wien: Fälschung.
Thronsiegelstempel in der fürstl. Hohenzollernsammlung.
Sigmaringen: Fälschung.

3. königl. Goldbulle. H. S. 17 Nr. 74 T. V. Nr. 61 u. 62.
4. Rücksiegel: H. S. 17 Nr. 76 Legende richtig: † Sigillum secretum.
5. Rücksiegel (Löwe) ohne Legende an Urk. dat. Luzern 1285 Okt. 29.
Or. Basel.

Adolf von Nassau1):

1. königl. Thronsiegel. H. S. 17 Nr. 79 T. VII Nr. 63.

Albrecht 1.2):

1. königl. Thronsiegel. H. S. 18 Nr. 82 T. VIII Nr. 66 d=94 mm. 2. königl. Sekretsiegel3): d=32 mm. Legende: S. secretū Alb'ti Rom. reg. Darstellung: der einfache Adler mit ausgebreiteten Flügeln, frei im Siegelfelde. H. S. 18. ad Nr. 83.

3. Rücksiegel: in einem Dreieck sechs sternförmig zusammengestellte Rhomben. H. S. 18 Nr. 83 vgl. Sava: Die Siegel d. österr. Regenten S. 139, daselbst Abbildung Fig. 4.

Heinrich VII. von Luxemburg:

1. königl. Thronsiegel. H. S. 19 Nr. 85 T. X. Nr. 68.

königl. Thronsiegel mit Veränderungen im Detail in der Melly'schen. Sammlung: Verfälscht im Gipsabdruck nach dem eben ge

nannten S.

königl. Thronsiegel. H. S. 19 Nr. 86: Verkleinerter Abdruck nach
dem verfälschten Gipsabdruck in der Mellyschen Sammlung.

2. kaiserliches Thronsiegel: H. S. 19 Nr. 87 T. IX Nr. 69.
3. Rücksiegel des kaiserl. Thronsiegels d=39 mm. Adler. Legende:
iuste iudicate filii hominum.

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4. kaiserl. Goldbulle. d 50 mm. Avers Legende: † Henricus dei. gracia Romanorum imperator Throndarstellung. Revers: Rom schemat. Stadtdarstellung, Legende: † Roma caput mundi regit orbis frena rotundi.

1) In der Zeit zwischen Wahl und Krönung war noch das Grafensiegel Adolfs in ausschliesslicher Verwendung: in den Kreis eingepasster Dreieckschild, darauf der Löwe. Legende: Sigil. Adolfi comitis de Nassaue. Vgl. K. Rossel: D. Wappen von Wiesbaden.

2) Zwischen Wahl und Krönung wurde das Thronsiegel noch nicht gebraucht. Urk. dat. Frankfurt 1298 Juli 28: als rex electus verspricht Albrecht sub secreto nostro sigillo quo in hac nova creatione utimur - nach d. Krönung (24. August) eine Urk. mit Majestätssiegel darüber auszustellen.

3) Scheint sehr selten in Verwendung gekommen zu sein, zitiert von Sava S. 102 nach Gatterer: Elementa artis diplomaticae 1765 T. 9 Fig. 5. Jahr 1299 ohne Archivangabe.

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