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In dem Masse, als die Freundschaft und die Anerkennung des mächtigen Herzogs Klemens VII. erwünscht war, musste dieser sich beeilen, diese Petitionen zu erfüllen. Er schrieb dem Herzog deshalb am 6. Februar 1380: Tu autem, cui quantum cum Deo poterimus, complacere totis desideriis affectamus, in quibuscumque tuis beneplacitis ad nos fiducia indubitata recurras .1)“

Diese Bemerkungen genügen, um unser Schriftstück inhaltlich zu verstehen und datieren zu können. Da die Suppliken des Herzogs Leopold und alle anderen, welche gelegentlich der Deklarationsangelegenheit bei Klemens VII. eingereicht worden waren, in die päpstliche Kanzlei kamen, so wurden sie in der herkömmlichen Art und Weise erledigt. Unser Schriftstück ist sonach nichts anderes als ein Aktenstück der päpstlichen Kanzlei, das zur Vorverhandlung über diese Suppliken gehört, ein Rotulus, die Bittschrift, welche dem Papste vorgelegt wurde: sie beginnt: Beatissime pater. Da das erwähnte Schreiben Klemens' VII. vom 14. Februar 1380 an den Bischof von Strassburg und das Schreiben vom 3. Februar an den Bischof von Brixen als die Erledigung dieses Rotulus sich darstellen, folgt, dass derselbe vorher an der Kurie zu Avignon zusammengestellt worden war). Die Bittschrift ist allgemein gehalten, ohne Nennung eines singulären Supplikanten. Es ist aber nicht anzunehmen, dass aus allen Teilen Deutschlands vom gesamten Klerus Klagen über die überspannten finanziellen Forderungen der päpstlichen Kurie und dergleichen Petitionen an der Kurie von Avignon eingelaufen seien; denn ein grosser Teil Deutschlands war ja urbanistisch gesinnt. Da aber im Rotulus sofort die Privilegien, welche dem Klerus Deutschlands gewährt werden sollen, auf vier bestimmte spezifiziert sind, für die Erzbischöfe Provision von 20 Benefizien, für die Bischöfe Provision von 12, Erlass der Spolien für 10 Jahre und Erlass der Prokurationen für die päpstlichen Legaten und Nuntien; da ferner im folgenden bestimmte Erzbischöfe und Bischöfe Deutschlands, deren Hinneigung zu Klemens VII. uns bekannt ist, genannt sind, welchen die vier Privilegien verliehen werden sollen, ist offenbar zu sagen, dass diese genannten Bischöfe oder einer oder der andere von ihnen um diese Privilegien bei Klemens VII. nachgesucht haben. Klemens VII. soll Gnaden bewilligen, weil durch diese seine Freigebigkeit vielleicht auch die anderen Bischöfe Deutschlands gewonnen werden können.

1) Kurz, a. a. O., Beil. 38, S. 292.

2) H. Breslau, Handbuch der Urkundenlehre, I, Leipzig 1889, S. 680 ff.; P. Kehr, Bemerkungen zu den päpstlichen Supplikenregistern des i4. Jahrhunderts (Mitteilungen des Instituts, 8, 1887, S. 84 ff.).

Dem Bischof von Speier und Erzbischof von Mainz, Adolf von Nassau, gewährte Klemens VII. schon 1378 die Vollmacht, die Provision diverser Präbenden sich zu reservieren 1). Zwei der Petitionen, deren Gewährung im vorliegenden Rotulus vorgeschlagen wird, habe ich bereits erwähnt: nämlich die Supplik des Bischofs von Brixen und diejenige des Herzogs Leopold; die sachliche und bezüglich der letzteren auch wörtliche Übereinstimmung zwischen Supplik und Erledigung) ist in die Augen springend. Man vergleiche nur die Supplik des Herzogs aus dem Schreiben an den Bischof von Strassburg mit dem dritten Motivenbericht im Rotulus. Nach der Aufzählung der vier zu gewährenden Privilegien kommen nämlich in unserem Aktenstücke drei Motivenberichte, Begründungen, „Justifikationen“ der Privilegien, woraus wir ersehen, dass Klemens VII. zahlreiche Klagen (von Herzog Leopold III. oder aus dem Klerus selbst) über die pekuniäre Überladung der Kirchen und des Klerus durch die Geldforderungen der Kurie und der Bischöfe, über den Missbrauch der kirchlichen Strafmittel zum Zwecke der Eintreibung von Geldrückständen zugekommen seien. Daraus konnte Klemens entnehmen, dass, wenn er selbst und sein Legat mit dergleichen Forderungen in Deutschland hervorträte, er wenig Sympathien finden würde. Durch Versprechungen hingegen, in diesem Punkte Nachsicht zu üben, konnte er die Leute zu gewinnen hoffen.

Auf die Motivenberichte folgt als dritter Teil ein modus procedendi, ein Aktionsentwurf, der für das Verständnis des Rotulus von grosser Wichtigkeit ist. Es tritt darin in den Vordergrund die Person des Herzogs Leopold III. von Österreich. Er, der mächtige Herzog, der sosehr für die Sache Klemens' VII, sich erwärmte, dem Herzog Ludwig von Anjou einen , animus cesareus" 3) beilegte, wird als Mittelpunkt und als Spitze der klementistischen Propaganda in Deutschland gedacht. Alle Bischöfe, die genannt sind, waren innerhalb der Einflusssphäre des Herzogs, entweder als die Ordinarien in seinen Ländern oder in der Nähe derselben, der Erzbischof von Salzburg, Pilgrim I. von Puchheim 4), der Erzbischof von Mainz, Adolf von Nassau, der Bischof von Brixen, Friedrich von Erdingen, der Bischof von Augsburg, Eberhard von Kirchberg, der Bischof von Chur, Johann II. von Ekingen,

1) Valois, a. a. O., S. 277.

2) Siehe Kurz, a. a. O., I, Beil. 49, S. 295 ff.

3) Zit. Schreiben vom 28. Jänner 1380: . . . iuvandi Ecclesiam . . . ipse Dei filius aperuit tantam viam, quam ingredi confisus in Domino cæsareus vester animus ordinavit, prout ex ipsorum relatu percepimus legatorum [vestre Sereni tatis] (Kurz, Beil. 37, S. 290).

4) Schatz, a. a. O., S. 35-51; Steinherz, a. a. O., S. 90; Valois, S. 273 ff.

der Bischof von Basel, Johann de Vienne, der Bischof von Strassburg, Friedrich II. von Blankenheim. In Schwaben besass Herzog Leopold die Landvogtei. Das Aktionsprogramm war also folgendes. Klemens VII. schickt seine Nuntien mit den Bullen zu Herzog Leopold und bittet ihn, bei den genannten Bischöfen die Abhaltung von Synoden ihrer Diözesen zu veranlassen. Diese Synoden und Versammlungen des Klerus sollen den Zweck haben, die Schismafrage zu besprechen, die Informationen und Berichte des Herzogs anzuhören, die Gnaden und Privilegien Klemens' VII, in Empfang zu nehmen und diesen als den wahren Papst anzuerkennen. Die Leitung der Aktion wird dem Herzog Leopold übertragen. Der Herzog soll bewirken, dass Klemens' VII. Legat Wilhelm d' Aigrefeuille, der bis Metz vorgedrungen war 1), mit freiem Geleite auf den Synoden erscheinen könne. Es wird ausdrücklich betont, dass der Legat nicht kommen werde, um Geld einzusacken, sondern lediglich, um über die Papstwahl Informationen zu geben 2). Weiters soll Klemens VII. und auch das Kardinalskollegium an alle und jeden der genannten Bischöfe und das Land Schwaben Briefe mitgeben, die über das gewalttätige, intolerante Vorgehen der Reichsregierung bittere Klagen führen sollen, welche den Legaten und die Kreatur Urbans VI., den Kardinal Pileus di Prata, im Reiche aufnimmt, den alten Herrn aber, den Kardinal ohne Tadel, Wilhelm von Aigrefeuille, wie einen Verbrecher verfolgt und vogelfrei erklärt.

Die Supplik schliesst zusammenfassend mit der Mahnung, dass mit Gewalt nichts zu erreichen sei, dass deshalb alles, was einer Forderung oder einem Zwang gleich sehe, zu vermeiden sei. Man müsse vielmehr durch die bezeichneten Privilegien zu gewinnen suchen und dann würden die Beweise des Legaten auf guten Boden fallen und es wäre die beste Einführung des Legaten. So schliesst optimistisch unser Aktenstück, wie es schon die Natur der Supplik mit sich brachte.

Wie steht es aber mit der Ausführung dieses Aktionsentwurfes? Hat Klemens VII. diese Supplik genehmigt? Aus den Tatsachen, die uns bisher es ist zwar nicht viel bekannt geworden sind, müssen wir schliessen: Klemens VII. hat die Supplik genehmigt und sie wurde ihrem gauzen Inhalte nach exequiert.

1) St. Baluze, Vitae papar. Avenionensium, 1, col, 1010 f.; Valois, a. a. O., S. 285. 2). . . ad informandum dumtaxat, et ad hunc effectum, quod ipso audito, prout eciam auditus fuit Ravennas, clerus deliberare posset, quid fieri deberet circa presentem errorem (siehe unten). . . . quatenus intuitu veritatis et fidei catholice dictum legatum absque omni gravamine cleri Alamanie venire desiderantem audire vellent ad effectum predictum (Steinherz).

...

Der Kanonikus Heinrich Bayler von Konstanz geht im Februar 1380 als Nuntius zu Herzog Leopold 1). Die Supplik des Herzogs um Schutz seiner Rechtspflege wird in derselben Weise, wie er es wünschte, gewährt. Ich habe bereits erwähnt, dass Klemens VII. unterm 14. Februar 1380 ein diesbezügliches Mandat erlässt, und dass die wörtliche Übereinstimmung desselben mit dem betreffenden Passus des Rotulus eine willkommene Handhabe zur Erklärung der letzteren abgibt. Ich habe auch gesagt, dass Klemens VII. dem Bischof von Brixen unter dem 3. Februar ein Privileg gibt, das im Rotulus verlangt wird. Klemens VII. sandte ähnliche Mandate, wie an den Bischof von Strassburg, auch an die Bischöfe von Basel, Chur und Konstanz 2). Wir haben ferner ein Schreiben des Kardinalskollegiums an Herzog Leopold vom 20. Februar 1380 aus Avignon, worin sie alle unter Protest gegen die falschen Darstellungen und Verdrehungen der Tatsächlichkeit durch den Legaten Urban's VI., Pileus di Prata, für Klemens VII. Zeugnis ablegen 3).

Endlich ist es Tatsache, dass der Erzbischof von Salzburg auf Veranlassung des Herzogs Leopold') am 24. April 1380 eine Provinzialsynode ausschrieb, welche am Feste des hl. Apostels Jakob abgehalten wurde 5). Ein Hauptgegenstand dieser Synode, soviel ist sicher, war der Papststreit 6). Der Legat Klemens' VII. war wegen der Nachstellungen der Urbanisten noch nicht erschienen, aber er sandte zwei Boten mit einem Schreiben, das genau in demselben Ton sich hält, wie es im Rotulus angeraten war, d. h. keine Forderungen, sondern Bitten, keine hohe Sprache, sondern reine Darstellung des Sachverhaltes. und Angabe von Gründen?). Der Legat spricht darin auch die Hoffnung

1) Seine Kredenz ist vom 10. Febr. 1380 (Kurz, Beil. 39, S. 294); Schatz, a. a. O., S. 31, 45; Steinherz, a. a. O., S. 89; Valois, a. a. O., S. 287, 396. 2) Lichnowsky, Gesch. des Hauses Habsburg, 4, Wien 1839, Urkunden 1493-96; vgl. Valois, I, S. 288, Note 2.

3) Kurz, Beil. 41, S. 297 ff. Kardinal Jakob Orsini erscheint darin als bereits verstorben:,,uno eorum mortuo" (13. Aug. 1379).

4)... contra Lupoldum ducem Austriae ipso praesente in civitate Saltzeburgensi in concilio, quod ipse contra sanctam matrem Ecclesiae et Sanctitatem vestram celebrare nitebatur, prout et fuit (aus einer Prozessurkunde gegen den Propst Eberhard von Salzburg vom 23. April 1381, Steinherz, S. 85, Anm. 1.

5) Contin. monach. S. Petri, MGS, IX, S. 839, ad ann. 1380; Steinherz, S. 87, 93.

6) Dieselbe Prozessurkunde.

7)... rogamus vos et obsecramus in domino Jesu ac obtestamur. . . ut adhaereatis et firmiter credatis et ad idem vestros subditos ac alios quoslibet vobis caritate coniunctos dictis nostris attestationibus et scripturae, quoniam veritate

aus, bald selbst kommen zu können und dann wolle er ihnen die Wahrheit demonstrieren". Endlich ist es eine Tatsache, dass der Legat Klemens' VII., Kardinal Wilhelm d'Aigrefeuille, in den Gebieten des Herzogs Leopold bis Freiburg im Breisgau vordrang 1).

Supplik Herzog Leopolds III. von Österreich und klementistischer Bischöfe Deutschlands (1379 80) an den Gegenpapst Klemens VII.

Beatissime pater. Notorium est et verum, quod non solum prelati, verum eciam totus clerus Alamanie adhuc tempore unitatis querebatur se gravari et opprimi a Romana ecclesia in sub scriptis, et rebelles fuerunt, et se erigebant, quantum poterant contra eandem, nunc clamando et invocando principes et dominos temporales, ut ipsis de remedio providerent, quandoque eciam appellando ad futurum papam; unde crederem, quod sublatis eisdem pretensis gravaminibus per privilegia totus clerus earundem parcium de facili reduci posset ad veritatem et ad obedienciam domini Clementis.

Primo quod concederetur archiepiscopis illarum parcium quod auctoritate apostolica cum prerogativa quod generi per speciem non derogetur, quilibet de XXti beneficiis vacantibus vel vacaturis, eciam si dignitates, personatus vel officia in cathedralibusa) ecclesiis vel extra, eciam elective, et cum cura fuerint, spectantibus ad collacionem, presentacionem eciam cuiuslibet predictorum, personis eciam beneficiatis quilibet posset providere ut in formab).

Item qued de XIIcim personis consimilis indulgencia concederetur cuilibet episcopo parcium illarum et aliis notabilibus prelatis parcium earundem. Item concederetur eisdem quod per decenium camera apostolica nomine spoliorum ab ecclesiis vacaturis in illis partibus nichil vellet exigere.

Item quod eximerentur a solucione procuracionum legatorum et nunciorum sedis apostolice et subd[ito]rum2) apostolicorum et ordinariorum3).

Posset autem hec materia privilegii sic iustificari.

Narra[to] in litteris privilegii ad noticiam domini nostri pervenisse, quod clerus Alamanie tum [prop]ter principum et dominorum temporalium dissensiones continuas, tum propter subsidia Bartholomei sub titulo) Urbani pape et eius pretensorum legatorum procuraciones indictas et indicta, et

infallibili et clarissima fulciuntur, prout cum ad vos venerimus (quod erit satis cito duce Deo) vobis curabimus demonstrare (Steinherz, zit. Beiträge, Beil. 1, S. 105).

1) Baluze, a. a. O., I., col. 1011.

a) cadedralibus ms.

b) ut in forma add ab alia manu.

2) Es geht über das ganze erste Blatt ein Strich von Feuchte; die dadurch verletzten Stellen der Schrift sind von mir ersetzt in Klammern eingeschlossen. 3) Ordinariorum ist im Ms. unterstrichen, wie im folgenden die Überschriften der einzelnen Abschnitte und einige Worte im Texte.

e) titulo] viculo ms? vinculo?

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