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sichtigung des Wilhelm von England" hat OTTO BORRMANN zum Gegenstand seiner Marburger Dissertation 17) gemacht. Er verfolgt darin die Entwicklung des Reimpaares in den Crestien von Troyes zugeschriebenen Romanen Erec, Cliges, Lancelot, Yvain, Guillaume d'Angleterre. Vom Perceval wurden indessen nur die von P. Meyer und K. Bartsch ihren Chrestomathien einverleibten Stücke benutzt, die Potvinsche Ausgabe, weil nur den Text einer Hs. wiedergebend, aber beiseite gelassen. Die allmähliche Verwendung der schwachen und starken Reimbrechung und der Zerstückelung des einzelnen Verses in 2-4 Teile, die Verteilung von Erzählung und direkter Rede, von Rede und Gegenrede auf die Reimpaare u. s. w., die chronologische Entwicklung dieser Technik bei Crestien, und erneute Bedenken gegen die Annahme, dass Guillaume d'Angleterre ein Werk Crestiens von Troye sei, das sind die hauptsächlichsten Punkte, welche der Verfasser erörtert hat. Bemerken will ich, dass W. Foerster im LBIGRPh. 1908 B. gegenüber seine Ansicht, dass G. d'A. als ein echtes Werk des Champagner Dichters zu betrachten sei, aufrecht erhält. In den PMLA. XXII S. 371--420 gibt L. STRONG eine, History and relations of the tail-rhyme strophe in Latin, French, and English." - E. L. KASTNER lenkt in ZFSL. XXVIII1 S. 288-297 die Aufmerksamkeit auf,,a neglected French poetic form". Es handelt sich um die bekannte Kettenstrophe: aab bbc ccd u. s. w. und deren Abarten. K. bringt eine Anzahl neuer Belege für die Verwendung dieser Formen in der französischen Dichtung vom 13. bis 16. Jahrhundert bei. V. DE BARTHOLOMAEIS handelt in den AM. 1907 S. 449 464,,Du rôle et des origines de la tornade", J. BÉDIER in der RDM. vom 15. I. 1906 über „Les plus anciennes danses françaises". ,,Die festen Strophengebilde und einige metrische Künsteleien des Mystère de Sainte Barbe" hat M. BRANDENBURG in seiner Greifswalder Dissertation 18) zusammengetragen und ihr weiteres Vorkommen und ihre verwandten Formen in anderen Mysterien nachgewiesen. Seine Arbeit erschien ziemlich gleichzeitig mit der oben erwähnten Chatelains über die französische Verskunst des 15. Jahrhs. und bringt, da sie sich im wesentlichen auf die festen strophischen Gebilde in den Mysterien beschränkt, hierfür wertvolle Ergänzungen zu ihr. Interessant ist namentlich die Konstatierung der zahlreichen Spielarten an Rondel- und Balladenformen, in dem von Ch, unberücksichtigten handschriftlichen Myster von der heiligen Barbara. B. hat zu jeder dieser Spielarten aus diesem Stücke ein geeignetes Musterbeispiel mitgeteilt. Ich vermag zu den von ihm nachgewiesenen Kettenrondels jetzt noch eine weitere Abart anzuführen und zwar aus dem Myster von S. Clement, mit dem sich augenblicklich einer meiner Schüler beschäftigt. Am Schlusse dieses sonst an strophischen Gebilden sehr armen Textes finden sich fünf Triolets derart verkettet, dass die zweite Refrainzeile des früheren stets die erste des folgenden wird. Zugleich sind die beiden Nachbildungen der ersten Refrainzeile in allen fünf Triolets identisch. Die Kette zeigt also die Form A112A1Ab A'B' B'C' B2 B'B2e B'C1 | C1D1 u. s. w. Nur die drei ersten Triolets sind in der Hs. vollständig erhalten und in der sehr seltenen und schlechten Ausgabe

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17) Erlangen 1908 So 48 S. (auch in RF. XXV). 18) Greifswald 1907 8o 100 S.

Abels (Metz 1861) ist auch ihre Form nicht kenntlich gemacht, daher auch von Chatelain Vers fr. au XVe s. S. 201 nicht genau angegeben. Der provenzalischen Verslehre zugute kommt C APPELS Beitrag zu den Mélanges Chabaneau RF. XXIII S. 197-204: „Zur Metrik der Santa Fides". Appel macht darin zunächst auf einen oder eigentlich zwei archaische Züge in den Reimen dieses Ro. XXXI abgedruckten wichtigen Textes aufmerksam: 1. auf die Trennung der Reimausgänge -enn, -end von -ent, aus welcher sich für die Santa Fides der lautliche Unterschied zwischen Gerundium und Partizipium praes. ergibt, welcher schon im Boethius aufgegeben ist, hier aber auch durch die Tir. 38 auf -an weiterhin bezeugt wird, übrigens auch noch heute in einigen Gegenden weiter besteht, 2. auf die Trennung von -ons und -os, welche ergibt, dass das beweglichen in der Mundart der S. F. noch nicht wie im Boethius und sonst spurlos geschwunden war, aber ebensowenig, wie andere Tiraden beweisen, mit festem n zusammenfiel. Trotz der grossen Zahl unstreitig auf der vierten Silbe betonter Verse auch dieses Textes ist Appel dann mit Tobler geneigt, die konstitutive Bedeutung jenes Akzentes für den Achtsilbuer ältester Zeit zu leugnen. Die wesentliche Abnahme ähnlich gebauter Verse im Löwenritter oder in der Flamenca soll sich nach ihm nicht sowohl aus einer Änderung metrischer Grundsätze, sondern aus der grösseren Geschmeidigkeit der Sprache in der späteren Dichtung erklären. Demgegenüber hat aber doch Spenz nachgewiesen, wie gerade der Zwang an vierter Stelle eine akzentuierte oder wortschliessende Silbe zu verwenden, die ungeschickten Dichter der Passion und des Leodegar zu ganz unnatürlichen Wortstellungen nötigte. Die weiteren Bemerkungen beschäftigen sich mit der Tatsache, dass sämtliche 55 Tiraden der S. F. eine ungerade Verszahl haben, und mit der möglicherweise daraus sich ergebenden Schlussfolgerung auf den musikalischen Vortrag des Gedichtes. Ein junger inzwischen verstorbener deutscher Gelehrter JOHN SCHMITT hat in den SME. I 4,,la metrica di Fra Jacopone" untersucht. Trotz aller Anerkennung seiner scharfsinnigen Kombinationen vermag ich gleichwohl seine Anschauungen nicht zu teilen. Nach Schm. soll der heutige italienische Endecasillabo aus drei ursprünglich verschiedenen mittellateinischen Versarten entstanden sein, welche sich noch deutlich in den due tipi principali d'endecassillabi e uno di dodecasillabi der cantici Jacopone's erkennen liessen. Schon das gänzliche Fehlen von Endecasillabi mit betonter fünfter Silbe in der späteren italienischen Dichtung, welche sich aus dem dodecasilabo bei Jacopone entwickelt hätten, widerspricht einer derartigen Auffassung. In dem Wirrsal der Verse Jacopones sich zurecht zu finden, wird wohl überdies erst gelingen, wenn ein zuverlässiger Text seiner Lieder vorliegt. Dieselben Bedenken hege ich gegenüber den Resultaten einer kurz vorher erschienenen zweiten Abhandlung DESSELBEN Verfassers in den Rendiconti della R. Academia dei Lincei B. XIV fasc. 5 vom 21. V. 1905: „Sul verso de arte mayor". Sie wendet sich gegen einen Aufsatz Morel Fatios in Ro. XXIII S. 209ff. und glaubt l'origine molteplice e quindi il vero carattere del verso de „arte mayor" nachweisen zu können. Auch F. HANSSEN beschäftigt sich in den Anales de la universidad de Chile 1906 mit „el arte mayor de Juan de Mena", kannte aber den Aufsatz Schmitts noch nicht,

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sondern setzt sich vielmehr hauptsächlich mit Baist wegen dessen Äusserung im JB. VI1381 auseinander. Nicht zugänglich ist mir eine Monographie von J. D. FITZ-GERALD Versification of the cuaderna via as found in Berceo's Vida de santo Domingo de Silos 19). F. HANSSENS Abhandlung „,Sobre el metro del poema de Fernan González 20) konstatiert, wie vordem in den Vier-Zeilen von López de Agala auch in denen des poema de Fernan González und in anderen Gedichten unter den Alexandrinerhalbzeilen zahlreiche Octonarios. Anhangsweise ergänzt H. seine Notas a la Prosodia Castellana hinsichtlich des Gebrauches der Verschleifung in den Gedichten des Arciprete de Hita.

J. SAROÏHANDY tritt in den Mélanges de Philologie offerts à F. Brunot (Paris 1904) S. 311-322 für die „,Origine française du vers des romances espagnoles" ein. Wie mir scheint, wird er mit dieser Ansicht kein Glück haben. Den grundsätzlich verschiedenen Rhythmus des spanischen Romanzenverses von dem des französischen 10-Silbners durch die Annahme des Schwundes einer Auftaktsilbe beseitigen zu wollen, halte ich für vollkommen ausgeschlossen. Im Anschluss an Sarans Rhythmus des französischen Verses hat Dr. ALEXANDRU BOGDAN, dessen Metrik Eminescus im letzten Jahresbericht erwähnt wurde, in den Annalen der Academia Româna Serie II t. XXVIII eine „Ritmica cântecelor de Copie "21) aufgestellt, welche er als contribuiri la rithmica româneasca bezeichnet. Eine,,Étude comparée de la versification française et de la versification anglaise. L'Alexandrin et le blank verse" bildet den Gegenstand von TH. B. RUDMOSE-BROWNS Dissertation 22). Ausgehend insbesondere von den rhythmischen Anschauungen Wulff's und Sarans stellt R.-B. darin eine théorie générale auf, deren wesentlichsten Teil folgende beide Sätze enthalten: L'élément psychique et l'élément métrique dans le vers sont tous deux absolument inviolables. La mesure du temps est la seule base possible du mètre. Die Theorie vom Akzent und seinen Beziehungen zur Quantität im Wulff'schen Sinne hat den Verfasser genötigt, die scansion par syllabes durch une méthode de scansion par groupes métriques de syllabes zu ersetzen. Er glaubt dadurch imstande zu sein, was speziell die französische Verslehre anlangt, la différence entre l'alexandrin" et le „rers libre" darzutun, die wahre Natur der Zäsur und Schlusspause zu bestimmen und à l'aide d'une distinction tout à fait nouvelle entre les rejets et les enjambements réels et faux den Wert der den verschiedenen Dichterschulen des 19. Jahrhs. zu verdankenden Reformen festzustellen. Mir will allerdings die ganze Theorie des Verfassers noch sehr nebelhaft erscheinen und wird abzuwarten sein, wie sich die speziellen Rhythmiker dazu stellen werden. Nicht unterlassen will ich schliesslich hier auch auf F. SARANS „Deutsche Verslehre 23) hinzuweisen, da er darin vielfach auch auf den französischen Vers zu sprechen kommt und dieselben rhythmischen Anschauungen vertritt, wie in seinem Buche über den „Rhythmus des französischen Verses“. Greifswald. E. Stengel.

19) Chartres 1905 8" XIII u. 112 S. 20) Santiago de Chile 1904 8° 34 S. 21) Bucarești, Carol Göbl 1906 4° 98 S. 22) Grenoble 1905 8" VIII 216 S. 23) München, O. Beck 1907 8o XV u. 355 S. Pr. geb. 8 Mk. (aus T. III d. Handbuchs des deutschen Unterrichts).

II.

Zweiter Teil.
Teil. Literaturwissenschaft.

Literaturwissenschaft und Poetik.

1905.

Für den Literaturunterricht sowie das Selbststudium sind folgende Sammlungen mit Veröffentlichungen vertreten:

1. Les Genres littéraires mit den Bändchen la Fable und

l'Histoire, bearbeitet von LEON LEVRAULT 1).

2. Cours de Littérature mit den Abteilungen l'Eloquence und la Critique, herausgegeben von FÉLIX HÉMON, Inspecteur général de l'instruction publique 2).

3. La Composition française, les genres, mit den Bändchen le Dialogue, la Lettre et le Discours, la Dissertation littéraire und la Dissertation morale, bearbeitet von M. ROUSTAN3).

Die beiden ersten Sammlungen bringen in übersichtlicher Form eine kurzgefasste, nur die wichtigsten Punkte berührende Geschichte der betreffenden Literaturgattung, während die dritte Sammlung die praktische Aufsatzlehre zum Gegenstande hat. Recht gut vor den andern ist die Darstellung der Kritik im 19. Jahrhundert, die Hémon in dem Bändchen la Critique gibt. Die Leitfäden sind zur Einführung für den Anfänger gut geeignet, besonders da sie auch mit zahlreichen Literaturangaben versehen sind. Näher auf sie einzugehen, erscheint nicht angebracht.

Eine Schrift von HÉBERTOT über das Sonnet) war mir nicht zugänglich.

Ein umfangreicheres Handbuch der Poetik, das den Titel trägt A Handbook of literary criticism) ist in Amerika erschienen. Verfasser ist WILLIAM HENRY SHERAN.

1) Paris, Paul Delaplane. La Fable (Evolution du genre) 151 S. l'Histoire (Ev. du genre) 156 S. 2) Paris, Ch. Delagrave, t XXVIII P'Eloquence 108 S., t. XXXI la Critique. 3) Paris, P. Delaplane, t. III le Dialogue 144 S., t. IV la Lettre et le Discours 143 S, t. V la Dissertation littéraire 144 S., t. VI la Dissertation morale 160 S. 4) Paris, Bibliothèque indépendante d'Edition. 5) Hinds, Noble & Eldredge, Publishers New York VI + 578 S.

Vollmöller, Rom. Jahresbericht IX.

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Von der Brauchbarkeit dieser Poetik, die für englische Studenten in höheren Schulen und Colleges bestimmt ist, sowie für Bibliotheken und das allgemeine Publikum, mögen einige Proben Zeugnis ablegen.

S. 108 wird von den Gattungen der Literatur gehandelt. Da heisst es: Literary art occupies two distinct fields the field of verse and the field of prose. In the field of verse there are three principal subdivisions the drama, the epic, the lyric. In the field of prose there are more subdivisions, six of which deserve attention: the letter, the essay, the sermon or oration, history, biography, fiction. These are called prose-forms; taken together they divide and cover the prose department of literary art.“ Über die Stellung der Lyrik innerhalb der Gattungen wird orakelt: „The lyric occupies the third, or lowest place, among standard verse-forms. It is preceded by the drama and the epic, and like the letter in prose, is lowest on the scale, so far as value and importance are concerned." Nach der Darstellung der einzelnen Gattungen finden sich stets kurze biographische und kritische Angaben über einige bedeutende Vertreter der betreffenden Gattungen, Bemerkungen, die vom Verfasser dieser Poetik und von einer Reihe von Kritikern stammen. Als Vertreter des Dramas marschieren auf: Aeschylus, Sophocles, Euripides, Aristophanes, Plautus, Terenz, Goethe, Ibsen, Südermann (sic!), Molière, Shakespeare und Other Dramatists. Von Goethe heisst es u. a.: Among the Germans, G. ranks first as a poet and dramatist. His father, a man of means, bore the title of Imperial Councillor. G. graduated in Law from the University of Strasburg, but gave up the legal profession for literary pursuits. He held many positions of honor under the government; his travels were confined to Italy . . . The best known dramas of Goethe are The Accomplices", "Stella" and "Faust", the last play winning him international fame. Von Südermann wird gelehrt: By common consent he is regarded as one of the worlds greatest dramatists, promising to excel even his own gifted country man, the creator of Faust. Schiller wird bei den Lyrikern untergebracht: „,He became a famous German lyric poet, dramatist and historian, publishing in all seventeen volumes. He divides honors with Goethe in the department of the drama, but is superior to every other German poet in the sweetnees and tenderness of his lyrics." Von Heine heisst es köstlich: „He began to write lyric poems in 1822 and continued to do so until his death."

Der Verfasser ist sich gänzlich im Unklaren über den Begriff der Poetik und über die Aufgaben der literarischen Kritik, und so bleibt er denn auch in einem öden, nichtssagenden, lächerlichen Schematismus stecken. Diese Poetik zeigt so recht deutlich, zu welchen Unsinnigkeiten eine pedantische Einteilung der Literatur in Gattungen führen kann.

Auf das Verhängnisvolle dieser Einteilung auch für die Methode der literargeschichtlichen Darstellung macht ALBERT SCHINZ in einem Artikel, La Superstition du genre littéraire") aufmerksam. Diese Methode mische unter dem Zwang einer rein äusserlichen, formalen Unterscheidung die dem Inhalte nach heterogensten Elemente. Sie studiere

6) MF. 15. XI. 1905.

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