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Schriftstellers." Es sei gestattet, die viel geschmähte Chrestomathie als ein wichtiges Bildungsmittel namentlich für die Oberklassen in Schutz zu nehmen. Den mannigfachen Vorteilen eines solchen Buches für den Unterricht muss doch wieder einmal das Wort geredet werden. Mit Hilfe des Lesebuches lässt sich der Überblick über den Entwicklungsgang der französischen Literatur viel leichter geben, lassen sich deutsches, französisches und englisches Schrifttum bequem miteinander in Verbindung setzen. Eine gewisse entschieden notwendige Konzentration des Unterrichts wird so eher möglich. Wie alle die neuen Vorschriften, so atmen besonders die allgemeinen Bemerkungen in § 17 den Geist eines gemässigten Fortschritts. Auf dieser mittleren Linie scheint sich überhaupt der Betrieb des Französischen an den höheren Lehranstalten Sachsens zu bewegen, seitdem die erste Flutwelle der Reform wieder zurückgegangen ist.

Im ganzen noch pädagogisch mehr ausgearbeitet trat die neue Lehrund Prüfungsordnung für die Realschulen ans Tageslicht. Dem Französischen sollen in VI 5, in V 6, in IV 6, in III 6, in II und I je 4 Stunden wöchentlich zugemessen sein, also insgesamt 29 Stunden gegenüber den früheren 28 (V 6, IV 6, III 6, II 5, I 5). Beim Lehrziel wird wiederum als neue Vorschrift gute Aussprache und fliessendes Lesen verlangt, dagegen soll an Stelle der Bestimmung: Die Schüler müssen mit der Grammatik gut bekannt sein" die folgende Geltung haben: „Vertrautheit mit den Hauptregeln der Grammatik". Durchaus auf dem Standpunkt modernen Betriebs steht die Forderung der Geübtheit im Auffassen von Gesprochenem und einiger Fertigkeit im selbständigen mündlichen Gebrauch der Sprache, ebenso wie der Hinweis auf die Lektüre als Mittelpunkt des Unterrichts. Die im Jahre 1884 für I geforderten biographischen Mitteilungen über die Klassiker bleiben im allgemeinen bestehen, dagegen soll der Lehrer auf der oberen Stufe auch bedacht sein, das in früheren Klassen über Frankreich, französische Geschichte und Verhältnisse vereinzelt Gelernte ergänzend zu wiederholen und unter gewissen Gesichtspunkten zusammenzufassen". Dem besonderen Zwecke des französischen Unterrichts der Realschule wird zweifellos mit diesen Bestimmungen mehr gedient als mit den alten.

Von dem Gesetz über die Oberrealschulen, das am 8. April 1908 erlassen wurde, wird erst im folgenden Bericht gehandelt werden. Indem grundsätzlich eine Gleichwertigkeit der drei neunklassigen Schulgattungen auch in Sachsen anerkannt ist, erwächst den realistischen Anstalten die Pflicht, ihres idealen Bildungszweckes immer zu gedenken. Ein im Sinne der neuen Lehrpläne erteilter französischer Unterricht dürfte wesentlich zur Erfüllung dieser Aufgabe beitragen.

Dresden, im Januar 1909.

Karl Reuschel.

4. Württemberg. 1905 von Fr. Schwend s. Bd. VIII, iv 35 ff. 1)

5. Baden. Die Anzahl der dem französischen Unterricht zugewiesenen Lehrstunden ist in den letzten Jahren unverändert geblieben. Inbezug anf die Lehrbücher ist eine grössere Vereinheitlichung erfolgt. Im all1) Im Kolumnentitel jenes Berichts ist 1904 zu bessern: 1895-1907.

gemeinen wird an den Gymnasien Plötz-Kares, Ausg. A, hin und wieder auch Plattner und Ciala gebraucht; an den Realanstalten ist neben dem immer noch sehr verbreiteten Rossmann-Schmidt vielfach jetzt von unten herauf Plötz-Kares, Ausg. B und C in Gebrauch, vereinzelt Kühn-Dichl und Waitzenböck, auch Metzger-Ganzmann.

Die Lektüre scheint sich mehr von den bloss Anschauungsstoff und Realien bietenden Büchern abzuwenden, wenigstens auf der Oberstufe, wo meist ernsthaftere geschichtliche, gelegentlich auch philosophische Schriftsteller behandelt werden. Demnach bricht sich die Anschauung mehr und mehr Bahn, dass der Unterricht in den modernen Fremdsprachen nicht einseitig auf praktische Sprachfertigkeit und Kenntnis der Realien abzielen soll, sondern dass er, vor allem in den Vollanstalten, in tieferer und eingehenderer Weise in die Geisteswelt des Auslandes einzuführen und somit auch einen der klassischen Lektüre der Gymnasien äquivalenten Inhalt der Jugend zu vermitteln hat.

Mancherlei Äusserungen der fachmännischen Presse sowie Referate für eine jüngst abgehaltene Direktorenkonferenz deuten darauf hin, dass sich eine gewisse Verschiebung inbezug auf die Wertschätzung des Französischen gegenüber dem Englischen vorbereitet, entweder nach der Richtung einer Erhöhung der Unterrichtsstunden für das Englische unter entsprechender Verminderung der französischen Lehrstunden, oder in der noch weiter gehenden Forderung, das Englische als erste Fremdsprache an Stelle des Französischen zu setzen. Auch eine Art Fakultation wurde in Erwägung gezogen in der Weise, dass in den drei oberen Klassen nur eine der beiden neueren Sprachen in vollem Umfange weitergeführt, die andere

je nach Wahl der Schüler mit einer kleineren Stundenanzahl abgeschlossen werde. Greifbare Gestalt haben diese Anschauungen bis jetzt nicht gewonnen; aber es ist nicht ausgeschlossen, dass bei einer Revision des Lehrplans der Reform- und der Oberrealschulen diese Stimmen Berücksichtigung finden, insbesondere wenn man dem Wunsche einer allgemeinen Verringerung der Pflichtstunden an den in dieser Richtung etwas reichlich bedachten neunklassigen Realanstalten gerecht werden will.

Vorläufig ist die Zahl der Französisch lernenden Schüler noch in starkem Wachsen begriffen, teils infolge des andauernden Anschwellens der Realschulen, teils wegen der Umgestaltung einiger bisher gymnasialer Anstalten zu Reformschulen.

Mannheim.

H. Rose.

6. Hessen. Auf dem Gebiete des französischen Unterrichts sind in den Jahren 1902-1907 wesentliche Änderungen nicht eingetreten. Mit ganz wenig Ausnahmen liegt an allen Anstalten der Unterricht in den Händen von Fachmännern, die der vermittelnden Methode huldigen. Darauf weist auch der Gebrauch der Lehrbücher hin. Soweit die Jahresberichte Angaben enthalten, ersehen wir, dass mit Ausnahme von 4 Schulen an sämtlichen hessischen Anstalten Gymnasien, Realgymnasien, Oberrealschulen, Realschulen und höheren Bürgerschulen -Ploetz-Kares eingeführt ist. In dem Realgymnasium und der Oberrealschule zu Mainz wird Boerners Lehrbuch der französischen Sprache

gebraucht, in Alsfeld Ulbrich, und am Gymnasium Worms finden wir noch aus früherer Zeit Baumgartens Grammatik der französischen Sprache.

Zur Lektüre auf der Mittelstufe wird in 4 Schulen Lüdeckings französisches Lesebuch benutzt, in 2 Ploetz, Lectures choisies und in einer Dickmann-Heuschen, Französisches Lesebuch. Gewöhnlich wird in Unter- oder Obertertia gleich mit einem Schriftsteller begonnen. Am meisten vertreten ist Bruno, Le Tour de la France, dann Biographics historiques in verschiedenen Ausgaben. In Untersekunda erfreut sich der grössten Beliebtheit Erckmann-Chatrian, weniger Raum nehmen ein Choix de Nouvelles modernes, Boissonnas, Une Famille pendant la Guerre 1870/71, Souvestre, Daudets Le Petit Chose, sowie Ségur und Thiers; andere treten nur 1-3mal auf.

In Obersekunda finden wir von Historikern Duruy, Voltaire (Siècle de Louis XIV), Mignet, Hérisson und Barrau, von erzählender Literatur Daudets Lettres de mon Moulin und Tartarin de Tarascon, Coppée, daneben noch Lotis Pêcheur d'Islande. Von den Dramatikern der klassischen Zeit überwiegt in dieser Klasse und in Prima Corneille mit seinem Cid. Von neueren Lustspielen erscheint Sandeaus Mademoiselle de la Seiglière an 12 Anstalten, selten Scribe und Pailleron. Von Molières Lustspielen wird L'Avare am meisten gelesen, dann kommen, nach der Häufigkeit geordnet, Les Femmes savantes, Le Misanthrope, Le Bourgeois Gentilhomme, Le Malade imaginaire und Les Précieuses ridicules; daneben in Prima ausser den bei Obersekunda genannten Historikern am häufigsten Lanfrey, Taine und Guizot. Vereinzelt ist Tenderings La France littéraire im Gebrauch.

Im grossen und ganzen kann die Wahl als glücklich bezeichnet werden, und wir glauben, dass mit der Zeit sich ebenso wie bei den alten Sprachen ein Kanon ausbilden wird. Missgriffe wie Lamartines Voyage en Orient, Florians Don Quichotte de la Manche oder Voltaires Histoire de Charles XII habe ich nur an 2 höheren Bürgerschulen festgestellt. Von Gedichtsammlungen wird am meisten jetzt Engwers Choix de Poésies françaises benutzt, daneben noch GroppHausknechts Auswahl französischer Gedichte.

Zur Unterstützung der Konversation werden an vielen Anstalten Krons französische Sprechübungen verwendet, an 4 Anstalten sein Petit Parisien; einmal treffen wir Lagarde, La Clef de la Conversation française, einmal Lagarde, A travers la Vie pratique und einmal Stier, Causeries françaises.

Die Rezitationen und Vorträge des Lektors GOETSCHY, die von Lehrern und Schülern oberer Klassen besucht wurden, sind leider mit seiner Rückkehr nach Frankreich in Wegfall gekommen.

Durchgängig ist bei den Lehrern das Streben zu bemerken, durch Aufenthalt im Ausland Sprechfertigkeit sich zu erwerben. Für Reisestipendien waren früher 4000 Mk. festgesetzt. Jetzt sind 10000 Mk. bewilligt für Reisestipendien an Lehrer, insbesondere für solche der neueren Sprachen, sowie zur Deckung der Kosten der naturwissenschaftlichen und archäologischen Fortbildungskurse für akademisch gebildete Lehrer. Durch diese Zusammenlegung mehrerer Etatspositionen werden die Neu

philologen in der Folge gegen früher auf keinen Fall schlechter wegkommen.

Oppenheim, Mai 1908.

Karl Dorfeld.

7. Österreich. 1905 von J. Ellinger s. Bd. VIII, 11 43 ff.

2. Lehrweise.

a) Lehrmittel für den Selbstunterricht
b) Über den auf Abbildungen gegründeten An-

schauungsunterricht

1905 von

R. Kron

c) Über die Bestrebungen, das Französische aufs. Bd. VIII, Grund der inneren Anschauung zu lehren

II 45 ff.

3. Hilfsmittel für den französischen Unterricht.

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a) Französische Schulgrammatiken und Übungsbücher. 1905. A. Allgemeines. Unter dem Titel: Die Umformungen im fremdsprachlichen Unterricht" behandelt A. OHLERT1) ein Kapitel, das für die Hinübersetzung in Betracht kommt. Er versteht unter Umformung nicht etwa das, was man sonst auch Umwandlung nennt, vielmehr ist es die Herstellung einer provisorischen (vorläufigen) Sprachform, welche der Sprachform der Muttersprache restlos entspricht, so dass durch diese Hilfe die Übersetzung mühelos von statten geht". Der Schüler soll z. B. übersetzen: „Ich hätte es tun können“. Da übersetzt einer: J'avais pouvoir le faire". Das kommt vom Übersetzen! Warum, meint er, sind die Fehler gemacht? Weil die hier in Betracht kommenden Formen ich hätte und können dem Schüler ihrem Wesen und ihrer Geltung nach unbekannt sind. Wird nun aber erklärt: ich hätte ist Konjunktiv des Präteritums mit konditionaler Bedeutung, also: ich würde haben, und können ist die starke Form des Partizipiums gekonnt, so formt der Schüler richtig um: ich hätte es tun können = ich würde haben gekonnt es tun und übersetzt demgemäss leicht und richtig: j'aurais pu le faire. Schön, aber unsere liebe deutsche Sprache?! Er führt sein Verfahren nun durch Formenlehre und Syntax durch und berücksichtigt mehrdeutige Begriffe wie aller, devoir, falloir etc., die pronominalen Zusammensetzungen beim Verb, die Praeterito-Praesentia mit Infinitiv, bei der Syntax die Hervorhebung der Begriffe, die Umformungen beim Periodenbau und Phraseologisches. Wer Wert auf das Übersetzen in die Fremdsprache legt, wird mancherlei Anregung und Belehrung aus dem Schriftehen ziehen.

=

Auf französische freie Arbeiten gründet sich ein Aufsatz von W. WÄCHTER2). Die von ihm gesammelten „Germanismen in französischen Schüleraufsätzen" bieten mehr, als der Titel verspricht. Aus einer grossen Anzahl französischer Aufsätze, natürlich deutscher Schüler, ist eine reiche Ausbeute von Fehlern zusammengetragen worden,

1) Progr. der Vorstädtischen Realschule zu Königsberg i. Pr. 16 S. 2) Progr. des RG. in Magdeburg, 30 S.

die auf einer verkehrten Übersetzung oder wenigstens Wiedergabe besonders von Fremdwörtern beruhen. Die Irrtümer gehen vorwiegend aus dem eben noch nicht genügend ausgebildeten Sprachgefühl der Schüler hervor. Der Verfasser gibt ein reichhaltiges Verzeichnis der deutschen Ausdrücke nebst der unrichtigen französischen Wiedergabe unter Beifügung des richtigen Ausdruckes, mit Beispielen; auch wird, wo nötig, angeführt, was das von dem Schüler gebrauchte Wort, wenn es überhaupt existiert, im Französischen bedeutet. Die Liste hätte natürlich noch bedeutend vermehrt werden können, wenn der Verfasser sich nicht auf die ihm in der Praxis vorgekommenen Fälle beschränkt hätte. Im weiteren werden die Germanismen bei Eigennamen, im Gebrauch besonders der Abstrakta, der Komposita u. dgl. behandelt; besonders der letzte Teil der Arbeit gibt beachtenswerte stilistische Winke. Die Erweiterung der Arbeit als besonderes Buch wäre mit Dank zu begrüssen.

Eine andere Programmabhandlung, von H. BREIMEIER: „Eigenheiten des französischen Ausdrucks und ihre Übersetzung ins Deutsche❝3), ist eine fleissige Arbeit, welche in bescheidenen Grenzen eine vergleichende Stilistik des Französischen und Deutschen gibt. Ein eingehendes Studium der Schrift kann dazu beitragen, den durch das Übersetzen der Muttersprache zugefügten Schaden zu vermindern.

wird dieser Nachteil freilich auch hierdurch nicht beseitigt werden. Wer das Übersetzen nicht entbehren zu können glaubt, wird gut tun, diese und ähnliche Schriften fleissig zu studieren, um die schöne deutsche Sprache nicht allzusehr zu misshandeln.

In den Mitteilungen des Neuphilologischen Vereins zu Helsingfors bespricht A. WALLENSKÖLD) die Verwendung der sogenannten Stammformen zur leichteren Einprägung der unregelmässigen Verba. Er weist den Vorschlag A. ROSENDAHLS (in seinem Lärobok i Franska for nybör jare, Helsingfors 1995), statt der 1. pl. prés. das part. prés. anzunehmen, zurück. Es bleibt demnach bei den herkömmlichen „Stammformen“. Mancher Grammatiker kann sich hier ein Muster nehmen, wie man sich dabei auszudrücken hat; nicht etwa, wie man so häufig lesen muss: der Konjunktiv Präsens wird abgeleitet von der 3. plur. Ind. Präs., sondern: ,,Le singulier et la 3 personne du pluriel du subjonctif présent ont le même radical que la 3e personne du pluriel de l'indicatif présent."

P. BRANSCHEID behandelt die,, Paschwörter" der französischen Sprache"). Er will ein ungefähres Bild von dem Umfange und der Bedeutung einer Wortbildungserscheinung entwerfen, die er als Doppelsatz bezeichnet. Er versteht darunter ein zweimaliges Setzen desselben Lautes, derselben Lantgruppe, desselben Wortes oder Begriffes, durch welches man die Aufmerksamkeit zu fesseln beabsichtigt, wie z. B. ei ei, so so u. ä. In dieser Abhandlung nun soll das Wort „Doppelsatz“ mit ,,Strenger Einengung nur auf solche Lautgruppen und Wörter bezogen werden, die, unmittelbar zweimal aneinander gefügt, ein neues Wort der Sprache mit eigner Bedeutung ergeben, wie cri-cri u. dgl. Die so gebildeten Wörter nennt er „Paschwörter", nach einer beim Würfelspiel ge

3) Progr. d. G. zu Clausthal, 48 S. 4) Nr. 7-8, S. 155–158. 5) Progr. d. G. zu Schleusingen, 16 S.

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